Pollack, Ernst

Ernst Pollack

Mann mit einem Stab in den Händen steht in einem Raum mit Möbeln und Kunstgegenständen, Gemälde
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4.2.1865 Wien – 19.9.1942 Ghetto Theresienstadt / Terezín

Ernst Pollak (Namensänderung 1905)

Ernst Pollack wurde als Sohn von Friedrich Pollak und dessen Frau Franziska, née Fischel, in Wien geboren. Sein Vater, zunächst Schulgehilfe, hatte 1860 seine erste Firma gegründet und avancierte in den folgenden Jahren zu einem international agierenden Textilindustriellen. 1890 stieg Ernst, drei Jahre später sein jüngerer Bruder Julius in das Unternehmen ein. Nach einer teilweisen Aufgabe von Standorten nach dem Ersten Weltkrieg war Ernst Pollack im Jahr 1938 Gesellschafter der Firmen Schafwoll- und Seidenfabrik Friedrich Pollak in Wildenschwert, Tücher- und Modenwarenfabrik Friedrich Pollak in Fulnek und der Ziegelei Friedrich Pollak in Thyrn mit einem Evidenzbüro für die tschechoslowakischen Fabriken in Wien. 1894 hatte er die ungarische Fabrikantentochter Gisela Baronin Neuman de Végvár geheiratet. Pollack, der 1920 gemeinsam mit seiner Frau aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und zum evangelischen Glauben (H. B.) übergewechselt war, engagierte sich in der Evangelisch-Reformierten Pfarrgemeinde H. B. Wien Innere Stadt als Presbyter und Vorstand. Ernst und Gisela Pollack wohnten ab 1934 in ihrem Zinshaus am Kolowrat-Ring 7 in Wien 1 (heute Schubertring), außerdem unterhielten sie einen Sommersitz, die Villa Gisela, in Reichenau an der Rax. Ab 1919 ist ihre Kunstsammlung belegt, die Gemälde und vor allem kunstgewerbliche Objekte wie Majoliken, Porzellan, Gläser, Waffen und Bronzen beinhaltete und mit dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich in den Fokus der nationalsozialistischen Behörden rückte. Die 99 Objekte umfassende kunsthandwerkliche Silbersammlung wurde vom Treuhänder Albert Schwarz im März 1939 in Safes der Länderbank, Am Hof 2, sichergestellt. Diese sollen laut Aussage der Bank nach Kriegsende von Angehörigen der Roten Armee geplündert worden sein, der Verbleib des Silbers konnte bislang nicht geklärt werden. Die Tücher- und Modewarenfabrik Friedrich Pollak wurde 1939 unter Zwangsverwaltung gestellt. Ernst und Gisela Pollack wurden am 18. Juni 1942 nach Theresienstadt deportiert und kamen dort im selben Jahr ums Leben. Zwischen Oktober 1942 und Oktober 1943 wurde der Großteil ihrer Kunstsammlung über Einbringung der Vugesta in mehreren Auktionen des Wiener Dorotheums versteigert. Die Kunstwerke des Ehepaars Pollack waren dabei direkt aus ihrer Wohnung abtransportiert worden, ein Sonderfall in der Vorgangsweise der Vugesta, die üblicherweise auf Speditionsgut zugriff. Den Auftrag dazu hatte deren Leiter Karl Herber aus bislang unbekannten Gründen direkt vom stellvertretenden Leiter der Gestapo-Leitstelle Wien, Karl Ebner, erhalten. Nach dem Krieg wurden 1948–1952 auf Antrag der Familie Teile der Kunstsammlung aus dem Kunsthistorischen Museum Wien, dem Österreichischen Museum für angewandte Kunst in Wien, dem Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck und dem Landesmuseum Joanneum in Graz restituiert. Nach Inkrafttreten des Kunstrückgabegesetzes sind seit 1999 weitere Restitutionen aus dem Niederösterreichischen Landesmuseum, dem Historischen Museum Wien, dem Joanneum und dem MAK erfolgt. Das Ferdinandeum, das bereits 2003 eine Scheibenarmbrust restituiert hatte, stellte zuletzt in den Jahren 2015 und 2016 drei historische Waffen an die RechtsnachfolgerInnen nach Ernst und Gisela Pollack zurück.

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Publikationen zur Person / Institution

Beschluss des Kunstrückgabebeirats, Ernst Pollack, 27.3.2000, URL: www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Pollack_Ernst_2000-03-27.pdf (3.12.2020).

Museen der Stadt Wien/Wiener Stadt- und Landesbibliothek (Hg.), Die Restitution von Kunst- und Kulturgegenständen aus dem Besitz der Stadt Wien 1998–2001, Wien 2002.

Monika Binder-Krieglstein, Ernst Pollack, Wien, in: Karin Leitner-Ruhe/Gudrun Danzer/Monika Binder-Krieglstein (Hg.), Restitutionsbericht 1999–2010 Universalmuseum Joanneum, Graz 2010, 197, URL: www.museum-joanneum.at/fileadmin//user_upload/Presse/Aktuelle_Projekte/Archiv/2010/praesentation-des-re/Restitutionsbericht_01.pdf (3.12.2020).

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Marianne Enigl, Raubkunst im Polizeipräsidium, in: Profil 48 (2001), 46.

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Hartwig Fischel, Elfenbein und Silberkannen, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 9 (1930) 1–6, 51–54, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1930&page=71 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Silberpokale und Silberschüsseln, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 10 (1931) 1-6, 20–22, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1931&page=30 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Eine Gobelinserie des Cornelis de Wael, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 10 (1931) 7–12, 210–212, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1931&page=235 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Intarsierte Schrankmöbel, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 10 (1931) 7–12, 176–178, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1931&page=582 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Geschnitzte Truhen und Kassetten, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 11 (1932) 1–6, 42–44, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1932&page=48 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Deutsche Gefäßkeramik. Sammlung Ernst Pollack, Wien, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde, 11 (1932) 7–12, 61–63, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1932&page=311 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Deutsche Zunftkannen, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 12 (1934) 1–12, 102–104, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1934&page=114 (3.12.2020).
Hartwig Fischel, Deutsche Silberkannen, in: Belvedere. Monatsschrift für Sammler und Kunstfreunde 12 (1934) 1–12, 131–132, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=bel&datum=1934&page=146 (3.12.2020).

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N. N., Ernst Pollack, in: Provenienzforschung und Restitution im MAK, URL: www.mak.at/ernst_pollack (14.4.2021).

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Archivalien

Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Registerblatt I für Einzel- und Gesellschaftsfirmen, GZ. 90/1875.

BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, Fotokartei N–Z.
BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 43, PM Pollack Ernst.
BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, Ursprungsverzeichnis III: Pollak, K 8/1, M 17
BDA-Archiv, Topographische Materialien, Wohnungsanforderungen, GZ. 2939/1919.

Justizzentrum Wien Mitte, BG Innere Stadt Wien, Grundbuch, Schubertring 7, EZ 654.

OeStA/AdR, E-uReang, FLD 18240, Ernst Pollack.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 38319, Ernst Pollack.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 26201, Gisela Pollack.

WStLA, Handelsgericht Wien, A43 A Registerakten, Ges 36, 20.
WStLA, Verlassenschaftsakt Ernst Pollack, GZ. 10A 772/46.
WStLA, Verlassenschaftsakt Gisela Pollack, GZ. 10A 773/46.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg 3c Vr 2272/48, Karl Herber.