Hamel, Oskar

Oskar Hamel

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Oskar Hamel war bis 1921 Beamter, zuletzt Oberoffizial bei der Finanzlandesdirektion Wien, dann wandte er sich dem Antiquitätenhandel zu und machte sich 1923 selbständig. Daneben betätigte er sich auch als Münz- und Briefmarkensammler. Hamel war seit Mai 1933 und während der gesamten Verbotszeit Mitglied der NSDAP, trat 1937 aber auch der Vaterländischen Front bei. Bereits vor dem "Anschluss" arbeitete er mit Karoline Nehammer in deren Antiquitätenhandlung in Wien 8, Piaristengasse 11, zusammen. 1943 meldete er am selben Standort ein eigenes Gewerbe und eine eigene Firma als Alleininhaber an. 1940 war er zum gerichtlich beeideten Sachverständigen und 1943 zum Schätzmeister der Kunstabteilung des Wiener Dorotheums bestellt worden. 1942 hatte er gemeinsam mit Nehammer die Burg Seebenstein bei Wiener Neustadt aus dem Besitz der Fürsten Liechtenstein erworben und ein Möbellager im Palais Auersperg in Wien eingerichtet. Hamel tätigte Geschäfte mit den "Sonderbeauftragten" Hans Posse und Hermann Voss und war zudem als Einkäufer für Franz Josef II. von Liechtenstein bzw. dessen Kunstreferenten, Gustav Wilhelm, tätig. 1945 wurde vor dem Wiener Volksgericht ein Verfahren gegen Oskar Hamel, seine Geschäftspartnerin Karoline Nehammer sowie deren Bruder, Rudolf Prinz, wegen des Verdachtes der missbräuchlichen Bereicherung (§ 6 des Kriegsverbrechergesetzes) eingeleitet. Hamel wurde u. a. vorgeworfen, von ihm selbst niedrig geschätzte Kunstobjekte und Wertgegenstände aus beschlagnahmten und zur Versteigerung eingebrachten Umzugslifts zu günstigen Preisen erworben sowie von Notverkäufen Verfolgter profitiert und dadurch sein Vermögen während der NS-Zeit auf mehr als das 13fache vergrößert zu haben. Hamel starb in der Untersuchungshaft, noch ehe es zu einer Verhandlung und einem Urteilsspruch kam.

Die Provenienzforschung ist immer wieder mit Objekten befasst, die Museen von Hamel erworben haben. So wurden beispielsweise Kunstgüter von Isidor und Jenny Mautner, die 1938 und 1939 über Oskar Hamel an die Städtischen Sammlungen Wien gelangt waren, an die ErbInnen restituiert. In anderen Fällen sind die Vorprovenienzen bis heute ungeklärt.

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Publikationen zur Person / Institution

Gabriele Anderl, “Am Wiener Platz“. Schlaglichter auf die Rolle des Wiener Kunsthandels während der NS-Zeit, in: Gabriele Anderl/Alexandra Caruso (Hg.), NS-Kunstraub in Österreich und die Folgen, Innsbruck-Wien-Bozen 2005, 171–211.

Esther Tisa Francini, Liechtenstein und der Internationale Kunstmarkt 1933–1945, Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission Liechtenstein Zweiter Weltkrieg. Historischer Verein für das Fürstentum Liechtenstein, Vaduz-Zürich 2005, 182–188.

Archivalien

BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 42, PM Nehammer-Prinz, Lilli (Oskar Hamel).

GISA Servicestelle, Magistratsabteilung 63 der Stadt Wien, Firmenblatt Oskar Hamel.

OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 3770, Oskar Hamel.

WStLA, M. Abt. 119, A41, VEAV 618, 1. Bez., Oskar Hamel.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 2351/45, Oskar Hamel, Rudolf Prinz, Karoline Nehammer.