Wolfgang Gurlitt wurde am 15. Februar 1888 als Sohn des Kunsthändlers Fritz Gurlitt (1853–1893) und dessen Ehefrau Anarella, née Im-Hof (1858–1935), geboren. Sein Vater betrieb die in Berlin, Behrenstraße 29 ansässige Galerie Fritz Gurlitt, deren Geschäfte nach dessen Tod im Februar 1893 der Galerieteilhaber Willy Waldecker fortführte. 1912 übernahm Wolfgang Gurlitt die Kunsthandlung, die zu diesem Zeitpunkt bereits in geschäftlichen Beziehungen zur Wiener Kunstszene stand: So war Waldecker etwa spätestens ab 1912 und Wolfgang Gurlitt spätestens ab 1914 in direktem Kontakt mit Egon Schiele, wobei Gurlitt schon ab diesen frühen Jahren nicht nur als Kunsthändler, sondern auch als Sammler aufgetreten sein dürfte. Ab 1918 fungierte Gurlitt als alleiniger Inhaber der Galerie und heiratete im selben Jahr Karoline Julia (genannt Juliette) Goob. Zudem lernte er in dieser Zeit die aus Ungarn stammende Lilly Agoston (1894–1950) kennen, die ihn Zeit ihres Lebens begleiten sollte. Gurlitt lebte mit seiner Ehefrau, deren älterer Schwester und Lilly Agoston am Berliner Matthäikirchplatz 7 zusammen. Zugleich ging er ab Ende der 1920er-Jahre mit seiner wesentlich jüngeren Sekretärin Käthe von Salzen (née Lange, 1900–1976) eine Liebesbeziehung ein. Nach der Scheidung von seiner ersten Ehefrau heiratete er von Salzen am 20. Mai 1937.
Aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Großmutter Elisabeth Gurlitt (née Lewald, 1823–1909) galt Gurlitt unter dem NS-Regime als "Mischling 2. Grades" bzw. "Vierteljude". Dies hinderte ihn jedoch nicht daran, nach Möglichkeiten zu suchen, um von der NS-Kunst- und Kulturpolitik zu profitieren, allerdings mit nur mäßigem Erfolg. Sein Cousin, der ebenfalls als Kunsthändler tätige Hildebrand Gurlitt (1895–1956) sollte dabei weitaus erfolgreicher sein. So war Wolfgang Gurlitt gemeinsam mit Lilly Agoston als Käufer von "entarteter Kunst" im In- und Ausland tätig. Agoston sah sich aufgrund ihrer jüdischen Herkunft im Frühjahr 1939 allerdings dazu gezwungen, in ihre Heimatstadt Budapest zu fliehen. Erst eine von Wolfgang Gurlitt arrangierte Scheinehe zwischen ihr und dem dänischen Staatsbürger Hans Peter Christiansen ermöglichte es ihr 1940 nach Berlin zurückzukehren. Im selben Jahr erwarben Käthe und Juliette Gurlitt gemeinsam eine Villa in Bad Aussee, Reitern 38, die im Laufe der 1940er-Jahre zum Lebensmittelpunkt der Familie werden sollte. Gurlitt veranstaltete weiterhin Ausstellungen in seinen Berliner Räumlichkeiten und beteiligte sich an der Erwerbung von entzogenen Kunstwerken, so etwa im Wiener Dorotheum. Dort kaufte er beispielsweise bei der 471. Kunstauktion im Februar 1942 das Schiele-Gemälde Stadt am Fluss/Krumau 1916, das von der Vugesta eingebracht worden war und aus dem entzogenen Eigentum der geflüchteten Daisy Hellmann stammte. Ab 1941 intensivierte Gurlitt zudem seine Bemühungen um Beteiligung an den lukrativen Geschäften rund um den sogenannten "Sonderauftrag Linz". Mit seinen Anstrengungen scheiterte er sowohl bei Hans Posse, mit dem ihn eine jahrelange Bekanntschaft verband, als auch bei dessen Nachfolger Hermann Voss, da diesen die Qualität der von ihm angebotenen Kunstgegenstände nicht genügte. Bereits im Juni 1943 hatte Gurlitt seinen und den Kunstbesitz von Lilly Christiansen nach Bad Aussee verlagert. Nach der Rückkehr von einer Einkaufs-Reise für den "Sonderauftrag Linz" im Elsass hielten sich beide wieder in Berlin auf, als in der Nacht vom 22. auf den 23. November 1943 sowohl die Wohnung als auch die Galerie samt Geschäftsunterlagen und verbliebenen Kunstobjekten bei einem Luftangriff zerstört wurden.
