Rudolf Bittmann, 1880 in Wien geboren, war der einzige Sohn von Marie Mathilde und Ignaz Bittmann, einem erfolgreichen Textilunternehmer. Dieser hatte als Wäsche- und Wirkwarenerzeuger den Aufstieg zum k. k. Hof- und Kammerlieferanten geschafft und das Kinder- und Damenmodenpalais Bittmann in der Kärntnerstraße 12 in der Wiener Innenstadt gegründet. Am 10. Jänner 1905 trat Rudolf Bittmann als Prokurist in die väterliche Firma ein. Zwei Monate später, am 14. März 1905, heiratete er Martha Katz im Wiener Stadttempel. Das Paar bekam drei Söhne: Hans (1905), Otto (1906) und Karl (1910). Nach dem Tod seines Vaters 1913 übernahm Rudolf Bittmann die Leitung des Geschäfts. Als Kunstkenner und -liebhaber baute er sich eine kleine Kunstsammlung auf, deren Schwerpunkt auf Gläsern sowie Miniaturen lag, aber auch Silber, Porzellan, ein paar Gemälde, Bücher und Schmuck umfasste. Bei der Ausstellung von Gläsern des Klassizismus, der Empire- und Biedermeierzeit 1922 im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, dem heutigen MAK, fungierte er als Leihgeber, ebenso bei der Internationalen Miniaturen-Ausstellung in der Albertina 1924 sowie bei den Ausstellungen Die schöne Wienerin 1930 und Das Wiener Kind 1931 in der Galerie Neumann & Salzer. 1934 gehörte er dem Ausstellungskomitee der in der Londoner Dorland Hall stattfindenden Austrian National Exhibition of Industry, Art, Travel, Sport an. Im selben Jahr erhielten Otto und Karl Bittmann die Prokura des väterlichen Betriebs.
Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 waren Rudolf Bittmann und seine Familie Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. Das Kindermodengeschäft wurde "arisiert", und um die vom NS-Regime auferlegten Abgaben bezahlen zu können, war Rudolf Bittmann gezwungen, nicht nur sein Haus in der Kupferschmiedgasse 2/Ecke Kärntnerstraße zu verkaufen, sondern auch seine laut Vermögensanmeldung auf einen Wert von etwas mehr als 41.000 Reichsmark geschätzte Kunstsammlung beim Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller Wien veräußern zu lassen. Das Staatliche Kunstgewerbemuseum erwarb auf der betreffenden Auktion am 8. und 9. Dezember 1938 drei Gläser aus der Sammlung Bittmann: einen Glasbecher, gestaltet von G. Mohn, Wien 1812, einen Ranftbecher, gestaltet von A. Kothgasser, Wien 1827 und ein Lithyalinglas mit Bronzefuß und -deckel, Böhmen, um 1830; die Albertina ersteigerte zwei Miniaturen auf Elfenbein: Moritz Daffinger, Damenbildnis und Robert Theer, Herrenbildnis und die Österreichische Galerie sicherte sich eine Miniatur von Moritz Daffinger, Bildnis der Gattin. Rudolf und Martha sowie ihr Sohn Otto Bittmann flüchteten nach Palästina, die Söhne Hans und Karl emigrierten nach Spanien bzw. Frankreich.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrten Rudolf und Martha Bittmann nach Wien zurück. 1956 gab die Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen dem Antrag auf Rückzahlung der 1939 erzwungenen Passabgabe an die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in der Höhe von knapp 21.000 Schilling statt, das Haus in der Kupferschmiedgasse 2 erhielt Rudolf Bittmann durch einen Rückstellungsvergleich im selben Jahr zurück. Den Verbleib seiner Kunstsammlung konnte das Bundesdenkmalamt 1957 nicht feststellen. Basierend auf den Ergebnissen der systematischen Provenienzforschung nach der Verabschiedung des österreichischen Kunstrückgabegesetzes 1998 empfahl der Kunstrückgabebeirat am 18. August 2000 die Rückgabe der drei aus der Sammlung Bittmann stammenden Miniaturen aus der Albertina und aus der Österreichischen Galerie Belvedere, am 8. Oktober 2013 die Rückgabe der drei Gläser aus dem MAK - Museum für angewandte Kunst. Die Restitutionen erfolgten 2013 und 2014.
Basierend auf der Forschung von Leonhard Weidinger