Kauder, Robert

Robert Kauder

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8.6.1868 Wodnian, Böhmen (heute Vodňany, Tschechien) – 8.5.1945 (Toterklärung) Ghetto Litzmannstadt (heute Łódź/Polen)

Der Hafnermeister Robert Kauder etablierte 1903 sein Unternehmen an der zentralen Wiener Adresse Wien 1, Parkring 2. Nachdem er anfänglich sogenannte Budweiser Kachelöfen und Dauerbrandöfen vertrieb und bis 1912 die Generalvertretung eines bei der Fa. Gasselseder & Niemeczek in Warschau patentierten "Heizungs-Multiplikators" innehatte, fungierte er ab 1914 auch als beeideter Schätzmeister und Sachverständiger für Dauerbrandöfen. Seine Frau Malvine, née Stransky, war in dem Kleinunternehmen mitbeschäftigt. Als zweites Standbein baute Robert Kauder spätestens 1924 einen Kunsthandel auf, den er ebenfalls in den Räumlichkeiten seiner Firma betrieb. Wie sich aus Quellen zum Dorotheum und annotierten Auktionskatalogen des Kunstversteigerungshauses Aldolph Weinmüller rekonstruieren lässt, umfasste die Kaudersche Kunstsammlung böhmische Glasbecher und andere Glasobjekte, Werke Alter Meister bis hin zu Ölgemälden und Grafiken von KünstlerInnen wie Hans Canon, Josef Danhauser oder August von Pettenkofen, Karl Sterrer, Sergius Pauser, Viktor Staufer, Ferdinand Kitt, Tina Blau und Zora von Preradović. Zudem handelte er mit antiken Öfen.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich war das Ehepaar Kauder, das 1899 im böhmischen Pisek geheiratet hatte und mosaischen Glaubens war, den Repressionen des NS-Regimes ausgesetzt. Der unter kommissarische Verwaltung gestellte, wirtschaftlich intakte Betrieb wurde von dem Hafner Anton Gollner "arisiert" und Ende 1938 übernommen. Im Juli 1938 musste Robert Kauder eine Vermögensanmeldung abgeben, die den Wert seiner summarisch als "Bildersammlung" bezeichneten Kunstobjekte mit 18.940 Reichsmark bezifferte. Im Juli 1940 waren Robert und Malvine Kauder gezwungen, ihre Wohnung im Palais Dumba in Wien 1, Parkring 4 zu räumen und in ein sogenanntes "Judenhaus" in der Pyrkergasse 33, Wien 19 zu übersiedeln, in dem zumindest acht weitere verfolgte Personen untergebracht wurden. In den Umzug, die Sanierung und die Ausstattung der neu bezogenen Wohnung investierte Robert Kauder im Frühsommer 1941 4.280 Reichsmark. Da er über kein Berufseinkommen mehr verfügte, versuchte er die Kosten dafür über die Erlöse seiner im Dorotheum zum freihändigen Verkauf deponierten Kunstsammlung abzudecken. Bis kurz vor seiner Deportation blieb Robert Kauder im Glauben, darauf Zugriff zu haben und überließ dem Architekten Adalbert Toth von der Renovierungsfirma Adaptor noch am 2. Oktober 1941 zur Deckung seiner Schulden die 116 Bilder mit einem vom Dorotheum festgesetzten Schätzwert von rund 6.000 Reichsmark. Die Deportation des Ehepaares Kauder in das Ghetto Litzmannstadt erfolgte wenige Tage später am 15. Oktober 1941.

Die Österreichische Galerie erwarb im März 1939 bei Weinmüller in Wien ein von Robert Kauder eingebrachtes Gemälde Johann Baptist Reiters, die Gastwirtin Barbara Meyer darstellend. Basierend auf den Recherchen der Provenienzforschung sprach sich der Kunstrückgabebeirat am 12. März 2024 für die Rückgabe an die ErbInnen nach Robert Kauder aus. Bis dato konnten Werke aus der Sammlung Kauder mit keinem anderen Bundesmuseum Österreichs in Verbindung gebracht werden.

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Publikationen zur Person / Institution

Beiratsbeschluss Robert Kauder, 12.3.2024, URL: provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Kauder_Robert_2024-03-12.pdf (13.3.2024).

Dr. E. H., Eine neue Wohnung der Architekten Ing. Karl Hofmann und Ing. Felix Augenfeld, in: Österreichische Kunst, Heft 7/8 (1935), 30. 

Sergius Pauser, 1896–1970, Ölgemälde, Katalog mit Werkverzeichnis zur Ausstellung 26. Juni – 8. September 1996 in der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien 1996.

Zentralinstitut für Kunstgeschichte, Annotierte Auktionskataloge der Firmen Adolf Weinmüllers in München und Wien: 

Katalog Wiener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller [Hrsg.], Antiquitäten, Möbel, Plastik, Gemälde alter und neuer Meister: Gläser, Porzellan, darunter eine Reihe bedeutender Wiener Tassen des 18. Jahrhunderts, Silber, Juwelen, Möbel, Teppiche, Plastik des 15. bis 18. Jahrhunderts, Hauptwerke der Wiener Malerei: Amerling, Daffinger, Pettenkofen, Reiter usw. 15., 16. und 17. März 1939 — Wien 1939, 43, Lot 439.

Katalog Wiener Kunstversteigerungshaus Adolf Weinmüller [Hrsg.], Gemälde des 17. bis 20. Jahrhunderts: Aquarelle, Miniaturen, Graphik, Skulpturen, Möbel, Glas, Porzellan, Silber, Teppiche und einzelne Gegenstände aus diversen Sammelgebieten, 2. und 3. Mai 1941 — Wien 1941.

 

 

Archivalien

Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Wien, Zl. 207/1939; Archiv Neue Galerie, Zl. 295/37, Zl. 427/3.

Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Eintrag Robert Kauder.

BDA-Archiv, Historische Materialien, Wohnungsanforderungen, A.E. Wien III, Zl. 1.174/1921.

Bezirksgericht Döbling, Grundbucheintrag Pyrkergasse 33, Grundbuchseinlage 399.

Archiv der IKG Wien, Vugesta-Buch Nr. 8, 28, Robert Kauder, Wien 19, Pyrkergasse 33, Zeile 4.811/32.

Künstlerhaus-Archiv im WStLA, Mitgliederverzeichnis Künstlerhaus Wien.

OÖLA, Akten der Rückstellungskommission beim Landesgericht Linz 1947–1966, Verlassenschaft nach Robert, Malvine Kander/Kauder, RK 434/1949 (verbunden mit RK 14, RK 17 und RK 170).

OeStA/AdR, BKA, BKA-I BPDion Wien, Lohnverband der Hafnermeister Wiens, 1928–1939, VB VIII-4.131.
OeStA/AdR, E-uReang, Abwicklungsstelle der VVSt, Vugesta-Buch Nr. 8, 28, Robert Kauder, Wien 19, Pyrkergasse 33, Zeile 4.811/32.
OeStA/AdR, E-uReang, FLD, Zl. 13.914, Robert Kauder.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe 1.786.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 28.901, Robert Kauder.

WStLA, Handelsgericht Wien, B74 Registerakten, E 33/474, Robert Kauder.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Robert Kauder und Anton Gollner.
​WStLA, LG für Strafsachen, Volksgericht Wien, Vg Vr 6.034/47, Anton Gollner.
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 20, 1. Bez., Robert Kauder.
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 571, 19./26. Bez., Robert Kauder.
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 721, 19./26. Bez., Robert Kauder.