Eigenberger, Robert

Robert Eigenberger

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14.2.1890 Sedlitz, Böhmen – 14.4.1979 Wien

Robert Eigenberger studierte Kunstgeschichte an der deutschen Universität in Prag und promovierte 1913 über den Bildhauer Adam Krafft. Noch im selben Jahr wurde er Praktikant, später Assistent der k. k. Zentralkommission für Denkmalpflege in Wien. Während des Ersten Weltkriegs rückte er im Mai 1915 als Kriegsfreiwilliger ein, wurde aber nach nur einem halben Jahr wegen einer schweren Typhuserkrankung entlassen und in der Kriegsmetallsammlung eingesetzt. 1917 erfolgte seine Bestellung als Kustos der Gemäldegalerie der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien. In seiner ab 1922 bekleideten Funktion als Direktor der Gemäldegalerie führte er eine Neuaufstellung der Schausammlung durch und veröffentlichte 1927 einen umfassenden Bestandskatalog. Er betätigte sich zudem als freischaffender Maler, erhielt 1930 den österreichischen Staatspreis für Malerei und war Mitglied der Vereinigung bildender Künstler Wiener Secession. 1926 war ihm der Titel Professor verliehen worden und ab Sommersemester 1927 hatte er zusätzlich die Stelle eines Honorardozenten für Kunstgeschichte an der Wiener Akademie inne. Seit spätestens 1930 war er außerdem als Gutachter und Experte des Dorotheums tätig. 1933 wurden ihm die Restaurieragenden der Gemäldegalerie und die Leitung des an der Akademie eingerichteten Restaurierkurses übertragen. Es folgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor sowie zum Leiter der Lehrkanzel für Konservierung und Technologie im Jahr 1934. Nach eigenen Angaben war Eigenberger ab etwa 1934 für die illegale NSDAP unter anderem im Bereich des Nachrichtendiensts tätig, trat ihr offiziell aber erst im Mai 1938 bei. Zur gleichen Zeit wechselte er das Glaubensbekenntnis von römisch-katholisch zu gottgläubig, wurde förderndes Mitglied der SS und in Folge NS-Dozentenführer an der Wiener Akademie. 1940 erfolgte seine Ernennung zum ordentlichen Professor sowie die Verleihung der Erinnerungsmedaille an den 13. März 1938 für seine "nationalsozialistische Tätigkeit während der illegalen Zeit". 1942 wurde er mit dem Silbernen Treudienstehrenzeichen ausgezeichnet. Eigenberger war Luftschutzbeauftragter der Akademie und Bergungsbeauftragter der Gemäldegalerie, womit er die Verantwortung für die wesentlichen Entscheidungen zur kriegsbedingten Sicherung von deren Sammlungsbeständen während des Zweiten Weltkrieges trug. So organisierte er ab 1939 die Verbringung von mehr als 600 Objekten des Bestandes der Gemäldegalerie in externe Bergungsstellen in und außerhalb von Wien. Rund 1.300 von ihm als drittrangig kategorisierte Werke beließ er im Akademiegebäude. Bei einem Bombentreffer am 12. März 1945 wurden davon rund 520 Objekte zerstört bzw. gelten seither als verschollen. Zudem gingen 120 der in externe Bergungsorte ausgelagerten Werke u. a. durch Plünderungen verloren.

