Gasselseder, Elisabeth Maria

Elisabeth Maria Gasselseder

Porträt, Schwarz-Weiß-Foto
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13.11.1903 Wien – 23.1.1969 Wien

Elisabeth Maria Gasselseder kam am 13. November 1903 als Tochter des Notariatssubstituten Ferdinand Laurenz Gasselseder und dessen Frau Gabriele Ida Olga, née Szendrödy, in Wien zur Welt. Nach einigen Semestern an der Universität Wien, in denen sie als außerordentliche Hörerin Vorlesungen zur klassischen Archäologie und Kunstgeschichte besucht hatte, begann sie im November 1942 auf Initiative von Herbert Seiberl als wissenschaftliche Angestellte am Institut für Denkmalpflege zu arbeiten. Ihre Tätigkeit umfasste Bibliotheks- und Ausfuhrangelegenheiten sowie Kunstschätzungen in Wohnungen für die ab August 1943 durchgeführten Privatbergungen. Das Institut für Denkmalpflege entsandte Gasselseder im Juli 1944 und ein weiteres Mal von Februar bis November 1945 nach Altaussee ins Salzbergwerk, um dort die durch das Institut eingelagerten Kunst- und Kulturgegenstände zu betreuen. Nach ihrer Rückkehr nach Wien nahm sie am 5. November 1945 den Dienst am Staatsdenkmalamt wieder auf und widmete sich der Erfassung der beschädigten bzw. weitgehend zerstörten Bauwerke im 3. Wiener Bezirk. Im August 1948 entsandte das nunmehrige Bundesdenkmalamt (BDA) Gasselseder zwecks Identifizierung der österreichischen Kunstbestände, die von der US-Militärregierung 1945 von Altaussee nach München in den Central Collecting Point (CCP) überführt worden waren. Sie ersetze in dieser Funktion den erkrankten und im September 1948 verstorbenen Kunsthistoriker Gottfried Kreuz, außerdem trat sie an die Stelle des jungen Kunsthistorikers Johann Morawitz, der im Frühsommer 1948 den Dienst im BDA quittiert hatte. Um Rückbringungen nach Österreich zu erwirken, musste von den US-Behörden ein Entziehungsvorgang oder ein Zwangsverkauf während der Zeit des Nationalsozialismus anerkannt werden. Für die Erbringung dieser Nachweise arbeitete Gasselseder unter großem Zeitdruck, da bereits ab August 1948 mit der Auflösung des CCP gerechnet und damit ein Verbleib der Kunstwerke österreichischer Herkunft in Bayern befürchtet wurde. Das Ergebnis ihrer Arbeit war ein Gesamtverzeichnis der gesuchten Kunstgegenstände österreichischer Herkunft, das u. a. alle beim Bundesdenkmalamt angemeldeten Verluste und Entziehungen einschloss und in den 1950er-Jahren für die Überführung des Restbestandes aus München nach Österreich grundlegend sein sollte. Gasselseder übergab das Verzeichnis im Dezember 1948 der US-Militärbehörde. Von Jänner bis Ende April 1949 war sie ein weiteres Mal in München für das BDA tätig. Anfänglich wurde sie durch die BDA-Mitarbeiterin und Kunsthistorikerin Waltraud Blauensteiner unterstützt und ab März 1949, als ihre Aufenthaltsbewilligung in München nicht mehr verlängert wurde, von dieser ersetzt. Ungeachtet vielfältiger Schwierigkeiten am CCP hatte Gasselseder die Aufgaben in München fast im Alleingang bewältigt, die Anerkennung dieser Leistung blieb ihr jedoch versagt. Wiederholte Bemühungen seitens ihres Vorgesetzten Otto Demus und des Kunsthistorikers Hans Sedlmayer, Gasselseder wegen ihrer "reiche[n] Erfahrung und Sicherheit in der Beurteilung von Kunstwerken" in eine akademische Gehaltsklasse zu befördern, scheiterten aufgrund ihrer fehlenden formalen Qualifikation. Bis Jahresende 1968 war Gasselseder in der Ausfuhrabteilung und in der Bibliothek des BDA tätig. Sie verstarb wenige Wochen nach ihrer Pensionierung am 23. Jänner 1969.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Theodor Brückler/Ulrike Nimeth, Personenlexikon zur Österreichischen Denkmalpflege (1850–1990), Wien 2001.

Iris Lauterbach, Der Central Collecting Point in München (= Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Kunstgeschichte München 34), Berlin 2015.

Publikationen der Person / Institution

Elisabeth Gasselseder, Ein wiedergefundenes Bildnis von Heinrich Friedrich Füger, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 8 (1954) 5/6, 109–112.
Elisabeth Gasselseder, Eine unpopuläre Einrichtung der österreichischen Denkmalpflege, in: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 16 (1962) 3, 76–77.

Archivalien

BDA-Archiv, PA Elisabeth Gasselseder.
BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 49, PM Elisabeth Gasselseder; K. 11, CACP München 1947–1949; K. 11/1, CACP München 1949–1950; K. 12/2, CACP München-Salzburg Residenz-Rückführung.

OeStA/AdR, UWK, BMU, Personalakten, K. 3/041, Elisabeth Gasselseder.

OÖLA, Sondergerichte, Vg 8 Vr 6756/47, Herbert Seiberl.

WStLA, BG Innere Stadt, 3A 93/69, Verlassenschaft Elisabeth Gasselseder.