Marie Wolfrum (1883–1967) kaufte nach dem Ersten Weltkrieg die 1850 gegründete Firma Josef Löwy – k. u. k. Hof-Photograph, Kunst- und Verlags-Anstalt samt Lagerbestand, in der sie ab 1896 zuerst ihre Lehre absolviert und später als Verkäuferin und Leiterin des Unternehmens gearbeitet hatte. Am 2. Oktober 1919 etablierte sie das Atelier als Kunstverlag Wolfrum – Gegenstand des Unternehmens war der Betrieb eines Kunsthandels sowie eines Kunstverlages. Die Verkaufsstelle in Wien 1, Burgring 5 sollte neben der Errichtung der Zweigstelle am Kohlmarkt 4 im gleichen Bezirk bis 1928 bestehen bleiben. Der Kaufmann Rudolf Wittig (1881–1958) trat 1919 als Gesellschafter in das Unternehmen ein, Marie Wolfrum agierte als Inhaberin und Gesellschafterin. Das noch heute bestehende Lokal im Palais Lobkowitz, Augustinerstraße 10 in Wien 1, wurde 1925/26 angemietet und im Laufe der Jahre vergrößert und adaptiert. Marie Wolfrum meldete Ende 1926 zusätzlich den Handel mit Gemälden, Plastiken, Antiquitäten sowie Teppichen an und dehnte zwei Jahre später den Betriebsgegenstand auf den Verlags- und Sortimentsbuchhandel aus. Nachdem Maries Sohn Herbert Wolfrum (1911–1965) 1933 als Verleger in die Firma eingetreten war, übernahm er bald deren Leitung und baute den Verlag mit seiner Frau Helga Wolfrum, née Rauchenbichler, weiter aus. 1934 kam es zu einem Ausgleichsverfahren beim Handelsgericht Wien, dessen Abwicklung den geregelten Fortbetrieb der Firma gewährleistete.
Nach dem "Anschluss" 1938 konnte das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich fortgeführt werden, so verzeichnete der Umsatz aus Verlag und Gemäldehandel einen deutlichen Aufschwung. Naheverhältnisse der Geschäftsführung zur NSDAP oder einer ihrer Gliederungen sind in den vorliegenden Unterlagen nicht dokumentiert. Dennoch bestanden Geschäftskontakte zu hochrangigen Vertretern des NS-Regimes, wie dem Antiquar und Reichsamtsleiter für Kunst- und Kulturfragen Ernst Schulte-Strathaus (1881–1968) im "Braunen Haus" in München. Diesem hatte der Kunstverlag Wolfrum am 2. Mai 1938 ein Ölgemälde von Rudolf von Alt, Portal der Kirche am Nonnberg, mit bis dato ungeklärter Provenienz zur Ansicht geschickt, das dieser 1939 für Hitler ankaufte. Nachweisbar ist des Weiteren die Verbindung mit dem Kunsthändler Johannes Jantzen von der Bremer Werkschau, der von Wolfrum erworbene Kunstobjekte an den "Sonderauftrag Linz" weiterveräußerte. Der Kunstverlag Wolfrum hatte seit den frühen 1920er-Jahren zudem in geschäftlichem Kontakt mit der Österreichischen Galerie (ÖG) gestanden, die dort zwischen 1939 und 1945 Kunstwerke von Ferdinand Georg Waldmüller, Jakob Alt, Franz Xaver Gruber, Josef Mathias Grassi sowie zwischen 1943 und 1946 zahlreiche Bücher erwarb. Der in der Wiener Galerie- und Museumslandschaft bestens vernetzte Verlagsleiter Herbert Wolfrum, seit 1943 auch Gesellschafter im Unternehmen, erhielt 1953 die alleinige Zeichnungsberechtigung im Familienbetrieb. Dessen Frau Helga Wolfrum wurde Einzelprokuristin, nachdem beide im anwaltlichen Eintragungsschreiben an das Handelsgericht Wien eidesstattlich erklärt hatten, weder NSDAP-Mitglied noch -anwärterIn gewesen zu sein. Nachdem Rudolf Wittig 1958, Herbert Wolfrum 1965 und Marie Wolfrum 1967 verstorben waren, führten deren Enkelkinder als alleinige GesellschafterInnen die Firma fort.
Von den beim Kunstverlag Wolfrum oben erwähnten Erwerbungen durch die ÖG empfahl der Kunstrückgabebeirat 2006 die Restitution des Porträts Friedrich Eltz von Ferdinand Georg Waldmüller an die RechtsnachfolgerInnen der vom NS-Regime verfolgten und später ermordeten Vally Honig-Roeren. Der Verkauf des Gemäldes war bereits 1940 eingeleitet, jedoch erst 1942 durch ein Tauschgeschäft zwischen der ÖG und der Firma Wolfrum finalisiert worden. Die Übergabe an die ErbInnen nach Honig-Roeren erfolgte 2023. Jakob Alts Die Cholerakapelle bei Baden, 1939 von der Galerie Wolfrum an die ÖG verkauft, wurde 2010 zur Rückgabe an die RechtsnachfolgerInnen nach Ludwig Neurath empfohlen und 2011 ausgefolgt. Neurath hatte das Gemälde zur Vorbereitung seiner Flucht veräußern müssen, bevor es über Marie Wolfrum in den Bestand der ÖG gelangte. 2019 folgte die Rückgabeempfehlung für die beiden Waldmüller’schen Porträts des Ehepaares Johann und Magdalena Werner an die RechtsnachfolgerInnen nach Gertrude Felsövanyi. 1939 hatte Felsövanyi die beiden Werke der von ihr zur Verwaltung ihres zurückgebliebenen Vermögens bevollmächtigten Anna Seitle überlassen, die die Bilder kurze Zeit später an die Kunsthandlung Wolfrum veräußerte, von der es die ÖG erwarb. Im selben Jahr hatten die Städtischen Sammlungen Wien (heute Wien Museum) eine Büste von Franz Xaver Messerschmidt gekauft, die sich möglicherweise im ursprünglichen Eigentum von Gertrude Felsövanyi befunden hatte. Die Wiener Restitutionskommission sprach sich 2012 gegen eine Rückgabe des mit Der scharfe Geruch titulierten Werkes aus, da dessen vormalige Zugehörigkeit zur Sammlung Felsövanyis nicht eindeutig erwiesen worden war.