Möder, Robert

Robert Möder

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24.3.1898 Wien – unbekannt

Robert Möder, dessen Mutter Franziska Möder einen kleinen Betrieb am Tandelmarkt in Wien 9, Berggasse 34, besaß, trat 1926 oder 1927 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 53.171), er wurde jedoch 1930, u. a. wegen "parteischädigenden Verhaltens", ausgeschlossen. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich bekleidete er zahlreiche Funktionen, in denen er sich mit besonderer Skrupellosigkeit an der Verdrängung von Jüdinnen und Juden aus dem Wirtschaftsleben beteiligte. Er fungierte als kommissarischer Verwalter, u. a. der Firmen Thonet & Mundus, der Kunstmöbelfabriken Bothe u. Ehrmann – J. W. Müller A. G. und der Möbel- und Antiquitätenhandlung Brüder Soffer in Wien 1, Singerstraße 4, sowie als Schätzmeister, vor allem für Möbel und Altwaren, und leitender Schätzmeister des Gauwirtschaftsamtes. Gemeinsam mit Franz Horejsi gründete er im Herbst 1938 im Auftrag der Vermögensverkehrsstelle (VVSt) in einem Schulgebäude in Wien 5, Grüngasse 14, die "Liquidierungsstelle", auch "Aktion Grüngasse" genannt, die sich mit der Abwicklung von Betrieben der Möbel- und Altwarenbranche und weiterer Firmen und dem Verkauf der Warenbestände sowie der Veräußerung des Inventars von Unternehmen der Uhren- und Juwelenbranche befasste. Betroffen waren mindestens 75 Firmen. Robert Möder führte seit 1938 in Wien 5, Margaretenstraße 54, ein Altwaren- und Antiquitätengeschäft, das dem später in der Shoah ermordeten Max Schein gehört hatte und von Horejsi abgewickelt worden war. Anfang 1940 berief die VVSt Möder und Horejsi ab und übertrug die restlichen Abwicklungen der Treuhandgesellschaft "Donau". Vor dem "Anschluss" ohne Vermögen, brachte es Möder ab 1938 zu beträchtlichem Wohlstand. Das Landgericht für Strafsachen Wien leitete 1942 ein Verfahren wegen Korruptionsverdachts gegen Robert Möder ein, um u. a. die Umstände zu untersuchen, unter denen er Einrichtungsgegenstände aus dem Palais der als Jüdin verfolgten Valentine Springer geschätzt und schließlich selbst erworben hatte. Das Verfahren wurde eingestellt, vermutlich auch wegen Möders Einberufung zur Wehrmacht. Möder, der demonstrativ als "Parteigenosse" auftrat, kämpfte bis kurz vor Kriegsende vergeblich um Anerkennung als Parteimitglied bzw. Wiederaufnahme in die Partei.

Nach dem Ende des NS-Regimes wurden die Möder im Verfahren von 1942 zur Last gelegten Tatbestände im Rahmen von zwei Volksgerichtsverfahren, in denen es um den Vorwurf der Verletzung der Menschenwürde sowie der missbräuchlichen Bereicherung (§ 4 und 6 Kriegsverbrechergesetz) ging, neuerlich aufgerollt, sie endeten für Möder ebenfalls mit der Einstellung.

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Publikationen zur Person / Institution

Gabriele Anderl, Jüdisches Leben in Wien-Margareten, Wien-Berlin 2019.

Gabriele Anderl, Die "Möbel- und Altwarenaktion Grüngasse" und ihre Leiter, Robert Möder und Franz Horejsi. Ein Beitrag zur Geschichte der Vermögensentziehungen im nationalsozialistischen Wien, in: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 72/73 (2016/2017), Wien 2018, 7–48.  

Archivalien

OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 36.582, Max Schein.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, K.1401, Möbel- und Altwarenaktion Liquidierungsstelle (Grüngasse).
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, K.1214, 1233, 1235, Abwickler Donau.

WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Robert Möder.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg Vr 1240/45, Robert Möder, Viktor Blahut.; Vg Vr 6328/46, Robert Möder, Viktor Blahut, Julius Rittersporn, Anna Straubinger; Vg Vr 5640/1947, Robert Möder, Werner Heck, Franz Wilfert.