Löscher, Karl, Kunsthandlung

Kunsthandlung Karl Löscher

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Wien 1, Spiegelgasse 19 (1939–1945), Spiegelgasse 8 (1942–1977)

Im Mai 1939 erwarb der gelernte Tischler und Kunsthändler Karl Löscher die Gewerbeberechtigung für den Handel mit Originalgemälden und Antiquitäten, woraufhin er sich in der Wiener Innenstadt in der Spiegelgasse 19 mit der Kunsthandlung Karl Löscher selbständig machte. In den Jahren davor hatte er sich bei verschiedenen Firmen entsprechende Kenntnisse angeeignet: von 1921 bis 1923 war er beispielsweise bei der Genossenschaft Der Kunstmarkt für den Verkauf von Bildern zuständig gewesen. Seine Geschäfte gingen so gut, dass er 1942 nur ein paar Schritte entfernt in der Spiegelgasse 8 eine Filiale unter gleichlautendem Namen eröffnen konnte, die er, wie die Gewerbeakten vermuten lassen, dann als Hauptgeschäft führte. An derselben prominenten Adresse hatten sich zudem weitere KunsthändlerInnen wie Anton Jancsy oder Melanie Penizek etabliert. Den einstigen Standort in der Spiegelgasse 19, der im Souterrain lag, nutzte Löscher vermutlich nur mehr als Lager. Löschers Vorliebe galt der österreichischen Biedermeiermalerei, SammlerInnen dieser Kunst stand er auch in beratender Funktion zur Seite. So war er maßgeblich am Aufbau der Kunstsammlung von Oberstleutnant Ernst Zix beteiligt, der während seiner Tätigkeit für die Wehrmacht in Wien in den Jahren 1938 bis 1943 seine Sammelleidenschaft für diesen Bereich entdeckte. 1945 brannten die Betriebsräumlichkeiten in der Spiegelgasse 19  in Folge eines Luftangriffs vollständig aus. Das verbleibende Geschäftslokal mit der Hausnummer 8 bestand unter der Leitung von Löscher bis 1977.

Karl Löscher, der weder NSDAP-Mitglied noch Parteianwärter war, handelte während und nach der NS-Zeit nachweislich mit Werken verfolgter SammlerInnen wie Irma und Siegfried Kantor oder Julius Neumann. 1956 beantragte die Familie Kantor für ein von Löscher im Dorotheum eingebrachtes Bild des Malers Mariano Barbasan Lagueruela bei der am Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien eingerichteten Rückstellungskommission dessen Rückgabe, die im Vergleichsweg erfolgen sollte. Aus dem Oberösterreichischen Landesmuseum wurde 2003 ein Gemälde an die RechtsnachfolgerInnen nach Julius Neumann restituiert, das Löscher 1942 im Dorotheum erworben hatte und welches über den deutschen Kunsthandel 1944 an den "Sonderauftrag Linz" weiterverkauft worden war. Darüber hinaus liegen auch Belege von direkten Verkäufen von Löscher an den "Sonderauftrag Linz" vor.

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Publikationen zur Person / Institution

H. F., Zum Tode von Karl Löscher, in: Die Weltkunst 59 (1989) 5, 612–613.

Birgit Kirchmayr, Oberösterreichisches Landesmuseum: Zuweisung und Restitution enteigneter Kunst. Eine Untersuchung, in: Birgit Kirchmayr/Friedrich Buchmayr/Michael John (Hg.), Geraubte Kunst in Oberdonau, Linz 2007, 272.

Archivalien

Archiv der Wirtschaftskammer Wien, Gewerbeakt, Karl Löscher.

BArch Koblenz, B323/138, Ankäufe für den "Sonderauftrag Linz" aus dem deutschen und österreichischen Kunsthandel und Privatbesitz, Bd. 10: 1940–1945, Kunsthandlung Karl Löscher, Wien.
BArch Koblenz, B323/153, Rechnungen über Ankäufe aus dem Kunsthandel und von privat in Deutschland und Österreich; Zahlungsanweisungen der Reichskanzlei, Bd. 1: 1944, Karl Löscher, Wien.

OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 80855, Karl Löscher.

WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Karl Löscher.
WStLA, LG für Zivilrechtssachen Wien, Rückstellungskommission, 3 RK 179/56.