Im Juni 1945 wurde Eigenberger seiner Funktionen enthoben, aber schon im November 1946 für die Wiederaufnahme seines Lehrauftrags an die Akademie zurückgeholt. Ein Beschluss des Bundespräsidenten vom 13. September 1947 stufte Eigenberger auf dem Gnadenwege, u. a. aufgrund seines "aussergewöhnlich hohen Könnens", als minderbelastet ein, 1949 folgte seine Ernennung zum außerordentlichen Professor. Im selben Jahr leitete das Bundesministerium für Unterricht (BMU) eine Untersuchung gegen Eigenberger ein, da es ihm vorwarf, im Zuge von 1938/1939 durchgeführten Restaurierungsarbeiten nachhaltige Schäden verursacht zu haben. Die im Frühjahr 1949 von Ludwig Baldass, Otto Benesch, Karl Garzarolli-Thurnlackh, Josef Hajsinek und Franz Sochor verfassten Gutachten stellten Eigenbergers Qualifikation als Restaurator bzw. als Leiter der Meisterschule für Restaurierung und Technologie grundlegend in Frage – Eigenberger hatte keine Ausbildung als Restaurator, sondern war Autodidakt. Da auch die Einsetzung eines Komitees zur Prüfung der Vorwürfe gegen Eigenberger – vier der fünf Mitglieder waren Professoren der Akademie – zu keiner zufriedenstellenden Klärung führte, setzte das BMU 1950/51 einen externen Sachverständigen ein – was zu Protesten des Professorenkollegiums der Akademie führte. Inwieweit das Verfahren Konsequenzen für Eigenberger hatte, ist den Akten nicht zu entnehmen. In der Professorenkollegiumssitzung vom 1.6.1951 wurde er für die Studienjahre 1951/52 und 1952/53 zum Rektor der Akademie gewählt, eine weitere Funktionsperiode als Rektor folgte im Studienjahr 1954/55. In den Jahren 1953/54 und 1955–1957 fungierte Eigenberger als Prorektor. 1955 wurde er zudem ordentlicher Professor. Nach seiner Emeritierung am 27. Juli 1961 behielt Eigenberger die Leitung der Meisterschule für Konservierung und Technologie sowie den Lehrauftrag im gleichnamigen Fach und übernahm zudem 1962–1965 den Vorstand des Institutes für sakrale Kunst an der Akademie. Mit 30. September 1965 schied er aus dem aktiven Dienst aus. War Eigenberger bereits 1960 der Goldene Lorbeer des Wiener Künstlerhauses verliehen worden, so folgten 1976 die große Ehrenurkunde der Akademie der bildenden Künste in Wien und 1977 die Ehrenmitgliedschaft der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (Künstlerhaus).

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Heribert Hutter (Hg.), Dr. Robert Eigenberger. Gedächtnisausstellung, Akademie der bildenden Künste Wien, Wien 1979.

Gertrude Prammer (Hg.), Robert Eigenberger 1890–1979, Mistelbach 1980.

René Schober, "...da ihre Beschädigung keinen Verlust von unersetzlichen Kulturwerten darstellen würde". Bergungen und Kriegsverluste der Akademischen Gemäldegalerie im Zweiten Weltkrieg, in: Pia Schölnberger/Sabine Loitfellner (Hg.), Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 6), Wien-Köln-Weimar 2016, 149–174, URL: doi.org/10.7767/9783205201564-009.

Publikationen der Person / Institution

Robert Eigenberger, Die Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien, Textband, Wien-Leipzig 1927.
Robert Eigenberger, Neue Aufgaben der Denkmalpflege, in: Österreichische Kunst 9 (1938) 4, 11–14, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oku&datum=1938&page=115 (3.12.2020).
Robert Eigenberger, Zum Wesen und zu den Aufgaben des Instituts für Konservierung und Technologie an der Wiener Akademie für bildende Künste, in: Österreichische Kunst 9 (1938) 10, 19–21, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=oku&datum=1938&page=317 (3.12.2020).

Archivalien

OeStA/AdR, UWK, BMU, Personalakten, Robert Eigenberger.
OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 306.009, Robert Eigenberger.

UAAbKW, Geheimakten.
UAAbKW, PA Robert Eigenberger.

WStLA, M.Abt 119, A 42, NS-Registrierung, Robert Eigenberger.
WStLA, B7/1, NS-Registrierungslisten, 4. Bezirk, Blechturmgasse, Liste Nr. 8.