Arnot, Hugo

Hugo Arnot

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1.4.1872 Wien – 5.2.1940 London
bis 1905 Hugo Abeles

Hugo Arnot, bis 1938 Eigentümer mehrerer Kunsthandlungen in Wien, war einer von drei Söhnen des 1844 geborenen Markus (Max) Abeles und dessen Frau Franziska, née Goldberger (1852–1920), die beide aus Böhhmen stammten. 1873 war die Firma M. F. Abeles & Comp. mit Sitz in Wien 6, Mittelgasse 2, handelsgerichtlich protokolliert worden. Offene Gesellschafter waren Markus Abeles, der mit Ölgemälden, Spiegeln und Uhren handelte und Vergolderwaren erzeugte, sowie Adolf Weißkopf. Ab 1879 war Abeles Alleininhaber des Unternehmens, das er inzwischen nach Wien 6, Millergasse 42-44, verlegt hatte. 1885 trat ein Bruder von Markus Abeles, Philipp Abeles, als offener Gesellschafter ein, ab 1902 waren zwei seiner Söhne, Hugo Abeles und der Chemiker Robert Arnot, Kollektivprokuristen. Die Firma arbeitete exportorientiert und ließ im Auftrag ausländischer Kunden auch in großem Umfang Ölgemälde durch Wiener Maler herstellen. 1906 trat Hugo Abeles, der im Jahr zuvor seinen Namen auf Arnot geändert hatte, als Gesellschafter ein. 1908 starb Markus Abeles. Hugo Arnot, ab 1909 Alleininhaber von M. F. Abeles, gründete 1916 einen weiteren Handel mit Bildern, Spiegeln und Bilderrahmen im Gebäude des Hotels Bristol in Wien 1, Kärtnerstraße 53/55. Mit dem Rahmenfabrikanten Paul Feigl war er zudem offener Gesellschafter der seit 1921 bestehenden Firma Arnot & Feigl in der Millergasse 42-44, die Rahmen, Leisten und Vergolderwaren erzeugte. Unter dieser Adresse betrieb Robert Arnot ab 1909 einen Verschleiß von auf mechanischem oder chemischem Weg vervielfältigten Bildern. Der 1876 geborene Guido Arnot, ein weiterer Bruder Hugo Arnots, hatte in Florenz und Paris Malerei und Kunstgeschichte studiert und war seit 1917 gerichtlich beeideter Experte für alte und moderne Kunst. 1909 gründete er im ersten Stock des Hauses Wien 1, Kärntnerring 1, eine Galerie, die vor allem Werke zeitgenössischer englischer und französischer Künstler zeigte. Von Egon Schiele stammt das 1918 entstandene Ölgemälde Bildnis des Kunsthändlers Guido Arnot. Um 1928 übersiedelte Guido Arnot nach London und erwarb 1934 erwarb die britische Staatsbürgerschaft. Aus Hugo Arnots erster Ehe mit Malwine, née Kohn (1884–1908), stammten die beiden Söhne Herbert (1907–1990) und Ewald (1908–1990).

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich im März 1938 gingen bei der Zentralstelle für Denkmalschutz zahlreiche Ausfuhranträge unter dem Namen Hugo Arnot bzw. M. F. Abeles & Comp. ein. Im Juli 1938 stellte Arnot bei der Vermögensverkehrsstelle (VVSt) einen Antrag auf Veräußerung seines Unternehmens um 35.000 Reichsmark. Im August schloss der von der VVSt zum kommissarischen Verwalter bestellte Maler Walter Russell mit Karl Moser-Moosburg eine mündliche Übereinkunft, wonach dieser das Warenlager und das Inventar in Bausch und Bogen übernehmen sollte. Ende September erteilte die VVSt die Endgenehmigung und setzte den Kaufpreis mit rund 9.300 Reichsmark fest. Nachdem Moser-Moosburg im Oktober 1940 bei einem Flugzeugunglück in Jugoslawien ums Leben gekommen war, führte seine Schwester und Erbin Karoline Fleck das Unternehmen weiter. Die Firma Hugo Arnot wurde im Oktober 1940 amtswegig gelöscht und 1943 unter dem neuen Namen Galerie Carl Moser, Inh. Karoline Fleck, in das Handelsregister eingetragen. Die Löschung der Firma M. F. Abeles & Comp. erfolgte im August 1941.

