Franz Balke, der Kunstgeschichte an den Universitäten Tübingen, Berlin und Bonn studiert hatte, war nach dem Ersten Weltkrieg zehn Jahre lang als Lehrer und Erzieher tätig und führte ein eigenes Erziehungsheim in Cammin/Pommern. 1927 trat er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter in die Dienste der Pommerschen Provinzialverwaltung, um die neueren Abteilungen des Landesmuseums in Stettin einzurichten. Dort erlangte er 1930 den Status eines beamteten Kustos und wurde bereits im Jahr darauf zum Provinzialkonservator von Pommern ernannt. Mitte der 1930er-Jahre sah er sich allerdings gezwungen, aufgrund eines Konflikts mit der NSDAP-Gauleitung aus den Pommerschen Provinzialdiensten auszuscheiden, es folgte eine kurze Tätigkeit am Museum Krefeld. Nachdem er 1936 bis 1939 als künstlerischer Berater der deutschen Heeresverwaltung mit Sitz in Hannover angestellt gewesen war, bekam Balke 1939 eine Anstellung als Referent an der Zentralstelle für Denkmalschutz, weshalb er nach Wien übersiedelte. Hier war er für die Durchführung von Schätzungen von Kunstobjekten für das Denkmalamt verantwortlich und betätigte sich in der praktischen Denkmalpflege. 1942 erfolgte die Überstellung an die Österreichische Galerie (ÖG), wo er zuerst mit Tätigkeiten im Zusammenhang mit dem letztlich nie zustande gekommenen Prinz Eugen-Museum im Winterpalais betraut wurde, bevor man ihn zudem in die Bergungsaktionen einband. Hinter Balkes Ernennung zum Kustos 1944 stand dessen Förderer, Museumsdirektor Bruno Grimschitz, der allerdings seine Pragmatisierung aufgrund von Balkes fortgeschrittenem Alter nicht durchsetzen konnte. Neben seiner Beschäftigung an der ÖG betraute die Denkmalbehörde Balke im Juli 1945 mit den Agenden der Bergung und Repatriierung von Kunstgut unter deren Leiter Hugo Kaucig. Im Jahr darauf begann er als Experte für moderne Gemälde in der Kunstabteilung des Dorotheums und übernahm mit seiner Bestellung zum gerichtlich beeideten Sachverständigen für bildende Kunst 1948 die Besichtigung des Sammeldepots in Celle zur Feststellung von aus österreichischem Eigentum stammenden Kunstgütern. Als Balkes Dienstverhältnis 1954 aufgrund von Querelen mit Direktor Karl Garzarolli-Thurnlackh u. a. auf Grund seiner Beschäftigung im Dorotheum gekündigt wurde, sollte er wieder dem Bundesdenkmalamt zugewiesen werden, was jedoch auch nicht zustande kam. Balke war in der Folge freiberuflich als gerichtlich beeideter Sachverständiger für den Kunsthandel in Wien tätig. 1969 übersiedelte er in die Bundesrepublik Deutschland, wo er wenige Jahre später in Hamburg verstarb.
Franz Balke
Theodor Brückler/Ulrike Nimeth, Personenlexikon zur Österreichischen Denkmalpflege (1850–1990), Bundesdenkmalamt, Wien 2001.
Katinka Gratzer-Baumgärtner, Das Belvedere in Wien: zum Status der Provenienzforschung in der Bibliothek des Hauses, in: Bruno Bauer/Christina Köstner-Pemsel/Markus Stumpf (Hg.), NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit (= Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare 10), Graz-Feldkirch 2011, 391–412, URL: fedora.phaidra.univie.ac.at/fedora/objects/o:290050/methods/bdef:Content/download (3.12.2020).
Franz Balke, Der Bildhauer Fritz Wotruba, in: Die Zeit. Halbmonatsschrift für Kunst, Kultur und Politik (1948) 16, 16–18.
Franz Balke, Ein Kinderbildnis von Thomas Lawrence in der Österreichischen Galerie zu Wien, Stuttgart 1950.
Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien, PA Franz Balke; Zl. 24/1943; Zl. 44/1944; Zl. 69/1945; Zl. 152/1946, Zl. 3/1948, Zl. 309/1951; 272/1952; 131/1953; 649/1953.
BDA-Archiv, PA Franz Balke.
Dorotheum Wien, Einbringungsaufzeichnungen 1966.
OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 44.466, Franz Balke.