Ruprecht, Leopold

Leopold Ruprecht

Porträt, Schwarz-Weiß-Foto
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5.11.1889 Laxenburg bei Wien 15.1.1967 Fusch an der Glocknerstraße

Leopold Ruprecht wurde 1889 in Laxenburg bei Wien als Sohn des Architekten Ludwig Ruprecht und der Viktorine, née Halm, geboren. Er studierte in Wien Kunstgeschichte bei Max Dvořák und promovierte 1914 über Die Entwicklung der Aetzmalerei auf Erzeugnissen deutscher Plattnerwerkstätten. Ruprecht absolvierte den Ausbildungskurs am Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Bereits während seines Studiums arbeitete er in der Sammlung für Waffen und kunstindustrielle Gegenstände des Kunsthistorischen Museums (KHM) unter der Leitung von Camillo List. Ab Herbst 1914 leistete er Militärdienst und geriet 1916 in russische Gefangenschaft, aus welcher er 1920 zurückkam. Bis 1933 war er als Sachverständiger für Waffen und kunsthandwerkliche Arbeiten im Dorotheum tätig. Zudem war Ruprecht 1924 bis 1927 gemeinsam mit dem Denkmalpfleger und späteren Landeskonservator für Oberdonau Franz Juraschek Geschäftsführer des Krystall-Verlages, der neben der Zeitschrift Belvedere kunsthistorische Periodika und Kunstbücher herausgab. Ruprecht unterhielt seit 1930 engen Kontakt zur NSDAP und trat 1932 der Partei bei. Im Juli 1938 begann er seine Tätigkeit als Leiter der Waffensammlung im KHM und folgte damit August Grósz nach, der im Mai 1938 in den dauernden Ruhestand versetzt worden war. Bruno Thomas, der interimistischer Leiter der Waffensammlung war, wurde wieder zum Kustos zurückgestuft. Ruprechts Aufgabe war es zunächst, die im Zentraldepot in der Neuen Burg gelagerten, beschlagnahmten jüdischen Sammlungen zu katalogisieren. Zudem vertrat er Fritz Dworschak, den kommissarischen Leiter des KHM, in der Verwaltung des Zentraldepots. Die Betrauung von Ruprecht mit dem Aufbau einer eigenen Waffensammlung für das "Führermuseum" erfolgte zu Ostern 1943 auf Vorschlag von Dworschak. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Hans Schedelmann befand er sich ab 1943 wiederholt in Altaussee. Laut dem von Samson Lane Faison von der Art Looting Investitgation Unit verfassten Linz Report war Ruprecht für die Konfiszierung von mehreren Waffensammlungen in der Tschechoslowakei verantwortlich und begleitete Kajetan Mühlmann nach Polen, um beschlagnahmte Rüstungen zu besichtigen. Zudem fuhr er Ende Dezember 1944 mit Martin Bormanns Privatsekretär Helmut von Hummel und dem Kunsthändler Eugen Brüschwiler nach Südtirol. Noch im Jänner 1945 besuchte er im Rahmen des "Sonderauftrags Linz" Italien. Im Mai 1945 wurde Leopold Ruprecht auf der Flucht im Salzkammergut von Angehörigen der US-Army aufgegriffen und in Zell am See verhört. Auf Grund seiner frühen NSDAP-Mitgliedschaft entließ das KHM Leopold Ruprecht gemäß § 14 des Verbotsgesetzes (VG) mit 6. Juni 1945. Im Sommer 1945 fand eine Durchsuchung seiner Wohnung statt, da der Verdacht bestand, dass sich Objekte des Deutschen Ordens, des KHM und des "Sonderauftrags Linz" dort befänden. Ein Volksgerichtsverfahren gegen ihn – angeklagt war er wegen "missbräuchlicher Bereicherung" (§ 6 Kriegsverbrechergesetz) und "Illegalität" (§ 10 VG) – wurde 1948 eingestellt. In Ruprechts ehemaligem Büro im KHM fanden sich Bücherbestände mit Eigentumsvermerken u. a. von Nathaniel und Alphonse Rothschild. Der Verbleib dieser Bücher ist ungeklärt. Ruprecht kehrte nicht mehr nach Wien zurück, ließ sich jedoch im November 1948 zwei im KHM verwahrte Kisten mit Porzellanen und Glas an seinen Bevollmächtigten Karl Vogel aushändigen, die "seinerzeit von Dr. Ruprecht vom Stillhaltekommissar angekauft worden waren". Er lebte bis zu seinem Tod 1967 in Fusch an der Glocknerstraße.

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Publikationen zur Person / Institution

Herbert Haupt, Getroffen, doch nicht vernichtet. Das Kunsthistorische Museum im Kriegsjahr 1945. Eine Chronologie der Ereignisse in Bildern, Wien 2005.

Kathrin Iselt, "Sonderbeauftragter des Führers". Der Kunsthistoriker und Museumsman Hermann Voss (1884–1969), Köln-Weimar-Wien 2010.

Andrzej Mezynski, Kommando Paulsen, Organisierter Kunstraub in Polen 1942–45, Köln 2000.

Publikationen der Person / Institution

Leopold Ruprecht, Ein Galadegen aus der Werkstatt eines Salzburger Me­dailleurs, in: Belvedere 5 (1924), 153.
Leopold Ruprecht, Die Gläser des 19. Jahrhunderts der Sammlung Franz Ruhmann in Wien, in: Belvedere 11 (1927), 118121.
Leopold Ruprecht, Porzellansammlung Berta Floderer-Herzfelder, Wien, in: Belvedere 12 (1928), 6970, 9596.
Leopold Ruprecht, Sonderschau der Waffensammlung, Wien 1941.
Leopold Ruprecht, Kunsthistorisches Museum in Wien: Waffensammlung; Sonderschau in der Neuen Burg; Rüstungen und Waffen; Rückführungen aus dem Musée de l'Armée in Paris, Wien 1941.

Archivalien

Dorotheum, Pro Domo Vermerk zu Leopold Ruprecht.

KHM-Archiv, Direktionakten: 100/KL/1938, 330/KL/1938, 93/KL/1939, 119/KL/1939, 44/KL/1941, 46/KL/1941, 229/KL/1941, 277/KL/1941, 123/ED/1942, 41/ED/1944, 7/ED/1945, 33/ED/1945, 109/ED/1948, 110/ED/1948; Sammlungsakten: 76/AR/2011.

Consolidated Interrogation Report No. 4. Linz: Hitler's Museum and Library. 15 December 1945, URL: www.fold3.com/browse/1/hFmE5NRe5ijUFn0aw0FRJRrY1 (9.1.2019).

OeStA/AdR, UWK, BMU, Kunstangelegenheiten, Signatur 15, K. 174, Museen 1940–1946.
OeStA/AdR, UWK, BMU, Personalakten, 03/145, 04/162, Leopold Ruprecht.

WStLA, Gauakten, A1, Personalakten des Gaues Wien, Leopold Ruprecht.
WStLA, Volksgericht, A1, VgVr 3634/48, Leopold Ruprecht.