Radó, Géza

Géza Radó

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30.7.1870 Raab (Győr) – 22.12.1941 Wien

Der in Ungarn geborene Géza Radó war jüdischen Glaubens und lebte mit seiner ebenfalls der Israelitischen Kultusgemeinde angehörenden Frau Pauline, née Blau, seit spätestens 1902 in Wien. Ab 1910 war er Mitinhaber der Firma Radó & Zeisler und ab 1915 Alleininhaber des in der Rotenturmstraße 6 in Wien 1 ansässigen Unternehmens, das mit "Gold-, Silber-, und Chinasilberwaren sowie neuen Bronzen, Leder-, Galanterie- und Bijouteriewaren" handelte. Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten musste Radó seine Firma aber im August 1937 auflösen.

Radó war tschechoslowakischer Staatsbürger und daher bis zur Besetzung der Tschechoslowakei durch das nationalsozialistische Deutsche Reich zunächst noch vor manchen Formen der Repression geschützt. Géza Radó und seine Gattin mussten jedoch im Herbst 1939 die langjährige Wohnung in Wien 1, Rathausplatz 8 aufgeben, wobei Géza Radó betonte, dass dies "durch die Verhältnisse bedingt" sei. Er bezog sich damit vermutlich auf die seit Mai 1939 verstärkten Maßnahmen des NS-Regimes zur Verdrängung von JüdInnen aus Mietwohnungen, die auf eine Trennung von der nichtjüdischen Bevölkerung abzielten. Radó musste daher nach eigenen Angaben vieles aus seinem Eigentum veräußern, ohne diese Gegenstände näher zu spezifizieren, weshalb auch nicht bekannt ist, ob damit eine Kunstsammlung gemeint war. Ende August 1939 wandte sich Rádo an das Wiener Heeresmuseum und bot diesem ein Triptychon eines unbekannten Künstlers mit Manöverszenen zum Kauf an. Ihm war zuvor von unbekannter Seite empfohlen worden, das Bild vor einer Abgabe an einen privaten Interessenten zunächst dem Museum anzubieten. Direktor Alfred Mell erwarb das Bild zu dem von Radó vorgeschlagenen Preis von 200 Reichsmark. Zuletzt lebte das Ehepaar Radó im Dezember 1941 in einer Sammelwohnung in der Zirkusgasse 27, Wien 2. Hier verstarb Géza Radó am 22. Dezember 1941. Pauline Radó wurde am 20. Juni 1942 nach Theresienstadt und am 23. September 1942 nach Treblinka deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet. Die gemeinsame Tochter Lily (auch Lilly) war bereits im Jahr 1932 verstorben.

Auf Grundlage eines Dossiers des Heeresgeschichtlichen Museums/Militärhistorischen Instituts sprach der Kunstrückgabebeirat in seiner Sitzung vom 5. Oktober 2017 die Empfehlung aus, das Gemälde an die RechtsnachfolgerInnen nach Géza Radó rückzuübereignen.

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Publikationen zur Person / Institution

Beiratsbeschluss Geza Rado, 5.10.2017, URL: provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Rado_Geza_2017-10-05.pdf (23.3.2022).

Index der Jüdischen Matriken Wien und NÖ, URL: www.genteam.at (23.3.2022).

N. N., Lehmann's Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- und Gewerbe-Adreßbuch für die k. k. Reichs-Haupt- und Residenzstadt Wien nebst Floridsdorf und Jedlersdorf. Bd. 1902–1918, Wien 1902–1918. 

N. N., Wiener Adreßbuch. Lehmanns Wohnungsanzeiger, Bd. 1936–1938, Wien 1936–1938.

Archivalien

HGM, DionReg, K. "COR 1939 Nr. 412–559", Zl. 438/1939.

WStLA, BG Innere Stadt, 28 A 48/42, Verlassenschaft Geza Rado.
WStLA, Handelsgericht Wien, B76 Handelsregister A, A 16, 65, Radó & Zeisler.
WStLA, Handelsgericht Wien, B76 Handelsregister A, A 30, 83, G. Radó.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Geza Rado.