König, Wilhelm

Wilhelm König

Kreis mit den Buchstaben W für Wilhelm, K für König und in der Mitte S für Sammlung
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23.1.1880 Wien – 7.5.1955 Wien

Der Wiener Bankier und Kunstsammler Wilhelm König war das einzige Kind des Primgeigers und Konzertmeisters des Wiener Hofopernorchesters Josef (Joseph) König und dessen Frau Helene, née Pollak. Bereits Anfang der 1920er-Jahre verfügte er über eine äußerst umfangreiche Sammlung, die neben 200 Ölgemälden und Skizzen verschiedener Meister und Strömungen sowie einigen Plastiken rund 3.000 Handzeichnungen und Aquarelle vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart enthielt. Wilhelm König kennzeichnete seine Werke mit einem Sammlerstempel: WSK, umfasst von einem Kreis, wobei der größere, hervorstehende Buchstabe S zwischen seinen – kleineren – Initialen für Sammlung steht. Zudem hatte er eine beachtliche Bibliothek von angeblich 5.000 Bänden. Im Jänner 1925 ließ er 882 Positionen (Zeichnungen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert) über das Berliner Antiquariat Paul Graupe versteigern. Die Erlaubnis zur Ausfuhr bzw. zum Verkauf der Werke in Deutschland erfolgte mit Genehmigung des Bundesdenkmalamtes sowie der Albertina. Ein gutes Jahr später, im Oktober 1926, kam neuerlich ein Teil der Sammlung König im Wiener Dorotheum zur Versteigerung. Im darauffolgenden Jahr erwarb der Sammler Johann Török ein größeres Konvolut von König. Török nahm die Blätter mit in die USA, wo die Verbreitung von Werken aus der Sammlung König durch weitere Auktionen fortgesetzt wurde. Trotz dieser Veräußerungen war die Sammlung König nach wie vor beachtlich.

Unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich verließ Wilhelm König gemeinsam mit seiner Frau Marianne Wien. Mit dem Nachtzug flohen sie am 19. März 1938 zunächst in die benachbarte Schweiz. Noch in derselben Nacht versiegelte die Gestapo ihre Wohnung in der Garnisongasse 6/12 im neunten Wiener Gemeindebezirk, ebenso Wilhelms Landhaus in Wien 19. Das in Wien verbliebene Wohnungsinventar wurde am 22. August 1938 durch die Kanzlei des NS-Vizebürgermeisters und späteren Stadtrats Thomas Kozich mit dem Hinweis "Zwangsverkauf wegen Reichsflucht des Wilhelm König, Wien IX, Garnisongasse 6/12" an das Wiener Dorotheum überstellt und zwischen August 1938 und September 1939 unter den Konsignationsnummern 44.542 und 44.543 zur Versteigerung gebracht. Neben Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen waren darunter auch ein paar Kunstwerke, überwiegend Gemälde. Das Dorotheum versteigerte ebenfalls einen Teil der Bibliothek, mit Ausnahme von 147 an die Gestapo abgelieferten Büchern und jener Bestände (alte Zeitschriften, Adressbücher etc.), die makuliert wurden. In der Zwischenzeit setzte das Ehepaar König seine Flucht fort und gelangte über Frankreich 1939 nach Schweden. Im März 1949 kehrte es nach Wien zurück, und noch im selben Jahr bemühte sich Wilhelm König um die Rückstellung der Liegenschaft im 19. Bezirk; zumindest einen Teil des Inventars (Kunstwerke und auch Möbel) erhielt er zurück. Nach seinem Tod im Jahr 1955 suchte Marianne König bei österreichischen und deutschen Behörden um Entschädigung an.

Bisher konnten neun Werke aus der ehemaligen Sammlung Wilhelm König in den Beständen der Albertina identifiziert werden, die alle den Stempel des Sammlers tragen. Da die Werke im Zeitraum zwischen 1938 und 2012 auf unterschiedlichen Wegen in den Sammlungsbestand der Albertina gelangten, fiel auch die Beurteilung durch den Kunstrückgabebeirat differenziert aus. Für die drei zwischen 1938 und 1944 erworbenen Werke sprach der Kunstrückgabebeirat in seiner Sitzung vom 27. September 2024 eine Rückgabeempfehlung aus. Für sechs Objekte hingegen konnte direkt oder indirekt nachgewiesen werden, dass sie bereits durch die Verkäufe, die Wilhelm König in den 1920er-Jahren getätigt hatte, aus seiner Sammlung ausgeschieden worden waren.

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Publikationen zur Person / Institution
Archivalien

Archiv der IKG Wien, Bestand Matriken, Austrittsbuch IKG Wien, Rz. 519/1907, Wilhelm König.
Archiv der IKG Wien, Bestand Matriken, Austrittsbuch IKG Wien, Rz. 456/1912, Marianne Landesberger.

BDA-Archiv, Ausfuhrmaterialien, K 5/1, GZ. 854/D/1922 .
BDA-Archiv, Restitutionsmaterialien, K. 39/2, PM Marianne König.

BDA-Ausfuhr, Zl. 1337/1960 und Zl. 215/1962, Marianne König.

Landesarchiv Berlin, B Rep. 025-05, Nr. 3439-40/57, König Marianne.

OeStA/AdR, E-uReang, FLD, Zl. 19932, Marianne König.
OeStA/AdR, E-uREang, BMF, KKBG1, Zl. 517230/70, Marianne König,
OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 6520, Marianne König.
OeStA/AdR, E-uReang, KVSG, 196.226, Marianne König.
OeStA/AdR, E-uReang, SSt. 2.431, Marianne König.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, Lgsch. 206.645, Wilhelm König.

WStLA, BG Innere Stadt, A4/1 1A, Verlassenschaft Wilhelm König.
WStLA, Entzogene Vermögenschaften, Wilhelm König, Zl. 130.
WStLA, Historisches Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Wilhelm König.
WStLA, M. Abt. 119, A41, VEAV Zl. 410, 19. Bez., Wilhelm König.
WStLA, Opferfürsorgeakt Wilhelm König, Zl. K 423/51.