Emil Rosner wuchs als einziges Kind des Antiquitätenhändlers Leo (Markus Leib) Rosner und der Jenni, née Feuer, in Wien auf. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft infolge seiner Weltkriegsteilnahme lebte er seit August 1920 in Wien 5, Rüdigergasse 12. 1932 übernahm er das Geschäft seines Vaters in der Innenstadt, Bräunerstraße 10, der mit Gemälden und diversen antiken Einrichtungsgegenständen gehandelt hatte. Aufgrund von Rosners jüdischer Herkunft wurde der Betrieb am 10. November 1938 behördlich gesperrt und am 24. April 1939 abgemeldet. Abwickler war Kommerzialrat Otto Faltis, der im Februar 1939 von der Vermögensverkehrsstelle zum Generalabwickler für mindestens 60 Wiener Kunst- und Antiquitätenhandlungen bestellt worden war. Laut Hans Beer, der nach dem Krieg als Zeuge in Rosners Opferfürsorgeantrag auftrat, hatte Rosner mit ihm für die Hilfsaktion des Rechtsanwalts Willy Perl gearbeitet, bei der Schiffstransporte für Wiener Jüdinnen und Juden nach Palästina organisiert wurden. Die Gestapo verhaftete Rosner gemeinsam mit anderen "leitenden Angestellten" von Perls "Auswanderungsbüro" im Januar 1939, woraufhin er für einen Monat im Wiener Polizeigefängnis Elisabethpromenade arretiert wurde. Rosner, der über ein Einreisevisum nach Bolivien verfügte, verließ Österreich, eskortiert von der Gestapo, am 24. Oktober 1939 mit der Bahn in Richtung Bratislava, von wo er seine Reise mit einem Donaufrachtschiff fortsetzte, diesmal eskortiert von der slowakischen Hlinka-Garde und anschließend vom ungarischen, jugoslawischen und rumänischen Militär. Anfang Februar 1940 gelangte er an Bord der "Zakarija", die nach der Ausfahrt aus den Dardanellen von einem englischen Hilfskreuzer gekapert und nach Palästina umgelenkt wurde, wo Rosner am 12. Februar 1940 ankam. In Haifa wurde er sofort in das englische Internierungslager Atlith verbracht. Nach seiner Entlassung am 12. August 1940 war er, nach einem kurzen Aufenthalt in Tel Aviv, als Hilfsarbeiter auf einer Hühnerfarm in der landwirtschaftlichen Kolonie Gedera tätig. Rosners in Wien zurückgebliebene Mutter Jenni wurde am 13. August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie wenige Wochen später umkam. Spätestens in den 1950er-Jahren kam Rosner nach Europa zurück und lebte v. a. in Rom, hielt sich aber immer wieder in Wien auf. Während seinem Antrag auf Ausstellung eines Opferausweises 1962, nach einer ersten Ablehnung fünf Jahre zuvor, stattgegeben wurde und er auch Entschädigungszahlungen für seine Inhaftierung in der Elisabethpromenade, die erlittenen Einkommensverluste sowie für die Internierung in Atlith zugesprochen bekam, wurde er für die Bezahlung von "Reichsfluchtsteuer" und "Judenvermögensabgabe" nicht entschädigt, und auch der Antrag auf Entschädigung für die Liquidierung seines Geschäftes sowie für die Beschlagnahme seines Umzugsgutes durch den Obersten Kommissar in der Operationszone "Adriatisches Küstenland" wurde mangels Beweismaterials abgelehnt. Etwa zur gleichen Zeit, 1963, stellte Emil Rosner den Antrag auf Todeserklärung des im Konzentrationslager Dachau ums Leben gekommenen Kunstsammlers Fritz Grünbaum und seiner ebenfalls ermordeten Frau Elisabeth Grünbaum. Bereits zehn Jahre zuvor, 1953, hatte Rosner bereits beim American Joint Distribution Committee nach deren Verbleib angefragt. Vom Landesgericht für Zivilrechtsachen Wien nach den rechtlichen Interessen für die Todeserklärung des Ehepaars Grünbaum befragt, gab er nun an: "Die Todeserklärung benoetige ich fuer eine Erbschaftsabhandlung in England, an der mein Cousin Friedrich Gruenbaum, als Erbe anspruchsberechtigt gewesen waere." Dem Antrag wurde stattgegeben. Allerdings lässt sich eine Verwandtschaft oder eine sonstige Verbindung zwischen Emil Rosner und Fritz Grünbaum nicht nachweisen, Rosners Intention bzw. die angebliche Erbschaft in England bleiben im Dunkeln. Rosner war zweimal verheiratet, beide Ehen blieben kinderlos. 1975 übersiedelte er nach Zürich, wo er sechs Jahre später verstarb.
Emil Rosner
Bezirksregierung Düsseldorf, Dezernat 15 (Angelegenheiten nach dem Entschädigungsgesetz), Entschädigungsakte Emil Rosner, Zl. 621.556.
ITS Bad Arolsen, Digital Archive, Archivnummer 3163, Geheime Staatspolizei, Staatspolizeileitstelle Wien, Tagesraport Nr. 12, 26.–30.1.1939.
OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 6857/2, Emil Rosner.
OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds 8641, Emil Rosner.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 29423, Emil Rosner.
Stadtarchiv Zürich, Meldekarten der Einwohnerkontrolle der Stadt Zürich, Emil Rosner.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Emil Rosner.
WStLA, LG für Zivilrechtssachen Wien, 48T 625/62, Franz Friedrich Grünbaum.
WStLA, LG für Zivilrechtssachen Wien, 48T 626/62, Elisabeth Grünbaum.
WStLA, Opferfürsorgeakt Emil Rosner, Zl. R 268/55.