Hohenfurth (Vyšší Brod)

Stift Hohenfurth (Klášter Vyšší Brod)

Blick auf Ortschaft mit Kirche und Stiftsgebäuden, Schwarz-Weiß-Foto
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Hohenfurth / Vyšší Brod, bis 1938 Tschechoslowakei, 1938–1945 Oberdonau, 1945–1992 Tschechoslowakei, seit 1993 Tschechische Republik

weitere Bezeichnungen: Zisterzienserstift Hohenfurth, Cisterciácký klášter Vyšší Brod

In Folge des Münchner Abkommens vom 29. September 1938 marschierten am 2. Oktober 1938 deutsche Truppen in das sogenannte Sudetenland, bis dahin Teil der Tschechoslowakei, ein. Am 20. November 1938 wurden die südböhmischen Bezirke Kaplitz und Krumau der zivilen Verwaltung des Gaus Oberdonau unterstellt. Zum nunmehrigen Kreis Kaplitz gehörte auch das 1259 gegründete, an der Moldau liegende Zisterzienserstift Hohenfurth. Bereits einen Tag später, am 21. November 1938, verhaftete die Gestapo Tečelin Jaksch, den Abt des Stifts. Sowohl seine loyale Haltung zum tschechoslowakischen Staat als auch der Umstand, dass er die bedeutendsten Kunstwerke des Stifts, neun Tafelbilder des sogenannten Hohenfurther Meisters aus der Zeit um 1350, in die Prager Staatsgalerie hatte auslagern lassen, brachten ihm eine sechsmonatige Gefängnisstrafe ein. Anfang 1939 übernahm ein Regierungskommissar des Gaus Oberdonau die Verwaltung des Stifts. Der Apostolische Stuhl unterstellte Hohenfurth, das bis dahin dem Bistum Budweis kirchlich zugeordnet war, 1940 der Diözese Linz. Am 17. April 1941 folgte die Aufhebung des Klosters durch die Gestapo Linz und die Beschlagnahme der klostereigenen Kunstsammlung. Noch im April 1941 berichtete der Gauleiter und Reichsstatthalter von Oberdonau August Eigruber nach München an den Führerbau, dass – neben der aufgehobenen Benediktinerabtei Kremsmünster – auch Stift Hohenfurth zur Bergung von Kunstwerken geeignet sei. Vier große und 20 mittlere Räume stünden dort zur Verfügung. Vorerst sollte sich die Unterbringung der Kunstwerke des "Sonderauftrags Linz" jedoch auf das Reichskunstdepot Kremsmünster konzentrieren.

Am 10. Februar 1943 übernahm Heinrich Klapsia, kommissarischer Leiter der Sammlung für Plastik und Kunstgewerbe des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien, die für das Kunstmuseum Linz vorgesehene Berliner Sammlung Mannheimer und ließ sie in Hohenfurth deponieren. Mit Herbst 1943 kamen kunstgewerbliche Objekte aus den entzogenen Sammlungen von Alphonse und Louis Rothschild sowie von Rudolf Gutmann hinzu, auch "gaueigene" Gemälde wurden hier geborgen. Im Frühjahr 1944 besichtigte eine dreiköpfige Delegation die "für die Zwecke der Unterbringung des Linzer Münzkabinettes in Betracht gezogenen Räume in Stift Hohenfurth". Der stellvertretende Leiter des "Sonderauftrags Linz" Gottfried Reimer sowie der Kulturbeauftragte des Gaus Oberdonau und zugleich Leiter der Kunst- und Kulturgeschichtlichen Abteilung des Landesmuseums in Linz (Heinrich) Justus Schmidt befürworteten den Transport des Münzbestandes von Kremsmünster nach Hohenfurth. Der Erste Direktor des KHM und Beauftragte für den "Sonderauftrag Münzen" Fritz Dworschak, der sich bei der Begehung durch seinen Mitarbeiter Günther Probszt hatte vertreten lassen, schlug stattdessen eine Umlagerung der Münzen und Medaillen innerhalb des Reichskunstdepots vom 2. Stockwerk ins Erdgeschoß vor, der Reimer jedoch nicht zustimmte. Im Juni 1944 übernahm die Spedition Bartz, vormals E. Bäuml, den "Transport des gesamten Kabinetts einschl. der Linzer Sammlung nach Hohenfurth", Ende Juli 1944 war die Übersiedlung abgeschlossen. Noch fehlende Möbel und Einrichtungsgegenstände für die Diensträume in Hohenfurth wurden beim Dorotheum angekauft, damit die Mitarbeiter des "Sonderauftrags Münzen" Günther Probszt und Leo Schindler die numismatischen Erwerbungen für das Linzer Kunstmuseum am Bergungsort katalogisieren konnten. Indessen wurden aus konservatorischen Gründen bereits einige Bestände (darunter die Sammlung Mannheimer) ins Salzbergwerk Altaussee verlagert. Schon im Herbst 1944 musste innerhalb von nur fünf Wochen auch die Evakuierung der Münz- und Medaillenbestände vorbereitet werden. Günther Probszt und Leo Schindler verpackten die zuvor in Münzkästen gelagerten Objekte in 31 eigens angefertigte kleine Kistchen und deponierten diese im Kreuzgang des Stiftes. Die Einrichtung eines Wehrmachtslazaretts im Obergeschoß beengte die räumlichen Verhältnisse in Hohenfurth, auch die personelle Situation verschlechterte sich, ab Neujahr 1945 gab es keine Aufseher mehr vor Ort. Am 28. Februar 1945 befanden sich noch 15.018 für das Linzer Münzkabinett registrierte Münzen und 7.878 Medaillen aus Silber und unedlen Metallen in Hohenfurth. Die Goldmünzen – ein Bericht vom 3. Jänner 1945 hatte 1.491 "verzettelte" Goldmünzen aus Mittelalter und Neuzeit erwähnt – waren zu diesem Zeitpunkt offenbar schon ausgelagert worden. Der Abtransport von 27 der 31 Münzkisten sowie von einer Bücherkiste und von zwei antiken Münzkästen des Stiftes St. Florian erfolgte erst am 10. April 1945 nach Altaussee, neun Tage später wurden 34 Bücherkisten und am 28. April 1945 schließlich die restlichen Münzen und Bücher sowie zwei neu angekaufte Münzkästen aus Hohenfurth abgeholt.

