Baranyi, Karl

Karl Baranyi

Zeitungsannoce, links eine Zeichnung des Möbelhauses von außen, rechts der Text
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2.9.1895 Deutsch Liebau / Horní Libina, Böhmen – Todestag und -ort unbekannt

Karl Baranyi, der aus Böhmen stammte, meldete erstmals 1919 seinen Wohnsitz in Wien, wo er als Versteigerer im 7. Gemeindebezirk, Neubaugasse 68, tätig war, bis er 1932 aufgrund einer Gefängnisstrafe wegen Veruntreuung seine Konzession verlor. Der damit einhergehende Verlust seiner Geschäftsgrundlage veranlasste ihn dazu, nach Berlin zu übersiedeln, um im Kaffeehaus seiner Mutter Hedwig Baranyi zu arbeiten. Im Dezember 1938 kehrte er nach Wien zurück und trat als Geschäftsführer in den Betrieb seines Bruders Gustav Baranyi ein, welcher neben Möbeln auch mit Altwaren handelte und wiederum in der Neubaugasse 68 ansässig war. Ab 1935 war Karl Baranyi förderndes Mitglied der SS und ab 1938 Parteianwärter der NSDAP. Sein Mitgliedschaftsantrag wurde jedoch 1941 aufgrund seiner Vorstrafe und mit der Begründung, er würde die Parteiangehörigkeit nur aus persönlichem Geschäftsinteresse anstreben, abgelehnt. 1939 erwarb Baranyi zusammen mit seinem Bruder und seiner Mutter eine Liegenschaft in Baden, Andreas-Hofer-Zeile 23, von Cäcilie Lilienthal, die gemeinsam mit ihrem Ehemann Josef Lilienthal in Wien eine Kunstsammlung und weitere Liegenschaften besaß und zu diesem Zeitpunkt aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurde. In einer dem Kaufvertrag beigelegten Liste wurden jene Mobilien vermerkt, welche nicht Teil des verkauften Guts waren. Da die Baranyis die Ausfolgung dieser Gegenstände trotz mehrfacher Aufforderung weiter hinauszögerten, strengte Cäcilie Lilienthal schließlich im August 1941 ein Verfahren vor dem Landesgericht Wien an, welches noch im selben Jahr mit einem außergerichtlichen Vergleich endete. Im Juli 1942 wurde Cäcilie Lilienthal vermutlich zuerst in das Ghetto Theresienstadt und von dort weiter nach Auschwitz deportiert, wo sie zu Tode kam.

1946 meldete Karl Baranyi gemäß VEAV den Erwerb der Liegenschaft, während Cäcilie Lilienthals Sohn Karl René beim Bundesministerium für Vermögenssicherung und Wirtschaftsplanung bezüglich desselben Sachverhaltes Meldung erstattete. In Folge wurde gegen Baranyi ein Verfahren vor dem Volksgericht Wien wegen des Verdachtes auf missbräuchliche Bereicherung nach § 6 Kriegsverbrechergesetz eingeleitet, das nur ein Jahr später wieder eingestellt wurde. Aufgrund von fünf Teilerkenntnissen der Rückstellungskommission beim Wiener Landesgericht für Zivilrechtssachen in den Jahren 1950 bis 1955 musste Baranyi die Liegenschaft in Baden sowie noch vorhandenes Inventar, darunter Einrichtungs- und Gebrauchsgegenstände ebenso wie zahlreiche Grafiken und Gemälde, an die Nachkommen von Josef und Cäcilie Lilienthal rückerstatten. 1952 wurde Karl Baranyi aus den "besonderen Listen zur Verzeichnung der Nationalsozialisten" gestrichen, da er nie als Mitglied in die NSDAP aufgenommen worden und als förderndes Mitglied der SS nicht registrierungspflichtig gewesen sei. Auf Basis der vorliegenden Quellen können keine Angaben zum weiteren Leben Baranyis gemacht werden.

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Veröffentlichungsdatum
Archivalien

OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 83.069, Karl Baranyi.
OeStA/AdR, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 8849, Karl Rene Lilienthal.

WStLA, LG für Zivilrechtssachen, A24, Cg; Nc - Streitsachen; Außerstreitsachen 28 Cg 191/41, Cäcilie Lilienthal.
WStLA, M.Abt. 119, A42, NS-Registrierung Karl Baranyi, geb. 2.9.1985.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 2527/48, Karl Baranyi.
WStLA, Wiener historische Meldeunterlagen, Karl Baranyi.