Wooster, Mary

Mary Wooster

Porträt, Schwarzweiß-Foto
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23.5.1886 Paris – 8.12.1978 Paris

née Marie von Springer; auch Marie Fould-Springer

Als einzige Tochter von Gustav Freiherr von Springer und dessen Frau Helene kam Marie von Springer 1886 in Paris zur Welt. In erster Ehe war sie mit Eugène Fould verheiratet, einem Enkel des französischen Finanzministers Achille Fould. Nach dessen Tod heiratete sie im Jänner 1933 Frank Wooster und wurde damit als nunmehrige Mary Wooster britische Staatsbürgerin. In Wien lebte das Ehepaar im sogenannten Springer-Schlössl, einer Villa in der Tivoligasse 73, Wien 12, die Mary von ihrem Vater geerbt hatte. Bereits Ende 1937 ging Mary mit ihrem Mann nach Paris und flüchtete später weiter nach Kanada, da sie in der NS-Diktion als Jüdin galt. Ihre Villa diente nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich der Unterbringung der Gauschule Wien für politische Funktionäre. Mit 9. September 1939 bestellte die Vermögensverkehrsstelle den Rechtsanwalt Franz Eberharter als Treuhänder über das Vermögen von Mary Wooster, zu dem neben weiteren Immobilien die Liegenschaft in der Tivoligasse gehörte. Dort war ihre Kunstsammlung bestehend aus mehr als 100 Bildern untergebracht, worunter sich einige Werke von August von Pettenkofen und Rudolf von Alt befanden. Insgesamt 30 Gemälde übernahm die Zentralstelle für Denkmalschutz in ihre Verwahrung, ohne dass eine Sicherstellung oder Beschlagnahme erfolgte. Während des Krieges waren diese im Salzbergwerk von Altaussee gelagert.

Nach 1945 wandte sich Mary Woosters Privatsekretär Hans Mailath-Pokorny, der bereits während der NS-Zeit in Kontakt mit den Behörden gestanden war, auf der Suche nach dem Verbleib der Kunstsammlung an das Bundesdenkmalamt, das keine Bedenken gegen die Rückgabe der in Altaussee verwahrten Bilder äußerte. Mary Wooster suchte darauf um die Bewilligung der Ausfuhr an, die sie mit Ausnahme von drei Bildern bekam. Johann Gualbert Raffalts Hirtenknabe wurde in Folge an die Österreichische Galerie Belvedere überwiesen, zwei Werke von Rudolf von Alt, das Aquarell Salzburg und die Bleistiftzeichnung Donaukanal mit alter Schlagbrücke wurden nach Einspruch der Eigentümerin schlussendlich 1949 zur Ausfuhr freigegeben. Ihre Liegenschaft in der Tivoligasse, die ihr rückgestellt worden war, verkaufte sie 1953 "mit allem rechtlichen und natürlichen Zubehör" um 3,2 Millionen Schilling an den Verein Wiener Volksheime. Heute befindet sich am Gelände das Karl von Vogelsang-Institut und die Politische Akademie der ÖVP. 1973 schenkte Mary Wooster das Alt-Aquarell Salzburg der Graphischen Sammlung Albertina, wo es sich heute noch befindet. Am 27. Oktober 1999 sprach der Kunstrückgabebeirat die Empfehlung aus, den Hirtenknaben aus der Österreichischen Galerie an die ErbInnen nach Mary Wooster auszufolgen, 2010 erfolgte die Restitution. Hinsichtlich des Alt-Aquarell Salzburg stellte der Beirat hingegen fest, dass keine Voraussetzung für eine Restitution nach dem Kunstrückgabegesetz gegeben sei.

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Publikationen zur Person / Institution

Beiratsbeschluss Marie Wooster, 27.10.1999, URL: provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Wooster_Marie_1999-10-27.pdf (9.2.2023).

Sophie Lillie, Was einmal war. Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens (= Bibliothek des Raubes 8), Wien 2003.

Archivalien

BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 50/2, PM Marie Wooster; Sicherstellungskartei Marie Wooster.

KHM, Sammlung alter Musikinstrumente, 51/SAM/1984, 57/SAM/1988.

OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 7.632, Mary Wooster.

WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Marie Wooster.
WStLA, LG für Zivilrechtssachen Wien, Rückstellungskommission, 5 RK 48/55, Mary Wooster.