Die Künstlerin und Restauratorin Marianne Adler war die Tochter des Journalisten Heinrich Adler und der Grafikerin Maria Adler sowie die Nichte des berühmten österreichischen Sozialdemokraten Victor Adler. Kunstwerke von Adler, die die Wiener Kunstschule für Frauen und Mädchen besucht hatte, wurden 1908 in der Wiener Kunstschau, einer von der Gruppe um Gustav Klimt und Josef Hoffmann gestalteten Kunst- und Kunsthandwerksausstellung im Wiener Konzerthaus, ausgestellt. Einige ihrer Arbeiten war noch in den 1980er-Jahren in Schloss Leopoldskron zu sehen, und erst 2010 wurde eine Kohlezeichnung von ihr am Kunstmarkt angeboten. Seit Mai 1926 war Marianne Adler in der Restaurierwerkstätte des Kunsthistorischen Museums in Wien angestellt. Bereits am 16. März 1938 wurde sie vom Kommissarischen Leiter Fritz Dworschak vom Dienst enthoben. Der nach dem "Anschluss" neu ernannte Direktor der Gemäldegalerie Ludwig Baldass berichtete, dass ihre Arbeitsleistungen in technischer und künstlerischer Beziehung ausgezeichnet seien, sie aber "ungewöhnlich langsam" gearbeitet habe. Mit Wirksamkeit vom 1. April 1938 wurde Adler gekündigt, als Grund wurde "nicht erzielter Arbeitserfolg einer Vertragsbediensteten trotz Ermahnung“ (BGBl. II 1934/312) angeführt. Adler stand eine Kündigungsfrist von fünf Monaten zu. Auch spielten "rassische Gründe" eine Rolle, ihr Vater war 1884 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten. Unterstützung bei ihrer Emigration erfuhr sie in der Folge durch Kenneth Clark, den Direktor der National Gallery in London, der sie eine Zeitlang als Restauratorin beschäftigte. Das Life Magazin widmete ihr im Dezember 1940 einen eigenen Artikel, der ihre Entdeckungen im Zuge der Restaurierung des Bildes "Ecce Homo" von Urban Görtschacher zum Thema hatte. Zu diesem Zeitpunkt lebte sie bereits als Mary Ann Adler in Kalifornien und arbeitete als Restauratorin für das Huntington Museum in San Marino, nahm aber auch Aufträge für andere Museen und Sammlungen an. Der Kontakt mit dem Kunsthistorischen Museum in Wien sollte nie vollständig abbrechen. So stand Adler in den 1950er-Jahren in Korrespondenz mit dem damaligen Direktor der Gemäldegalerie Ernst Buschbeck. Sie starb 1952 in Kalifornien.
Marianne Adler war mit dem jüdischen Kunstsammler Bruno Jellinek bekannt. Vor seiner Flucht im Frühjahr 1938 deponierte er einen Teil seiner Sammlung in ihrer Wohnung am Brahmsplatz. Am 17. Juni 1938 informierte das Devisenfahndungsamt die Zentralstelle für Denkmalschutz, dass für die Kunstsammlung eine Sicherungsanordnung gemäß § 24 der Devisenordnung für das Land Österreich verhängt und sie damit für die Ausfuhr gesperrt worden sei. Adler wurde angewiesen, die bei ihr deponierten Kunstgegenstände an die Spedition Caro & Jellinek abzuliefern. In weiterer Folge ersteigerten die Städtischen Sammlungen Wien 1941 einen Teil der Kunstsammlung im Dorotheum. Die Wiener Restitutionskommission entschied 2003, die Objekte an die RechtsnachfolgerInnen nach Bruno Jellinek zurückzustellen.