Rochlitzer, Ludwig

Ludwig Rochlitzer

Info
Zusatzinformationen

25.8.1880 Voitsberg – 12.3.1945 Wien

Schlagwörter

Ludwig Rochlitzer, der seine Kindheit in Graz verbracht hatte, studierte ebendort Rechtswissenschaften sowie u. a. Harmonielehre an der Schule des Musikvereins für Steiermark. Nach einem Zwischenspiel als Korrepetitor von Ernst von Schuch an der Hofoper Dresden ging er 1903, soeben zum Doktor der Rechte promoviert, nach Wien, wo er sich zehn Jahre später als Advokat selbständig machte. Stets war er jedoch auch als Komponist und Musiker tätig, schrieb Lieder, Operetten und Opern. Damit zusammenhängend war er u. a. im Vorstand der Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM) vertreten. Hatte er sich noch Ende 1934 gegen die Installierung von Josef Rinaldini im Vorstand an seiner statt aufgrund von dessen Antisemitismus ausgesprochen, so ist in den Folgejahren v. a. eine große Enttäuschung darüber erkennbar, dass er in der AKM als Komponist nicht ernst genommen, sondern vor allem für seine juristischen Kenntnisse gebraucht werde, wie der Korrespondenz mit seinem Freund Joseph Marx zu entnehmen ist. In der NS-Zeit fiel Ludwig Rochlitzer aufgrund von unverhältnismäßig hohen Kostenforderungen auf, die er gegen vermögende jüdische KlientInnen geltend machte. Diese stellte er gemeinsam mit seinem Münchner Kollegen Alexander Bayer, der sich das Versprechen, bei seinem einstigen Schulkameraden Heinrich Himmler eine Ausreisegenehmigung oder die Verschaffung eines Status als "Mischling" zu erwirken, teuer bezahlen ließ. Anfang des Jahres 1942 wurde ein Verfahren gegen Rochlitzer wegen Verstoßes gegen die Devisenbestimmungen eingeleitet, das zugunsten eines Unterwerfungsverfahrens bei der Devisenstelle eingestellt wurde. Es handelte sich um Forderungen in inländischer Währung gegen die ins Ausland geflüchteten Paul Altmann, Leo Weil, Alfred Bertin, Richard Neumann und Hans Altmann in der Höhe von insgesamt 14.000 Reichsmark sowie weitere Forderungen, die Rochlitzer nicht, wie vorgeschrieben, gemäß Devisengesetz der Reichsbank angeboten hatte. Unter anderem wurde ihm zudem vorgeworfen, durch Abfassung eines Ehevertrages zwischen einer jüdischen Klientin und einem englischen Staatsbürger an der Errichtung eines Scheinvertrags mitgewirkt zu haben. Das Ehrengericht der Rechtsanwaltskammer stellte das Verfahren gegen Rochlitzer im Sinne des Gnadenerlasses des Führers für Rechtsanwälte und Notare vom 30. November 1939, RGBl. I, 2342, ein. Für die Devisenvergehen musste Rochlitzer eine Geldbuße sowie den Ersatz der Kosten des Disziplinarverfahrens entrichten. Ludwig Rochlitzer wurde bei der Bombardierung der Wiener Innenstadt durch alliierte Flugzeuge am 12. März 1945 in dem Haus in der Führichgasse, in dem sich seine Wohnung und Kanzlei befanden, getötet. Dabei sollen auch seine Akten vernichtet worden sein. Nach dem Krieg tauchte sein Name im Verfahren vor dem Bayerischen Ehrengerichtshof für Rechtsanwälte gegen seinen Kompagnon Alexander Bayer auf, dem aufgrund seiner – gemeinsam mit Rochlitzer durchgeführten – Gebarungen während der NS-Zeit der Rechtsanwaltsstatus entzogen wurde.

Für die Provenienzforschung geriet Rochlitzer im Fall Grünbaum in den Fokus, da Elisabeth Grünbaum am 31. Jänner 1939 eine Kostenvorschreibung in Höhe von 6.500 Reichsmark von ihm erhielt, die sein Honorar sowie Spesen für Alexander Bayer inkludierten. Ob die beiden Anwälte etwas mit dem Verschwinden von Teilen von Fritz Grünbaums Kunstsammlung zu tun haben, konnte bis dato nicht nachgewiesen werden. Feststeht, dass Rochlitzer vor 1938 mit Grünbaum befreundet gewesen war und auch dessen Sammlung kannte. Auch für die Kunstsammlerin Luise Simon war Rochlitzer anwaltlich tätig, nachdem diese in die Schweiz geflüchtet war.

Author Info
Veröffentlichungsdatum
Archivalien

DÖW, Zl. 20.721/13.

ÖNB, Handschriftensammlung, Autogr. 853/4, 853/5, Korrespondenz Ludwig Rochlitzer - Joseph Marx.

OeStA/AdR, E-uReang, VVSt., VA 34662 Elisabeth Grünbaum.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt., VA 42222 Louise Simon.
OeStA/AdR, Justiz, Reichsjustizministerium, Personalakten, Ludwig Rochlitzer.

WStLA, LG für Zivilrechtssachen Wien, 48 T 3854/47, Verlassenschaftsakt Ludwig Rochlitzer.