1945 beschlagnahmte die US-amerikanische Militärbehörde das Geschäft, im Mai 1946 bestellte sie Elfriede Klimbacher, die Fleck als Geschäftsführerin eingesetzt hatte, zur öffentlichen Verwalterin. Laut einem Teilerkenntnis der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien von Juni 1948 wurde das Unternehmen an die Erben von Hugo Arnot, Herbert und Ewald Arnot, New York, sowie Wilfred Arnot, London, restituiert, sie liquidierten es Ende desselben Jahres. Laut einem gerichtlichen Vergleich von Juli 1949 mussten sie jedoch 12.500 Schilling an Fleck bezahlen und ein Gemälde an sie ausfolgen. Bereits 1948 hatte das Landesgericht für Strafsachen Wien ein Volksgerichtsverfahren wegen § 6 des Kriegsverbrechergesetzes ("missbräuchliche Bereicherung") gegen den verstorbenen Karl Moser-Moosburg bzw. dessen Verlassenschaft zwecks eines möglichen Vermögensverfalls eingeleitet. Der Buchsachverständige Artur Erwin Kotschy kam in einem Gutachten zu dem Ergebnis, dass vom Kaufpreis nur knapp 7.000 Reichsmark bezahlt worden waren und für das wertvollste Aktivum der Firma, das in günstigster Lage gegenüber der Staatsoper befindliche Geschäftslokal, überhaupt keine Gegenleistung erbracht worden sei. Dennoch stellte die Staatsanwaltschaft das Verfahren 1950 gemäß § 90 StPO ein.

Hugo Arnot war im Juni 1939 nach London geflüchtet und dort 1940 gestorben, Guido Arnot 1946 ebenfalls in London. Im selben Jahr hatte Herbert Arnot in New York die Arnot Gallery gegründet, die die nachfolgenden Generationen bis in die 2000er-Jahre weiterführten.

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Archivalien

BDA-Archiv, Ausfuhrmaterialien, Zl. 53/1938, 855/1938, 1232/1938, M. F. Abeles & Comp.
BDA-Archiv, Ausfuhrmaterialien, Zl. 1222/1938, 1323/1938, 1532/1938, Hugo Arnot.

OeStA/AdR, E-uReang, FLD, Zl. 13.723, Hugo Arnot.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Ha. 2293.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, K. u. Tr. 7683, Walter Russell.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, St. 848, Hugo Arnot, Karl Moser-Moosburg.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 13.413, Hugo Arnot.

WStLA, Handelsgericht Wien, B74, Registerakten, E 16, 382, M. F. Abeles & Comp.
WStLA, Handelsgericht Wien, B75, Registerakten, Ges. 17, 189, M. F. Abeles & Comp.
WStLA, Handelsgericht Wien, B75, Registerakten, Ges. 31, 65, M. F. Abeles & Comp. 
WStLA, Handelsgericht Wien, B76, Registerakten, A11, 239, M. F. Abeles & Comp.
WStLA, Handelsgericht Wien, B76, Registerakten, A 10, 161, Robert Arnot.
WStLA, Handelsgericht Wien, B76, Registerakten, A32, 160, Hugo Arnot.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft, Hugo Arnot.
WStLA, M.Abt. 119, A 25, Öffentliche Verwalter, Kt. 241, Zl. 3617.
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 1651, 1. Bez., Hugo und Herbert(h) Arnot
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV J-67, 6. Bez., Hugo Arnot.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 4844/48, Karl Moser-Moosburg.