Der spätere Jurist und Kunstsammler Rudolf Hintermayer kam 1917 als jüngster Sohn des in der Wiener Kommunalverwaltung beschäftigten, späteren Vize-Direktor der Städtischen Gaswerke Rudolf Hintermayer und dessen Frau Auguste, née Kemmetmüller, in Waidhofen an der Ybbs zur Welt. 1933 begann er an der Universität Wien das Studium der Rechtswissenschaften, das er am 11. Juli 1939 mit der Promotion abschloss. Nach dem "Anschluss" bemühte sich Hintermayer um Aufnahme in die NSDAP und wurde ab 1938 als Parteianwärter geführt. Ab 8. Oktober 1939 leistete Hintermayer bei einer Luftnachrichtenkompanie seinen Wehrdienst und war u. a. in der heutigen Ukraine im Kriegseinsatz.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam er der Registrierungspflicht nach §4 des Verbotsgesetzes nach, seinem Einspruch gegen seine Verzeichnung als Nationalsozialist wurde stattgegeben. Nach dem 1948 erfolgten Eintrag als Rechtsanwalt in die Rechtsanwaltskammer in Wien eröffnete er seine Kanzlei am Wiener Schmerlingplatz. Ab den 1950er-Jahren widmete sich Hintermayer verstärkt dem Sammeln von Handzeichnungen und Aquarellen, 1970 umfasste seine beachtliche Sammlung moderner Kunst – wie er in der Zeitschrift Alte und Moderne Kunst selbst schrieb – Werke von rund 350 KünstlerInnen, darunter etwa Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Gustav Klimt, Alfred Kubin, Otto Dix und Otto Rudolf Schatz. Leihgaben aus seiner Sammlung waren bei unterschiedlichen Ausstellungen zu sehen, wie etwa 1970 in Faszination der Wirklichkeit im Alten Schloss in Bregenz, die zur Gänze aus Aquarellen und Zeichnungen der Privatsammlung Hintermayer bestand. Von 1965 bis 1972 arbeitete Hintermayer als Kunstsachverständiger für das Dorotheum Wien, wo er Bewertungen für Zeichnungen und Grafik durchführte. 1973 gründete er die Dom-Galerie in der Singerstraße 8 im ersten Wiener Gemeindebezirk und eröffnete diese mit einer Auswahl von Werken Wilhelm Traegers. Bereits vor der Gründung der Galerie war Hintermayer auch als privater Verkäufer in Erscheinung getreten. Im November 1958 hatte etwa die Akademie der bildenden Künste in Wien mehrere Handzeichnungen von ihm erworben, die er im selben Monat bei einer Auktion des Dorotheums erstanden hatte und teilweise aus der Sammlung des Industriellen Otto Brill stammten. 1965 hatte auch die Albertina von Hintermayer eine Zeichnung von Eugen Jettel erstanden und kaufte 1973 eine Kohlezeichnung von Oskar Kokoschka bei ihm an. Nach den durch eine rasche Abfolge an Ausstellungen und Leihgeberschaft gekennzeichneten 1970er-Jahren verlieren sich die Spuren zu Rudolf Hintermayer. Was nach seinem Tod 1983 mit seiner Sammlung geschah, konnte bisher nicht festgestellt werden.