Nunmehr von Bad Aussee aus beteiligte sich Gurlitt weiterhin am Handel mit Kunstgegenständen und bemühte sich erfolglos um eine Anstellung bei der Bergung der für das Führermuseum Linz erworbenen Kunstgegenstände, um so einer Einberufung zur Wehrmacht zu entgehen. Vor Ort erweiterte er sein persönliches Netzwerk, lernte im Ausseer Umfeld etwa Herbert Seiberl, den damaligen Leiter des Institutes für Denkmalpflege, oder auch den damaligen Kulturbeauftragten des Gaues Oberdonau Justus Schmidt (1903–1970) kennen. Schmidt war es auch, der nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges als nunmehriger Kunstreferent der oberösterreichischen Landesregierung der Stadt Linz den Vorschlag machte, eine Galerie moderner Kunst basierend auf der Privatsammlung Gurlitts einzurichten. Einen diesbezüglichen Vertrag schloss die Stadt Linz mit Gurlitt im Juli 1946 ab. Gurlitt stellte der damit gegründeten Neuen Galerie die Kunstwerke seiner Sammlung unentgeltlich als Leihgaben zur Verfügung und stand ihr selbst als ehrenamtlicher Leiter vor. Die Eröffnung erfolgte am 23. Oktober 1948. Mit der Stadt Linz hatte sich Gurlitt auf deren Titulierung Neue Galerie der Stadt Linz, Gründer und Leiter Wolfgang Gurlitt geeinigt. Ab 1949 trat Gurlitt in Verkaufsverhandlungen mit der Stadt Linz, die schließlich mit dem im Jänner 1953 geschlossenen Kaufvertrag 76 Gemälde und 33 Grafiken um rund 1,4 Millionen Schilling von Gurlitt ankaufte. Aufgrund weiterer Erwerbungen bei Gurlitt sollte sich die Summe bis 1956 auf rund 1,85 Millionen Schilling belaufen. Der rege Betrieb seiner 1950 in München, Galeriestraße 2b neu gegründeten Kunsthandlung führte dazu, dass sich Gurlitt zusehends von Lilly Christiansen und nach deren überraschendem Tod im September 1950 von seinem langjährigen Mitarbeiter Walter Kasten (1902–1984) in Linz vertreten ließ. Mit 31. Jänner 1956 musste er schließlich die Leitung der Neuen Galerie zurücklegen, die in weiterer Folge Kasten übernehmen und bis 1973 innehaben sollte. Anfang der 1960er-Jahre sah sich Gurlitt aufgrund finanzieller Schwierigkeiten dazu gezwungen, seine Egon Schiele-Sammlung u. a. über die Galleria Galatea in Turin zu verkaufen. Nach dem Tod Gurlitts am 26. März 1965 führte seine Witwe Käthe Gurlitt die Galerie zusammen mit dem Mitarbeiter Andreas Bartsch fort, der diese im Jahr 1977 endgültig auflöste.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Kunstwerke mit Provenienz Wolfgang Gurlitt nicht nur in den Bestand der Neuen Galerie in Linz, sondern auch in andere öffentliche Sammlungen wie die Österreichische Galerie, die Albertina oder das Leopold Museum gelangt. Diese sahen sich, wie auch schon davor Gurlitt selbst, mit der Frage nach der zum Teil problematischen Herkunft einzelner Werke konfrontiert. Nach frühen (erfolglosen) Rückstellungsverfahren etwa von Daisy Hellman Ende der 1940er Jahre, sollte insbesondere die mit Ende der 1990er-Jahre beginnende NS-Provenienzforschung schließlich zu Rückgaben von Kunstgegenständen an die ursprünglichen EigentümerInnen bzw. deren RechtsnachfolgerInnen führen. So beschloss die Stadt Linz die Restitution von Werken, die sie in den 1950er-Jahren von Gurlitt angekauft hatte, an die ErbInnen nach Fritz Loewenthal (1999), Daisy Hellmann (2003), Aranka Munk (2009), Harry Fuld junior (Vergleich 2011), Oskar und Malvine Reichel (2012) und Jean und Ida Baer (2014). Der österreichische Kunstrückgabebeirat empfahl 2011 die Restitution eines Ölgemäldes von Walter Leistikow aus dem Bestand der Österreichischen Galerie, das diese 1944 von Gurlitt angekauft hatte, an die RechtsnachfolgerInnen nach Ella Lewenz. Im selben Jahr einigte sich die Leopold Museum – Privatstiftung in einem Vergleich mit den RechtsnachfolgerInnen nach Oskar Reichel bezüglich drei Gemälden von Anton Romako, die von Rudolf Leopold bei Gurlitt erworben und in den Bestand des 1994 gegründeten Museums eingebracht worden waren. Bis heute sind mit Gurlitt in Zusammenhang stehende Kunstwerke Gegenstand der Provenienzforschung.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit Julia Eßl und Anneliese Schallmeiner.