Rosenthal, Erwin

Erwin Rosenthal

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19.9.1906 Wien – 20.6.2001 Norwalk, Connecticut, USA

Erwin Rosenthal wurde als einziger Sohn des Arztes, Musikers und Komponisten Felix Rosenthal  und seiner Frau Elisabeth, née Donat, genannt Else, in Breslau geboren. Mit Ende des Ersten Weltkrieges kehrte die Familie in ihre Heimatstadt Wien zurück, wo sie eine Wohnung im 8. Bezirk, Josefstädterstraße 87 bewohnte.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 waren Erwin Rosenthal und seine Mutter Else unmittelbar von NS-Verfolgung bedroht, Felix Rosenthal war bereits 1936 verstorben. Erwin Rosenthal, von Beruf Techniker, verlor Ende April 1938 seine Anstellung bei der Firma Kabelfabrik & Drahtindustrie A.G. und verließ Wien im Juni 1939 in Richtung England. Sein Umzugsgut übergab er der Spedition Bäuml, die dieses bis Hamburg expedieren sollte. In den Lifts befanden sich der künstlerische Nachlass seines Vaters und seiner 1936 verstorbenen Tante, der Cellovirtuosin und Musikerin Josefine Donat, die ihrem Neffen neben verschiedenen Musiknotenwerken ein wertvolles italienisches Cello vermacht hatte. In Lancashire heiratete Erwin Rosenthal im Oktober 1939 die aus Wien stammende Alice Grün. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er von Juni bis November 1940 als "Enemy Alien" interniert. Die Vugesta beschlagnahmte im Oktober 1940 Rosenthals Umzugsgut, beorderte es von Hamburg nach Wien zurück und verwertete die Güter. Zahlreiche Notenhandschriften und Notendrucke aus Rosenthals Eigentum gelangten in diesem Zusammenhang in die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB). Else Rosenthal, der die Flucht nicht gelungen war, wurde am 15. Mai 1942 mit rund 1.000 weiteren Jüdinnen und Juden im 21. Deportationstransport aus Wien in das Ghetto Izbica im Distrikt Lublin deportiert und vermutlich im Vernichtungslager Sobibor oder Belzec ermordet.

Nachdem Erwin Rosenthal nach 1945 erfolgreich ein Rückstellungsverfahren bezüglich des in Wien zurückgebliebenen musikalischen Nachlasses seines Vaters angestrengt hatte, schenkte er zahlreiche Kompositionen und Handschriften der ÖNB. 1949 wanderte das Ehepaar Rosenthal in die USA aus. Erwin Rosenthal starb 2001 und Alice Rosenthal 2008 in Connecticut, USA. Bis heute sind ein Teil des Familiennachlasses sowie das Cello verschwunden. 2004 empfahl der Kunstrückgabebeirat die Rückgabe von drei Handschriften und vier Notendrucken, die nicht Gegenstand des Rückstellungsverfahrens 1946/47 gewesen waren, an die RechtsnachfolgerInnen von Erwin Rosenthal. Erst durch rezente Forschungen konnten die in der Musiksammlung der ÖNB befindlichen Objekte mit dem Herkunftsnachweis der 1936 verstorbenen Musikerin Josefine Donat (3 Musikhandschriften und 5 Musiknotendrucke) dem Eigentum ihres Neffen Erwin zugeordnet werden. Die Rückgabe dieser Objekte empfahl der Kunstrückgabebeirat in seiner Sitzung vom 27. September 2024.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Beiratsbeschluss Erwin und Felix Rosenthal, 25.11.2004, URL: www.provenienzforschung.gv.at/wp-content/uploads/2006/04/Rosenthal.pdf (17.6.2024).

Beiratsbeschluss Erwin Rosenthal und Josefine Donat, 27.9.2024, URL: provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Rosenthal_Erwin_Donat_Josefine_2024-09-27.pdf (30.9.2024).

Archivalien

Archiv IKG Wien, Auswanderungsfragebogen Nr. 4024, Erwin Rosenthal
Archiv IKG Wien, Matriken zur Familie Donat und Rosenthal

OeStA/AdR, E-uReang, VVST, VA 3937, Erwin Rosenthal.
OeStA/AdR, E-uReang, FLD, Zl. 16042, Erwin Rosenthal.
OeStA/ AdR, E-uReang, Vugesta Geschäftsbuch, 1, Zl. 287, Erwin Rosenthal.
OeStA/AdR, E-uReAng, Abgeltungsfonds 10.321, Erwin Rosenthal
OeStA/AdR, E-uReAng, FLD XXI/653 (Deportationsakt), Elisabeth Rosenthal

ÖNB, Generalablage, Erwin Rosenthal.

Staatsarchiv Hamburg, Wiedergutmachungsamt beim Landgericht Hamburg, 23-13, 27431, Erwin Rosenthal.

WStLA, Historische Meldunterlagen, Josefine Donat, Elisabeth Rosenthal, Erwin Rosenthal.
WStLA, BG Josefstadt, 8 A 307/37, Verlassenschaftsakt Felix Rosenthal.
WStLA, BG Döbling, 8 A 1069/36, Verlassenschaftsakt Josefine Donat.
WStLA, Opferfürsorgeakt 35763/3/3, Erwin Rosenthal