Hirschenhauser, Rudolf Paul

Rudolf Hirschenhauser

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19.3.1882 Mokrin, Ungarn (heute Serbien) – 1.11.1951 Harrogate, Großbritannien

Der in Mokrin geborene Rudolf Paul Hirschenhauser besuchte von 1901 bis 1907 die Allgemeine Malerschule sowie die Spezialschule für Grafik an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1914 trat Rudolf Hirschenhauser aus der Israelitischen Kultusgemeinde aus und konvertierte zum evangelischen Glauben nach Augsburger Bekenntnis. Aus seiner am 10. März 1914 in der lutherischen Stadtkirche in Wien mit Hedwig Karoline Sofie Mina Marx geschlossenen Ehe gingen zwei Töchter hervor. Von 1924 bis 1930 wohnte die Familie im dritten Wiener Gemeindebezirk, 1930 zog Rudolf Hirschenhauser ins niederösterreichische Mödling bei Wien. 1932 ließen sich Hedwig und Rudolf Hirschenhauser aufgrund "unüberwindlicher Abneigung" scheiden und Hedwig heiratete im selben Jahr den Rechtsanwalt Adolf Rziha. Von Oktober 1932 bis zu seiner Abmeldung nach London im August 1939 wohnte Rudolf Hirschenhauser in der Eitelbergergasse im dreizehnten Wiener Gemeindebezirk.

Während der NS-Zeit als Jude verfolgt, geriet Rudolf Hirschenhauser Ende 1938 ins Visier der Vermögensverkehrsstelle. Da er von seiner geschiedenen Frau eine monatliche Rente bezog und dieses Vermögen nicht in der seit 26. April 1938 für Jüdinnen und Juden verpflichtenden Vermögensanmeldung offengelegt hatte, wurde im Jänner 1939 Anzeige beim Landesgericht für Strafsachen erstattet. Der Anklageschrift ist zu entnehmen, dass Rudolf Hirschenhauser sich in Geldnot befand. Der Ende März 1939 erfolgte Verkauf einer Druckgrafik von Gerhard Janssen an die Albertina scheint durch die bestehende finanzielle Notlage motiviert gewesen zu sein. Ende Juni 1939 beantragte Rudolf Hirschenhauser schließlich bei der Zentralstelle für Denkmalschutz die Ausfuhr eigener Arbeiten sowie ein paar anderer nicht näher definierter Kunstgegenstände nach London. Er ließ sich in Harrogate/North Yorkshire nieder, wo er am 1. November 1951 verstarb. Mit einer seiner beiden Töchter blieb er in Kontakt, kehrte aber nie mehr nach Wien zurück.

Der Kunstrückgabebeirat empfahl am 5. Oktober 2017 die Rückgabe der Druckgrafik aus den Sammlungsbeständen der Albertina an die Rechtsnachfolge nach Rudolf Hirschenhauser. Die von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien ermittelte ErbInnengemeinschaft entschloss sich, das Blatt der Albertina zum Rückkauf anzubieten. Rückgabe und Rückkauf des Blattes fanden schließlich am 20. Jänner 2023 in der Albertina statt.

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Publikationen zur Person / Institution

Beiratsbeschluss Rudolf Hirschenhauser, 5.10.2017, URL: www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Hirschenhauser_Rudolf_2017-10-05.pdf (24.3.2023).

Julia Eßl, The painter Hirschenhauser and a special work of art, in: Newsletter des Network of European Restitution Committees on Nazi-Looted Art, April 2023, Nr. 16, 50–51.

Archivalien

BDA-Ausfuhr, Zl. 4689/39, Rudolf Hirschenhauser.

OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 50566, Rudolf Hirschenhauser.

UAAbKW, Zusammenstellung lt. Matrikelbüchern, Studienakten, Indices der Verwaltungsakten.

WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Rudolf Hirschenhauser.
WStLA, LG für Strafsachen, A 12, Vr-Strafakten, Vr 471/39, Rudolf Hirschenhauser.