Siegfried Gerstl war Kommerzialrat und handelsgerichtlich beeideter Sachverständiger für landwirtschaftliche Maschinen. In dieser Funktion hielt er Vorträge bei Agrar-Vereinen und publizierte Artikel in Fachzeitschriften wie der Wiener Landwirtschaftlichen Zeitung. Als Experte für landwirtschaftliche Maschinen kontaktierte er das Technische Museum Wien Anfang August 1938 und bot Bücher und Glasnegative als Geschenk an. Zu diesem Zeitpunkt waren Siegfried Gerstl und seine Ehefrau Irma aufgrund ihres jüdischen Glaubens bereits der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt. Die Gegenstände wurden nach seinem Tod im September 1938 von seiner Witwe dem Technischen Museum übergeben. Im Jänner 1943 verhaftete die Gestapo Irma Gerstl in ihrer Wohnung in der Liechtensteinstraße und ließ sie ins Ghetto Theresienstadt deportieren, wo sie kurz darauf verstarb.
Im Archiv und in der Bibliothek des Technischen Museums Wien konnten eine Publikation und mehrere hundert Glasnegative aus dem ehemaligen Eigentum von Gerstl identifiziert werden. Basierend auf den Ergebnissen der Provenienzforschung empfahl der Rückgabe-Beirat 2006 und 2008 die Restitution der Objekte, jedoch konnten bisher keine ErbInnen gefunden werden.