Wilhelm Pollak besuchte 1914/15 die Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien und arbeitete seit 1. März 1927 als gewerbebehördlich angemeldeter Fotograf. Er besaß seit 1930 ein Atelier in Wien 15, Kriemhild-Platz 13 (ab 1934 Kanzler-Platz 13) und zwei Filialen in Wien 20, Vorgartenstraße 41 / Stromstraße 74–76 und Wien 3, Landstraße Hauptstraße 145. Am Atelier in Wien 3 waren seine Schwester Margarethe Olga Marjan, née Pollak, und Marianne Pollak beteiligt. Wilhelm Pollak nahm an zahlreichen fotografischen Ausstellungen teil, darunter die Photo-Fachausstellung in Wien im September und Oktober 1930, und publizierte seine Arbeiten in illustrierten Zeitschriften und Zeitungen. Pollak zählte im Wien der 1930er-Jahre zu den renommiertesten FotografInnen und seine Ateliers zu den wirtschaftlich erfolgreichsten, was die Gegnerschaft und die Begierde nationalsozialistischer BerufskollegInnen weckte. 1938 lebte er mit seiner Ehefrau Stefanie, née Schmid, und seiner Tochter in Wien 6, Esterhazygasse 20 und war aufgrund seiner jüdischen Herkunft nach dem "Anschluss" der NS-Verfolgung ausgesetzt. Nachdem Pollak einem Zwangsverkauf an seinen ehemaligen Mitarbeiter Alfred Wenzel nicht zustimmte, beraubten und bedrohten ihn der zum kommissarischen Verwalter der drei Ateliers ernannte Fotograf Gustav Nohynek und der Zunftmeister sowie Vorsitzende der "Arisierungskommission" der Fotografenzunft Wien Egon Jelinek. Wenzel und Jelinek denunzierten Wilhelm Pollak und seinen Vater Hugo bei der Gestapo, die die beiden am 2. Mai 1938 im Wiener Landesgericht II wegen angeblicher staatsfeindlicher Äußerungen, Führerbeleidigung, "Rassenschande" sowie betrügerischer Krida (Konkurs) in "Schutzhaft" nahm. In einem denunziatorischen Schreiben des Zunftmeisters Jelinek und des Zunftsekretärs Franz Brandstätter vom 31. Mai 1938 an die Vermögensverkehrsstelle hieß es dazu rückblickend, Pollak habe es verstanden "durch großzügige Reklame und durch verschiedene andere nicht seriöse Werbungen, den Großteil des Photographengeschäftes von Wien an sich zu reißen". Hugo Pollak wurde am 7. Juni 1938 im Gefängnis ermordet und Wilhelm Pollak im März 1939 aus der Haft entlassen, nachdem er zum Verkauf des Ateliers an seinen Mitarbeiter Alfred Wenzel genötigt worden war. Wenzel "arisierte" infolge das Atelier in Wien 15, Kriemhild-Platz 13 mit dem gesamten Inventar. Die Schätzung des Ateliers führte im Auftrag der Wiener Fotografenzunft der Fotograf Robert Thiele durch. Dieser erstellte umfangreiche Inventarlisten, die u. a. das fotografische Interieur, darunter zahlreiche Fotoapparaturen, dokumentierten. Das Fotoplatten-Archiv, dem Pollak in seiner Vermögensanmeldung einen großen Wert beimaß, bestand aus zirka 70.000 Fotoplatten. Das Atelier in Wien 20, das für den dort ortsansässigen Jelinek ein Konkurrenzunternehmen darstellte, wurde im Juli 1938 liquidiert und in ein Parteilokal der NSDAP umgewandelt. Die Filiale in Wien 3 "arisierte" der Fotograf Hermann Meroth. Die gewerbebehördliche Abmeldung von Pollaks Ateliers erfolgte am 30. August 1938.
Wilhelm Pollak gelang die Flucht nach Ottawa, wo er die kanadische Staatsbürgerschaft annahm und 1946 verstarb. Vor seinem Tod hatte er eine Darstellung seiner Verfolgung und der "Arisierungen" seiner Wiener Filialen verfasst, die der Anklageschrift des gegen Alfred Wenzel geführten Volksgerichtsverfahrens aus dem Jahr 1947 beiliegt. Das Atelier in Wien 15 war von Alfred Wenzel im April 1945 an die von Pollak testamentarisch eingesetzte Erbin übergeben und im Oktober 1946 durch einen außergerichtlichen Vergleich zurückgestellt worden. Zum Verbleib des Fotoplatten-Archivs gibt es bis heute keine Hinweise.
Aus dem Projekt Durch das NS-Regime aus Österreich vertriebene und ermordete Fotografinnen und Fotografen und der Verbleib ihrer fotografischen Sammlungen (Gefördert vom Nationalfonds der Republik Österreich. Durchgeführt von Dr. Walter Mentzel).