Am 6. Mai 1945 erreichten US-Streitkräfte Hohenfurth, die zum Schutz der noch im Stift deponierten Kunstgüter eine Offizierswache einrichteten. Hohenfurth lag nach dem Kriegsende in der wiedererrichten Tschechoslowakei. Im Juni und Juli 1945 transportierte die 3rd US Army mehr als 1.000 Objekte in den Central Collecting Point nach München. Leo Schindler hatte mit den letzten Umbergungen Hohenfurth verlassen. Günther Probszt blieb hingegen auch nach Kriegsende noch vor Ort und wurde mit der Rückführung der numismatischen Bestände aus österreichischem Besitz betraut. Im Juni 1945 konnte er noch für eine Besprechung nach Linz reisen, in der Folge untersagten ihm die tschechoslowakischen Behörden dies und er sollte erst im September 1947 eine Ausreisebewilligung erhalten. Dem im Juni 1945 zurückgekehrten Abt Jaksch gelang es nur für kurze Zeit das Ordensleben in Stift Hohenfurth zu reaktivieren. Nach der Machtübernahme der Kommunistischen Partei 1948 verließ er die Tschechoslowakei endgültig, 1950 erfolgte die zweite Klosteraufhebung. Wie die jüngere Provenienzforschung zeigte, war die Restitution der Hohenfurther Kunst- und Münzsammlung nur zum Teil erfolgt: in der Nachkriegszeit hatte das österreichische Bundesdenkmalamt mehr als 3.300 Münzen und Medaillen sowie Archivalien, Bücher und ein Gemälde in treuhändische Verwaltung übernommen. Lediglich drei Inventare und ein Buch wurden zurückgegeben, der wesentlich größere Teil, darunter das Porträt des Abts von Hohenfurt Quirin Mickl, wurde in der Mauerbach-Auktion 1996 versteigert.

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Publikationen zur Person / Institution

Caroline Damianová, Die Kunstsammlung Adolf Hitlers in Tschechien, Bachelor-Arbeit Karlsuniversität Prag 2013.

Jiři Franc, Vyšši Brod / Hohenfurth. Das bewegte Schicksal der Kunst im Zentrum der Peripherie, in: Alte Spuren, neue Wege. Landesausstellung Oberösterreich & Südböhmen, Linz 2013, 347–360.

Otto Fritscher, Kontroversen um den "Mauerbach-Schatz". Die Restitutionsverfahren von 1969 bis 1986, Wien 2012.

Johann Großruck, Vermögensentzug und Restitution betreffend die oberösterreichischen Stifte mit den inkorporierten Pfarren (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich 22/4), Wien-München 2004, URL: hiko.univie.ac.at/PDF/22-4.pdf (3.12.2020).

Josef Hüttl, Das Generalvikariat Hohenfurth als Verwaltungsbereich der Diözese Linz (1940–1946), in: 73. Jahresbericht des Bischöflichen Gymnasiums Kollegium Petrinum in Urfahr-Linz an der Donau, Schuljahr 1976/77, 3–38.

Birgit Kirchmayr/Friedrich Buchmayr/Michael John, Geraubte Kunst in Oberdonau (Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus 6), Linz 2007.

P. Canisius L. Noschitzka (OCist), Das Zisterzienserstift Hohenfurth in Böhmen, in: Stift Rein 1179–1979. 850 Jahre Kultur und Glaube, Festschrift zum Jubiläum. Herausgegeben von Abt Paulus Rappold unter Mitarbeit von Karl Amon, Helmut Mezler-Andelberg, Norbert Müller, Ileane Schwazkogler, Rein 1979, 293–307.

N. N., Geschichte, in: Website Zisterzienserkloster Hohenfurth, URL: www.klastervyssibrod.cz/Geschichte[de] (3.12.2020).

Hans Rödhammer, Das Generalvikariat Hohenfurth 1940–1946, in: Oberösterreichische Heimatblätter (1974) 1/2, 57–74.

Leonhard Weidinger, The Mauerbach Stock – Where did the So-Called Ownerless Objects Come From?, in: Olivia Kaiser/Christina Köstner-Pemsel/Markus Stumpf (Hg.), Treuhänderische Übernahme und Verwahrung. International und interdisziplinär betrachtet (= Bibliothek im Kontext 3), Göttingen 2018, 71–83, URL: www.vr-elibrary.de/doi/pdf/10.14220/9783737007832.

Archivalien

BArch Koblenz, B 323/7, 323/11, 323/123, 323/164, 323/491,  323/572.

BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 13/2, M. 4

KHM-Archiv, Bergungsakten: XIII 14; Direktionsakten: 75/ED/1943, 95/ED/1943, 2/XVI/ED/1945, 54/ED/1946; I 97, I 100, I 102, I 103, I 456.