Ankwicz-Kleehoven, Hans

Hans Ankwicz-Kleehoven

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29.9.1883 Böheimkirchen – 1.10.1962 Wien

bis 1901 Kieres
bis 1919 Hans Ankwicz von Kleehoven

Der promovierte Kunsthistoriker Hans Ankwicz von Kleehoven trat 1907 als Konzeptpraktikant im Archiv und der Bibliothek des k. k. Unterrichtsministeriums in den Staatsdienst. 1912 heiratete er die Publizistin und Kunstkritikerin Alexandra Sauer-Csáky von Nordendorf. Im Februar 1915 meldete sich Ankwicz von Kleehoven als Kriegsfreiwilliger, er wurde dem schweren Feldartillerieregiment Nr. 2, später dem Infanterieregiment "Hoch- und Deutschmeister" Nr. 4 zugeteilt. Nach seinem Einsatz an der Isonzofront im November 1915 erfolgte 1916 seine Verlegung an den russischen Kriegsschauplatz. 1917 arbeitete er für das Regimentsmuseum der "Deutschmeister" in Wien, ehe er im August 1918 wieder an die Front nach Italien musste. Ende November 1918 rüstete Ankwicz-Kleehoven als Oberleutnant ab. Bereits mit Juni 1915 war er an das Österreichische Museum für Kunst und Industrie gewechselt, wo er ab 1925 die Leitung der Bibliothek und Kunstblättersammlung innehatte. Daneben betätigte er sich als Publizist, Kunstvermittler und -referent, war Mitglied und Mitbegründer von unterschiedlichen Vereinen wie etwa der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft. Ankwicz-Kleehoven trat zudem als Kunstsammler in Erscheinung.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich 1938 blieb der Oberstaatsbibliothekar, der – wie in seinem Gauakt festgehalten wurde – mit der NSDAP sympathisierte, zunächst im Amt. Bei der Übernahme des Archivs der Wiener Werkstätte durch das Staatliche Kunstgewerbemuseum im März bzw. April 1939 war Ankwicz-Kleehoven entscheidend beteiligt. Ende April 1939 erfolgte basierend auf der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums vom 31. Mai 1938 seine Zwangspensionierung, da er nach den Nürnberger Rassegesetzen als "Mischling ersten Grades" galt. Während er seine langjährige Tätigkeit als Kunstreferent der Wiener Zeitung aufgeben musste, konnte Ankwicz-Kleehoven in der NS-Zeitschrift Kunst dem Volke publizieren. Der Versuch der Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer scheiterte 1941. Ab Herbst 1942 war er als Archivar im Künstlerhaus tätig.

Nach Ende der NS-Herrschaft wurde der Kunsthistoriker auf Basis § 4, Abs. 1 des Gesetzes zur Wiederherstellung des österreichischen Beamtentums mit Wirkung vom 27. April 1945 wieder in den Dienststand aufgenommen und zum Generalstaatsbibliothekar befördert. Mit 11. Oktober 1945 an die Akademie der bildenden Künste versetzt, avancierte er zum Direktor der Bibliothek, zu der auch das Kupferstichkabinett zählte. Seine Tätigkeit als Kunstreferent der Wiener Zeitung nahm Ankwicz-Kleehoven wieder auf. Zudem arbeitete er an einem eigenen KünsterInnenlexikon, das er jedoch nicht fertig stellen konnte. Mit 31. Dezember 1949 ging er in Pension. Nun widmete er sich verstärkt seiner publizistischen Tätigkeit und seiner privaten Sammlung, die neben Handzeichnungen, Gemälden und (Gebrauchs-)Grafik von Egon Schiele, Gustav Klimt, Koloman Moser, Otto Ledecke, Richard Teschner, Franz Wacik, Remigius Geyling, Felix Albrecht Harta, Edvard Munch oder Dagobert Peche auch Autographen, Bildpostkarten, Exlibris oder Bücher umfasste. 1953 wurde ein Teil davon unter dem Titel Glück des Sammelns in der Österreichischen Staatsdruckerei ausgestellt. Hans Ankwicz-Kleehoven verstarb 1962. Er bedachte unter anderem die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien testamentarisch mit einigen Objekten aus seiner Sammlung, der Großteil kam bei Christian Nebehay 1964 zur Versteigerung.

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Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Claudia Karolyi/Alexandra Mayerhofer, Das Glück des Sammelns. Die Exlibris-Sammlung Ankwicz-Kleehoven in der ÖNB, in: Biblos. Beiträge zu Buch, Bibliothek und Schrift 46/1 (1997), 91–114.

Leonhard Weidinger, MAK-Bibliothek und Kunstblättersammlung, in: Bruno Bauer/Chrisina Köstner-Pemsel/Markus Stumpf (Hg.), NS-Provenienzforschung an österreichischen Bibliotheken. Anspruch und Wirklichkeit, Graz/Feldkirch 2011, 413–424.

Leonhard Weidinger/Rainald Franz, " …dass sich in der Sammlung auch kunstgewerbliche Objekte befunden haben." Provenienzforschung im MAK, in: Gabriele Anderl/Christoph Bazil/Eva Blimlinger/Oliver Kühschelm/Monika Mayer/Anita Stelzl-Gallian/Leonhard Weidinger (Hg.), …wesentlich mehr Fälle als angenommen. 10 Jahre Kommission für Provenienzforschung (=Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 1), Wien/Köln/Weimar 2009, 150–159.

Christian M. Nebehay, Liste 87: Jugendstil und Sezession. Originalzeichnungen und Graphik aus der Zeit 1900–1918. Aus dem Nachlaß von Hofrat Dr. Hans von Anwickz-Kleehoven Wien, nebst Beiträgen aus anderem Besitz, Mai–Juni 1964.

N. N., Glück des Sammelns, in: Arbeiterzeitung, 19.9.1953, 6, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=aze&datum=19530919&seite=6&zoom=33 (28.10.2024).

Publikationen der Person / Institution

Auswahl:

Hans Ankwicz-Kleehoven. Die Bibliothek des Dr. Johann Cuspinian, Wien 1948.

Hans Ankwicz-Kleehoven, Staatliches Musealwesen und Kunstakademien, in: Egon Loebenstein (Hg.), 100 Jahre Unterrichtsministerium 1848–1948, Wien 1948, 355–392.

Hans Ankwicz-Kleehoven, Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian : Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilians I., Graz u. a. 1959.

Hans Ankwicz-Kleehoven, Das Totenbildnis Kaiser Maximilians I., in: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 11 (1937), 59–88. 

Zahlreiche Beiträge in: Österreichisches Jahrbuch für Exlibris und Gebrauchsgraphik; Österreichische Kunst, Wiener Zeitung, Neue Österreichische Biographie ab 1815, Thieme/Becker (Hg.), Allgemeine Lexikon der bildenden Künstler, usw.

Archivalien

MAK-Archiv, Zl. 636/1939.

ÖNB, Quellensammlung Ankwicz-Kleehoven. 

OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 282.944, Hans Ankwicz-Kleehoven.

OeStA/KA, Qualifikationsliste Ankwicz-Kleehoven.
OeStA/KA, Nachlass Ankwicz-Kleehoven.

UAAbKW, Personalakt Hans Ankwicz-Kleehoven.

WStLA, BG Innere Stadt, A4/1/169, Todesfallaufnahme Dr. Hans Ankwicz-Kleehoven.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Dr. Hans Ankwicz-Kleehoven