Seutter (von) Loetzen, Liselotte

Liselotte Seutter (von) Loetzen

Frau, am Seitenteil einer Bank lehnend, Schwarz-Weiß-Foto
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10.11.1904 Reichenberg / Liberec – 5.9.1977 Wien

Liselotte Seutter von Loetzen, Tochter eines jung verstorbenen Bankdirektors und einer Keramikerin, brachte vielfältige (berufliche) Erfahrungen mit, als sie im Oktober 1942 Mitarbeiterin des "Sonderauftrags Münzen" wurde. Während ihrer kurzen Ehe mit einem Stabsarzt der Ostindischen Armee hatte sie 1930–1933 auf Java gelebt, die niederländische Staatsbürgerschaft erworben und zusätzlich zu ihren bereits vorhandenen Englisch- und Italienischkenntnissen auch Niederländisch und Malaiisch gelernt. Nach der Scheidung im Juli 1933 zog sie zu ihrer Mutter nach Wien. Vor und nach ihrer Ehe hatte sie als Verkäuferin in Venedig und Florenz gearbeitet, war 1937/38 als Geschäftsführerin der Swedish Artid G.m.b.H. Wien, 1938/39 als Treuhänderin der British Arted Plastic Ltd. Wien und 1941/42 als wissenschaftliche Sekretärin im Institut für Physiologie und Anatomie der Hochschule für Bodenkultur tätig gewesen. Zuletzt hatte sie 1942 als Schwesternhelferin beim Deutschen Roten Kreuz gedient. Anlässlich ihres Antrags auf Einbürgerung ins Deutsche Reich war 1940 eine politische Beurteilung bei der Gauleitung Wien eingeholt worden, derzufolge Liselotte Seutter weder NSDAP-Mitglied noch Parteianwärterin war. Der Leiter des "Sonderauftrags Münzen" Fritz Dworschak nahm sie aufgrund ihrer Sprachkenntnisse ursprünglich als Sekretärin auf. Wegen ihres Organisationstalents, jedoch ohne formale Ausbildung, wurde sie rasch mit der "Aufsammlung und Führung" der Bibliothek des für Linz geplanten Münzkabinetts betraut. Zu diesem Zweck verbrachte sie mehrere Monate im Reichskunstdepot Kremsmünster und machte – zur Auswahl numismatischer Literatur – Dienstreisen in die vom NS-Regime aufgehobenen Stifte Vorau, Rein und Wilhering. Zwar leistete sie nach dem Krieg freiwilligen Hilfsdienst im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien, wurde aber nicht in den Personalstand übernommen. Über ihr Leben nach 1945 ist wenig bekannt. 1951 bis 1955 war sie Bibliothekarin in US-amerikanischen Diensten, 1956 bewarb sie sich erneut, aber erfolglos, beim Kunsthistorischen Museum.

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Publikationen zur Person / Institution

Herbert Haupt, Getroffen, doch nicht vernichtet. Das Kunsthistorische Museum im Kriegsjahr 1945. Eine Chronologie der Ereignisse in Bildern, Wien 2005.

Archivalien

KHM-Archiv, III 1657, Personalakt Liselotte Seutter.
KHM-Archiv, 308/VK/1942, Ansuchen um Anstellung.
KHM-Archiv, I 96, Sonderauftrag Münzen – Personelles.
KHM-Archiv, I 101, Sonderauftrag Münzen – Reisen.
KHM-Archiv, I 103, Sonderauftrag Münzen – Korrespondenz.

MA 63, Standesamt Wien-Währing, Sterbeauskunft Liselotte Katzer, geb. Seutter.

OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 185940, Liselotte Seutter.

WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Liselotte Seutter.
WStLA, Akten des Handelsgerichts Wien, C22, 196, Swedish Artid Ges.m.b.H.