Meisels, Chaim Salomon

Chaim Salomon Meisels

Info
Zusatzinformationen

5.10.1893 Nadwórna, Galizien (heute Ukraine) – nach 1969 Zürich

bis 1923 Chaim Salomon Wundermann

Chaim Salomon Meisels war seit Juni 1921 gemeinsam mit seinem Bruder Mendel Meisels Eigentümer der Spirituosenhandlung OHG Fa. Rosa Marmoreks Nachfolger – Brüder Meisels in Wien 2, Fugbachgasse 17. Da er und sein Bruder als jüdisch galten, sahen sie sich nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich zunehmenden Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt. 1938 wurde der gemeinsame Betrieb von Johann Goldeband und Alois Altmann "arisiert", Wertpapiere und Schmuck wurden aus der Wohnung geraubt und das Bankguthaben eingezogen. Auch die Liegenschaften in Wien 2, Fugbachgasse 17 und Schüttelstraße 71 sowie die Liegenschaftsanteile in Wien 2, Taborstraße 2 und Wien 9, Nussdorferstraße 60, die dem Brüderpaar gehörten, verfielen dem Deutschen Reich. Im Sommer 1938 flüchtete Salomon Meisels aus Wien zunächst vermutlich nach Abbazia/Opatija. In einem Ausfuhransuchen vom Juli 1938 führte er sieben Öl- bzw. Stickereibilder und 16 Teppiche an, wofür ihm die Zentralstelle für Denkmalschutz die Ausfuhr gewährte, während sie das Gemälde von Christoph Christian Ruben mit dem Titel Blick in die Ferne und der Beschreibung "Junge Frau, allein auf Gebirgshöhe sitzend, das Kinn in die Linke gestützt, sin­nend in weite Gebirgslandschaft schauend" für die Ausfuhr sperrte. Die weitere Flucht ließ sich bis dato nicht mit Bestimmtheit rekonstruieren. Meisels lebte von 1940 bis 1945 in den Niederlanden.

Ab November 1946 war er in Zürich ansässig, wo er sich mit Hilfe des Anwalts Josef Schnabel um die Rückstellung seines Eigentums bemühte. In der Folge kam es zur Rückstellung des immobilen Eigentums, zudem ergingen Ersatz- und Entschädigungszahlungen, etwa als Kompensation für den entzogenen PKW Steyr Typ 20 an Meisels. Ein Rückstellungsansuchen, das das Gemälde von Christoph Christian Ruben zum Gegenstand hat, konnte bisher nicht ausfindig gemacht werden. Das Werk Rubens war vermutlich in Österreich verblieben und in den Kunsthandel gelangt, wobei sich dessen genauer Weg in den Jahren 1938 bis 1953 nicht nachvollziehen lässt. Erst 1953, mit seiner Erwerbung durch die Österreichische Galerie über das Dorotheum, konnte das Gemälde wieder lokalisiert werden. Bis 1969 hielt sich Meisels in Zürich auf, wo er vermutlich auch verstarb. Seinem Bruder Mendel Meisels war 1939 die Flucht mit seiner Familie nach England gelungen, von wo er mit Salomon Meisels die erfolgten Rückstellungen und Rückstellungsvergleiche erkämpfte. Zu den während des Nationalsozialismus konfiszierten Konten erging 2002 ein Schweizer Schiedsspruch, der den ErbInnen nach Chaim Salomon Meisels, eine Entschädigungssumme zusprach. Der österreichische Kunstrückgabebeirat empfahl 2008 die Rückgabe des Gemäldes von Christoph Christian Ruben Blick in die Ferne, da als erwiesen galt, dass sich in Salomon Meisels Eigentum eine mit 1842 datierte, in der Technik Öl auf Leinwand ausgeführte Version des Gemäldes befand, das aufgrund einer Ausfuhrsperre nicht außer Landes verbracht werden konnte.

Author Info
Veröffentlichungsdatum
Publikationen zur Person / Institution

Beschluss des Kunstrückgabebeirats, Salomon Meisels, 3.10.2008, URL: www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Meisels_Salomon_2008-10-03.pdf (3.12.2020).

Claims Resolution Tribunal, Certified Award in re Accounts of Salomon Meisels and Albert Meisels, 2002, URL: www.crt-ii.org/_awards/_apdfs/Meisels_Salomon.pdf (3.12.2020).

Archivalien

Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, Grundbuchblatt.

Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Rosa Marmorek, Brüder Meisels.

BDA-Ausfuhr, Zl. 3197/38, Salomon Meisels.

Claims Resolution Tribunal, Zürich, Claim Number 215535/MBC (Accounts of Salomon Meisels and Albert Meisels, zum Teil in deutscher Übersetzung) CR.

OeStA/AdR, E-uReang, FLD, Zl. 15462, Salomon Meisels.
OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 7136/2, Chaim Salomon Meisels.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Arisierungskommission der Wr. Nahrungs- und Genussmittelzunft, Zl. 3992.

WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 317, 319, 1339, 910, 2. Bez., Salomon Meisels.
WStLA, M.Abt. 119, A41, VEAV 286N, 1. Bez.; 879 und 290, 9. Bez., 519, 10. Bez.; 25, 18. Bez.; 839 und 53, 19/26 Bez., Rose Nachfolger: Brüder Meisels, Hugo Meisels und Familie.
WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Chaim Salomon Meisels.