Der 1832 im slowakischen Sobotište geborene Möbelhändler und Trödler Jacob Fischer war Begründer der Einzelfirma J. Fischer in Wien 5, Wildenmanngasse 8 (1906 umbenannt in Strobachgasse), die er 1899 mit seinen Söhnen Ignaz (Jahrgang 1870) und Adolf (Jahrgang 1872) in eine offene Handelsgesellschaft umwandelte. Nach dem Tod Jacob Fischers 1904 trat dessen 1877 geborener Sohn Ferdinand, der bereits als Prokurist im Unternehmen tätig war, als Gesellschafter ein. Ursprünglich ein Verschleiß von Tischler- und Tapezierermöbeln, gehörten auch in Theatern sowie Gast- und Kaffeehäusern in Verwendung gestandene Einrichtungsgegenstände, etwa aus dem Themenpark Venedig in Wien im Prater, zum Angebot. Ab 1919 war die Firma durch einen weiteren Gewerbeschein zur Abhaltung von Feilbietungen berechtigt. Als konzessionierter und beeideter Auktionator veranstaltete das Wiener Auktionshaus J. Fischer in der Zwischenkriegszeit zahlreiche große Versteigerungen. So kam im November 1920 die Einrichtung der Stadtwohnung und der Villa eines nach Brasilien ausgewanderten Automobil-Generaldirektors H. unter den Hammer, im Dezember 1926 jene aus Schloss Pottenbrunn in Niederösterreich sowie im April 1935 das Mobiliar samt Kunstgegenständen aus dem Nachlass des Wiener Rechtsanwaltes Imanuel Brüch. Allein zwischen 1928 und 1938 erschienen mindestens 26 Auktionskataloge. 1937 erwarb Ferdinand Fischer, Obmann des 1931 gegründeten Verbandes der Wiener Auktionshäuser und seit 1933 Kommerzialrat, weitere Gewerbescheine für die Vermittlung von Kauf- und Verkaufsaufträgen in Auktionsunternehmungen und Kreditvermittlung sowie die Beratung in Auktionsfragen. Die letzte Auktion fand im Februar 1938 statt – wenige Wochen vor dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich. Eine für Mitte März 1938 angekündigte Versteigerung dürfte nicht mehr durchgeführt worden sein.
Ferdinand und Ignaz Fischer führten in ihren Vermögensanmeldungen von Juli 1938 jeweils Hälfteanteile am Wohn- und Geschäftshaus in der Strobachgasse 8 an. Da sie den Gewerbeschein der im Haus ansässigen Firma J. Fischer nach eigenen Angaben bereits zurückgelegt hatten, repräsentierte sie keinen materiellen Wert mehr. Ferdinand Fischer finanzierte mit dem Verkauf von Wertpapieren den Lebensunterhalt der Familie und die Reise- und Spediteurkosten sowie das Landungsgeld für seinen 1908 geborenen Sohn Kurt Anton Fischer (später Kurt A. Fisher), der im Auktionshaus mitgearbeitet hatte und im Juli 1938 in den Karibikstaat Haiti flüchtete. Im September desselben Jahres erfolgte die Löschung von S. Fischer im Handelsregister. Ferdinand Fischer und seine Frau Rosa, née Teichtner, traten im Oktober 1938 vom Judentum zum Katholizismus über, sie wurden im Mai 1939 aus ihrer Wohnung in Wien 6, Linke Wienzeile 14/ II/18-19, ebenfalls nach Haiti abgemeldet, Ignaz Fischer und dessen Frau Alice, née Spitzer, aus der Strobachgasse 8/II/4 nach Chile. 1938 und 1939 suchten Ignaz und Ferdinand Fischer bei der Zentralstelle für Denkmalschutz um Ausfuhrgenehmigung für ihr Umzugsgut an, als Spediteur fungierte Johann Oberndorfer. Adolf Fischer, der 1933 aus dem Unternehmen ausgetreten war, starb im Juli 1940 im Israelitischen Spital in Wien. Die 1884 geborene Witwe Adolf Fischers, Ella (Elly), née Marburg, wurde am 26.5.1942 nach Maly Trostinec deportiert und ermordet. Das Gebäude des Auktionshauses in der Strobachgasse wurde 1940 von der Gesellschaft für Elektroheizungstechnik m. b. H. "arisiert". Kurt Fischer eröffnete in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince ein auf lokales Kunstgewerbe spezialisiertes Geschäft und beschäftigte sich intensiv mit der Archäologie der Insel. Mit seiner aus der lokalen Oberschicht stammenden Ehefrau übersiedelte er später nach Puerto Rico, ein Außengebiet der USA, wo er 1987 starb. 1953 kam es vor der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien zu einem Vergleich, der die Rückstellung der Liegenschaft Strobachgasse 8 vorsah. Ferdinand Fischer starb 1962 in Turgeau (Haiti), Ignaz Fischer, der mit seiner Frau zumindest temporär ebenfalls in Haiti gelebt haben dürfte, 1958.