Ludmilla Wotawa wuchs in Wien 19, Schreiberweg 65, in der Villa ihrer Eltern auf, wo sie bereits mit 14 Jahren Ferdinand Spany kennenlernte. Als Geschäftspartner ihres Vaters, einem pensionierten Bankbeamten, und Freund der Familie verkehrte Spany regelmäßig in ihrem Elternhaus. Aufgrund eines fälligen Kredites war es Wotawas Vater, der Anzeige wegen des Verdachtes auf Betrug gegen Spany erstattete und so den Anlass für dessen Verhaftung 1927 gab. Dennoch lieh Ludmilla Wotawa – sie arbeitete mittlerweile als Angestellte der Firma Rudolf Bohrer, Dentalgrosshandelsagentur – in den 1930er-Jahren Geldbeträge in der Höhe von mehreren tausend Schilling an Spany, dessen finanzielle Situation sich aufgrund des vierjährigen Verfahrens und seiner Verurteilung 1931 zusehends verschlechtert hatte. Nach 1938 besserte sich die Vermögenslage Spanys schlagartig, und Wotawa erhielt die Schulden u. a. in Form von Schmuckgegenständen zurückbezahlt. 1938 bezog sie eine Wohnung in Wien 3, Landstraßer Hauptstraße 58, welche sie als "leerstehende Judenwohnung" bezeichnete, und übernahm die Wohnungseinrichtung (Möbel, Porzellan, Bücher etc.) von Olga Westreich, die 1942 nach Theresienstadt deportiert werden sollte. Ab 1939/40 vermietete Wotawa zwei Zimmer der Wohnung an Spany. Ab 1938 war sie, vermutlich über Vermittlung Spanys, für die "Abwicklungsstelle für die Liquidierung und Arisierung des Uhren- und Juwelenfaches" etwa bei der Abwicklung der Verlassenschaft nach Jakob Futterweit tätig. Wotawa war es auch, die nach Spanys Verhaftung 1939 eine intensive Behördenkorrespondenz führte und schließlich nach Berlin reiste, um sich für dessen Haftentlassung einzusetzen. Im Herbst 1945 wurden sie und Spany verhaftet und Ermittlungen wegen § 6 KVG (missbräuchliche Bereicherung) beim Wiener Volksgericht gegen sie eingeleitet. Ludmilla Wotawa stand zudem unter Verdacht, belastendes Beweismaterial gegen Spany vernichtet bzw. den Versuch dazu unternommen zu haben. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung im Herbst 1945 wurden zahlreiche Schmuck- und Kunstgegenstände beschlagnahmt, von denen Wotawa behauptete, dass ein Teil davon ihr gehöre und sie diese Objekte von Spany erhalten habe. Bei ihrer Vernehmung am 21. September 1945 gab sie an, Spany habe bei der Vugesta "umfangreiche Bildeinkäufe" getätigt und diese über das Dorotheum weiterverkauft, was sie später allerdings abstritt und als unrichtige Angabe des protokollierenden Beamten bezeichnete. 1950 wurde das Verfahren eingestellt. Wotawa heiratete Spany 1962, fünf Jahre nach dem Tod von dessen erster Frau Josefine. Ab 1964 machte sie gemeinsam mit ihrem Mann Schenkungen u. a. an die Stadt Wien und die Österreichische Galerie. 1987 und 1990 verkaufte Ludmilla Spany mehrere Grafikkonvolute an die Akademie der bildenden Künste in Wien. Nach ihrem Tod 1991 wurde sie im Ehrengrab ihres Mannes am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Sowohl Schenkungen als auch Kunstankäufe mit Provenienzhinweisen zu Ferdinand Spany und Ludmilla Spany sind aktuell Gegenstand der Provenienzforschung an den verschiedenen Institutionen.
Ludmilla Spany
Archivalien
Justizzentrum Wien Mitte, BG Innere Stadt Wien, Verlassenschaftssache 9A 414/91, Ludmilla Spany.
Justizzentrum Wien Mitte, BG Innere Stadt Wien, Verlassenschaftssache 9A 764/83, Ferdinand Spany.
OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 207.500, Ferdinand Spany.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Ferdinand Spany.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Ludmilla Spany (geb. Wotawa).
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Olga Westreich.
WStLA, Nachlass Ferdinand Spany.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg 2251-45, Ferdinand Spany, Veitschberger, Wotawa.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg 11 Vr 6357/46, Rudolf Maier.