Nach einer Ausbildung an der Abteilung für ornamentale Schrift und Heraldik an der Akademie der bildenden Künste (1927–1930) und an der Kunstgewerbeschule in Wien (1931–1932) war Valerie Raschka als Schriftgrafikerin teils selbständig, teils im öffentlichen Dienst am Staatlichen Gewerbeförderungsinstitut in Wien tätig. Von 1940 bis 1942 arbeitete sie als Grafikerin in der Abteilung Bauwesen der Wiener Reichsstatthalterei, ab Juni 1942 im Kunsthistorischen Museum (KHM), zunächst als Grafikerin für Beschriftungen, später als technische Restauratorin. Sie war weiters im zuvor beschlagnahmten und enteigneten Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg beschäftigt, das ab Herbst 1942 Bergungsort für Kunst- und Kulturgut, vor allem für die Sammlungen des KHM war. In Klosterneuburg fertigte sie eine Kopie des Verduner Altar an. Ab Jänner 1943 betreute sie die im Stift geborgenen Objekte, so kontrollierte sie den Zustand der dort eingelagerten Gemälde und erledigte die notwendigen restauratorischen Arbeiten. 1944 war sie zusätzlich in der Restaurierwerkstatt der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums tätig. Valerie Raschka war von 1938 bis 1940 Parteianwärterin, ab 2. Mai 1941 Mitglied der NSDAP (Nr. 6, 226.974). 1945 galt sie zwar nach § 4 Verbotsgesetz als registrierungspflichtig, konnte jedoch gemeinsam mit 13 BeamtInnen und Vertragsbediensteten im KHM verbleiben und galt laut Bescheinigung des Magistratischen Bezirksamtes als minderbelastet. Ein Bericht des Museums an das Bundesministerium für Unterricht nach Kriegsende betonte ihre "außergewöhnlich begabte Arbeitskraft", Ersatz für sie wäre nicht zu beschaffen, zudem habe sie sich "in keinster Weise politisch betätigt, sondern immer nur ihre gegnerische Einstellung gezeigt". Raschka arbeitete bis 1971 als technische Restauratorin im KHM. Ihre Arbeitsschwerpunkte lagen im Bereich der italienischen und flämischen Barockmalerei. Anlässlich der Verleihung des Professoren-Titels auf Antrag der damaligen Direktorin der Gemäldegalerie Friderike Klauner 1971 wurde hervorgehoben, dass sie als einzige der SchülerInnen von Josef Hajsinek eine "neue Form der künstlerischen Restaurierung ins Leben gerufen" habe.
Valerie Raschka
Susanne Hehenberger/Monika Löscher, "Geheime" Bergungsorte: das Rothschildsche Jagdschloss Steinbach bei Göstling (Jagd), die Kartause Gaming (Schloss), das aufgelassene Stift Klosterneuburg (Stift) und das Salzbergwerk Lauffen bei Bad lschl (Berg). Arbeitsalltag-Sicherheitsvorkehrungen- Rückbergungen, in: Pia Schölnberger/Sabine Loitfellner (Hg.), Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 6), Wien-Köln-Weimar 2016, 35–68, URL: doi.org/10.7767/9783205201564-004.
Susanne Hehenberger/Monika Löscher, Akteurinnen und Akteure im Kunsthistorischen Museum Wien: Personelle Kontinuitäten und Brüche 1933/34 – 1938 – 1945, in: Tanja Baensch/Kristina Kratz-Kessemeier/Dorothee Wimmer (Hg.), Museen im Nationalsozialismus: Akteure – Orte – Politik, Köln 2016, 129–146.
KHM-Archiv, Direktionsakten, 3/KORR/1942; III 1403, PA Valerie Raschka.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Valerie Raschka.