Klosterneuburg, Stift

Stift Klosterneuburg

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Stiftsplatz 1, Klosterneuburg

weitere Bezeichnungen: Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg, Deckname "Stift"

Im Juni 1941 wurde das beschlagnahmte und später enteignete Augustiner-Chorherrenstift mitsamt seiner Kunstsammlung der Verwaltung des Kunsthistorischen Museums in Wien unterstellt. Die Klosterneuburger Kunstwerke, in Sonderinventaren katalogisiert, verblieben geschlossen vor Ort. Die Keller- und Tiefgeschoßräume des Stifts ließ Fritz Dworschak mit Belüftungs- und Heizungsanlagen ausstatten. Ab Herbst 1942 wurde hier Kulturgut eingelagert, wodurch Klosterneuburg zu einem der größten Bergungsorte für das Kunsthistorische Museum avancierte. Zu den ersten Einlagerungen zählten Bestände der Museumsbibliothek und der Schatzkammer, später kamen Objekte aus den anderen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums, außerdem Akten des Naturhistorischen Museums, Archivalien der Gemeinde Wien, Teppiche aus dem Kunstgewerbemuseum, Gemälde und Gobelins aus der Liechtensteinschen Sammlung, Glasfenster aus Schloss Laxenburg, Sammlungsbestände aus dem Stift und aus dem Städtischen Museum Klosterneuburg, Gemälde aus dem Heeresmuseum und ein Barockprunkschrank aus dem Berliner Schlossmuseum hinzu. Nicht immer friktionsfrei gestaltete sich die aus Sicherheitsgründen notwendige räumliche Abgrenzung von anderen NutzerInnen des Gebäudekomplexes: im Altstift waren Schulräume und Wohnungen untergebracht, und das seit 1941 bestehende Lazarett benötigte mit fortschreitender Kriegsdauer mehr Raum im Stift. Neben dem nur vom sogenannten Kaiserhof zugänglichen Luftschutzkeller, der den MuseumsmitarbeiterInnen und den Verwundeten des Lazaretts vorbehalten war, wurde im Sommer 1944 ein allgemeiner Luftschutzraum in den Weinkellern eingerichtet. Ende 1944 wurde Bergungsgut wieder nach Wien zurückgebracht und zum Teil auch nach Lauffen weiterverlagert. Noch Anfang April 1945 berichtete Dworschak an das zuständige Referat Z/GK des Reichsstatthalters in Wien, dass die Umbergungen in vollem Gange seien, wenige Tage später trafen die ersten sowjetischen Truppen im Stift Klosterneuburg ein. Ende April 1945 kehrten die ersten Chorherren zurück, im Mai war das Stift wieder in Händen des Ordens. Eine Woche nach Kriegsende kamen Vertreter der Stiftsverwaltung und des Kunsthistorischen Museums überein, dass die Bergung so lange aufrecht zu erhalten sei wie notwendig. Das Gros der Rücktransporte erfolgte bis Ende 1945, doch verblieben einige der nach Wien zurückgebrachten Museumsobjekte, wie ein Kurator Ende 1954 festhielt, danach noch jahrelang in den Bergungskisten.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Herbert Haupt, Jahre der Gefährdung. Das Kunsthistorische Museum 1938–1945. Wien 1995.
Herbert Haupt, Getroffen, doch nicht vernichtet. Das Kunsthistorische Museum im Kriegjahr 1945. Eine Chronologie der Ereignisse in Bildern. Wien 2005.
Herbert Haupt, Die Rolle des Kunsthistorischen Museums bei der Beschlagnahme, Bergung und Rückführung von Kunstgut in den Jahren 1938–1945, in: Theodor Brückler (Hg.), Kunstraub, Kunstbergung und Restitution in Österreich. 1938 bis heute. Wien 1999, 53–75.

Susanne Hehenberger/Monika Löscher, "Geheime" Bergungsorte: das Rothschildsche Jagdschloss Steinbach bei Göstling (Jagd), die Kartause Gaming (Schloss), das aufgelassene Stift Klosterneuburg (Stift) und das Salzbergwerk Lauffen bei Bad lschl (Berg). Arbeitsalltag – Sicherheitsvorkehrungen – Rückbergungen, in: Pia Schölnberger/Sabine Loitfellner (Hg.), Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 6), Wien-Köln-Weimar 2016, 35–68, URL: doi.org/10.7767/9783205201564-004.

Robert Rill, Geschichte des Augustiner-Chorherrenstiftes Klosterneuburg 1938 bis 1945. Wien, Salzburg 1985.

Archivalien

BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 4/1, M. 4, Kunsthistorisches Museum 1939–1943, M 5, Kunsthistorisches Museum 1943–1949; K. 6/1, M. 35, Bergungsorte in Wien J–Z: Klosterneuburg;.

KHM-Archiv, Direktionsakten: 1/ED/1944; 1/ED/1945; Bergungsunterlagen: XIII 81, XIII 82, XIII 18, XIII 24.
KHM-Archiv, Typoskript: Mathilde Pfannl, Das Kunsthistorische Museum im Zweiten Weltkrieg. Erinnerungen aus meiner Dienstzeit, Wien 1981.