Der aus Bremen stammende promovierte Historiker Fritz Manns, seit 1932 NSDAP-Mitglied sowie 1933/34 und 1938 SA-Mitglied, begann am 1.8.1938 seine Arbeit als Assistent im Kunsthistorischen Museum (KHM) in Wien, wo er bereits im Rahmen seiner Dissertation über ein numismatisches Thema der Antike wissenschaftlich gearbeitet hatte. Von Ende August 1939 bis September 1940 diente er in der deutschen Wehrmacht. Nach seiner vorübergehenden Freistellung vom Wehrdienst im November 1940 rückte er Ende Juli 1941 zum Kriegsdienst in der Sowjetunion ein. Belegt sind Einsätze in Kiew und auf der Krim, wo er als Angehöriger einer Progagandakompanie einer nicht näher bekannten Tätigkeit in Museen nachging. Mit 28.4.1942 wurde Manns als Kustos in den pragmatisierten Beamtenstand des KHM übernommen. Wie einem Schreiben des KHM vom Jänner 1942 zu entnehmen ist, bedachte Manns die Bibliothek des Museums "dauernd" mit "wertvoller russischer Literatur sowohl allgemeiner musealer wie fachlicher Art". In zwei Tranchen übergab er dem Museum für Völkerkunde (MVK, heute Weltmuseum Wien) eine Sammlung von 63 alten Textilien, großteils aus Samt, und Stickereien, die er in einem Museum auf der Krim "sichergestellt" hatte, zur "treuhändigen Verwahrung". Die Textilien waren teilweise mit aufgenähten Etiketten mit kyrillischen Buchstaben und Zahlen versehen und stammten ursprünglich von den muslimischen Krimtataren sowie der jüdischen Sekte der Karäer. Wenngleich die genaue Herkunft der Objekte und die Umstände ihrer Entziehung nicht dokumentiert sind, fand deren Erwerbung zweifellos im Kontext des brutalen Vernichtungskrieges des nationalsozialistischen Deutschlands gegen die Sowjetunion und der systematischen Plünderungen von Kulturgut statt.
Fritz Manns starb am 25.3.1945 im Zuge von Kampfhandlungen im Oderbruch. Mit Wirkung vom 6.6.1945 verfügten die österreichischen Behörden posthum seine Entlassung aus dem KHM gemäß Verbotsgesetz. Damit verloren seine Angehörigen den Anspruch auf einen Versorgungsgenuss. 1946 meldete der Direktor des MVK, Robert Bleichsteiner, die Textilien von der Krim als entzogenes Vermögen an, es kam jedoch zu keiner Restitution. Die Inventarisierung der Objekte erfolgte erst 1972 anlässlich ihrer Abtretung an das Volkskundemuseum in Wien als Dauerleihgaben, öffentlich gezeigt wurden sie nie. Intensive Recherchen, unterstützt von der ukrainischen Botschaft in Wien, ergaben, dass mindesten 28 der Objekte auf Verlustlisten von Gegenständen aufscheinen, die zwischen 1941 und 1944 aus dem Bachtschisaray-Palastmuseum auf der Krim entwendet worden waren. Da der Fall nicht unter das Kunstrückgabegesetz fiel, erfolgte 2009 eine Rückgabe auf zwischenstaatlicher Ebene: Die Stickereien wurden gemeinsam mit einem Konvolut entzogener Briefe ("Russenbriefe"), die während des Zweiten Weltkriegs aus dem Gebiet der heutigen Ukraine in das Technische Museum in Wien verbracht worden waren, in einem Festakt im MVK an die Republik Ukraine zurückgegeben. Sie gelangten nach der Rückgabe in das Kulturgeschichtliche Museum Bachtschisaray (Bachtschisaray-Palastmuseum).