Schein, Abraham Meier (Myron)

Abraham Meier (Myron) Schein

Info
Zusatzinformationen

3.10.1871 Michajlowka, Wolgograd, Russland – 15.1.1950 Buenos Aires, Argentinien

Abraham Schein kam vermutlich kurz nach 1900 aus Russland nach Wien und war hier seit 1904 als gewerbebehördlich angemeldeter Fotograf tätig. Er gründete zunächst 1904 ein Foto-Atelier in Wien 8, Skodagasse 26, das er zwei Jahre später nach Wien 7, Lerchenfelderstraße 37 übersiedelte und bis zirka 1912 an diesem Standort führte. Von 1907 bis 1938 besaß er ein Foto-Atelier in Wien 9, Nußdorfer Straße 10–12 (Meier Schein – Kunstatelier für Photographie und Malerei). Er war seit 1913 Mitglied der Photographischen Gesellschaft in Wien, seit 1920 des Deutschen Photographen-Vereins, sowie 1929 Mitglied des Ausschusses der Genossenschaft der Photographen in Wien, nahm an vielen nationalen wie internationalen Fotoausstellungen teil und publizierte seine Arbeiten und Artikel zu fotografischen Themen in Fachzeitschriften und Zeitungen. Schein arbeitete mit großformatigen Bromölumdrucken und zählte zu den renommiertesten Wiener Porträtfotografen. Bekannt wurde er auch u. a. durch seine Aktstudien und durch die Erfindung eines elektrischen Bromölpinsels. Sein Atelier bestand als ein "Glasdachatelier" mit einem Empfangssalon, Ankleidezimmer, drei Arbeitsräumen, einer großen Dunkelkammer, einem Materialraum, einem Telefonzimmer und einem Vorzimmer. Abraham Schein war 1938 in Wien 9, Widerhofergasse 5 wohnhaft und aufgrund seiner jüdischen Herkunft der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt. Das Unternehmen wurde von der Vermögensverkehrsstelle als ein durch "qualitativ hochstehende Arbeitsleistungen" in Wien "bekanntestes" Atelier bezeichnet, an dessen Weiterführung Interesse bestünde. Schein flüchtete im April 1939 über Triest nach Argentinien, wo er zunächst vom Verkauf seiner aus Wien mitgebrachten Fotografien lebte. In Buenos Aires eröffnete er ein Atelier, das er bis zu seinem Tode im Jahr 1950 führte. Das Atelier von Abraham Schein wurde von der seit 1918 im Atelier Schein als Mitarbeiterin und Fotografin tätigen Marietta Kasperik mit Befürwortung der Wiener Fotografenzunft im Dezember 1938 "arisiert". Es kam nach 1945 zu keinem Rückstellungsverfahren.

 

Aus dem Projekt Durch das NS-Regime aus Österreich vertriebene und ermordete Fotografinnen und Fotografen und der Verbleib ihrer fotografischen Sammlungen (Gefördert vom Nationalfonds der Republik Österreich. Durchgeführt von Dr. Walter Mentzel).

Author Info
AutorIn
Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Anna Auer/Kunsthalle Wien, Übersee. Flucht und Emigration österreichischer Fotografen 1920–1940. Exodus from Austria. Emigration of Austrian photographers 1920–1940 (= Ausstellungskatalog Kunsthalle Wien), Wien 1998.

Luis Kuhn , Gest. 15. Jan. 1950 in Buenos Aires, A. M. Schein, in: Allgemeine Photographische Zeitung 32 (1950) 2, 1.

a., Atelierschau A. M. Schein, Wien IX., Nußdorfer Straße 10/12, in: Photographische Correspondenz, (1919), 348–349, URL: anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=phc&datum=1919&page=388 (3.12.2020).

Archivalien

OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Gewerbe, Zl. 4047, Abraham Schein.
OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt, Zl. 59984, Marietta Kasparik.

WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV, 9. Bez., Zl. 433, Abraham Meier Schein.