Der Münzsammler Leo Heymann, geboren in der Kleinstadt Schwersenz, die mit ihrer großen jüdischen Gemeinde bis 1918 zum deutschen Landkreis Posen-Ost gehörte und 1919 gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags an Polen ging, zog zuerst nach Düsseldorf und später nach Wien. Die Zeitpunkte der Übersiedelungen sind nicht bekannt. 1924 erhielt er die Prokura für das Kaufhaus Gerngross in der Mariahilferstraße, wurde im selben Jahr Mitglied der Numismatischen Gesellschaft in Wien und 1934 Verwaltungsrat bei der Wiener Ziegelwerke AG. Zwar war er 1927 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, dennoch galt er in der NS-Zeit als Jude. Noch in den Märztagen 1938 konnte er der Verfolgung entkommen und emigrierte über Rotterdam nach New York, wo er am 9. Juni 1938 an Bord der SS Nieuw Amsterdam ankam. Aufgrund seiner frühen Flucht musste er noch keine Vermögensanmeldung abgeben, Details über den Entzug seines Vermögens sind nicht bekannt. Im Juli 1941 kontaktierte der damalige Erste Direktor des Kunsthistorischen Museums (KHM) in Wien Fritz Dworschak Otto Kolb von der mit Beschlagnahmungen und Einziehungen von Vermögenswerten betrauten Abteilung II E der Gestapo Wien. In dem Schreiben bat Dworschak um das Vorerwerbsrecht einer beschlagnahmten Münzsammlung, die in der Depositenstelle der Gestapo lagerte und zur Versteigerung im Dorotheum vorgesehen war. Als Eigentümer der Sammlung wurde handschriftlich "Leo Heymann" vermerkt. In der Folge gelangten 26 mittelalterliche und neuzeitliche Münzen aus der Sammlung Heymann an das Münzkabinett des KHM, im Inventarbuch ist kein Ankaufspreis enthalten, sodass nicht klar ist, ob die Münzen von der Gestapo angekauft oder zugewiesen worden waren.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges stellte Leo Heymann im April 1946 einen Antrag bei der US Allied Commission for Austria. Zu diesem Zeitpunkt war er US-amerikanischer Staatsbürger und lebte in Miami, Florida. Er nannte als Eigentumsverlust seine Wohnung in der Jacquingasse 13 und darin befindliche Bilder, Teppiche, eine Bibliothek und Münzen, sowie seine Anteile an der Wiener Ziegelwerke Aktiengesellschaft in Leopoldsdorf bei Wien. Nachdem er zuvor nach Locarno in die Schweiz übersiedelt war, starb Leo Heymann am 29. Oktober 1964 in Freiburg im Breisgau. Erst im Zuge der systematischen Provenienzforschung im KHM konnte festgestellt werden, dass jene 26 Münzen im Bestand des Münzkabinetts aus der Sammlung Heymann stammten. Die Geschäftsbücher der Vugesta weisen einen Betrag von 1.940 Reichsmark als Nettoerlös aus. Es konnte nicht eruiert werden, ob sich diese Summe nur auf Münzen oder auch auf andere Kunstgegenstände bezog. Unklar blieb außerdem, ob die Münzsammlung Heymann ursprünglich größer war als das ins KHM gelangte Konvolut von 26 Stück. In seiner Sitzung vom 3. Dezember 2002 empfahl der Kunstrückgabebeirat die Münzsammlung an die RechtsnachfolgerInnen nach Leo Heymann auszufolgen. Die ErbInnen sind derzeit noch unbekannt, der Verbleib seiner restlichen Besitztümer ist bis heute ungeklärt.