Das von Moritz Stern (1846–1913) im Jahre 1874 gegründete Buchhandlungs- und Antiquariatsunternehmen hatte seit 1892 seinen Hauptsitz in Wien 6, Mariahilfer Straße 1 und bestand bis 1938 unter dem Namen Central-Antiquariat und Buchhandlung. Daneben besaß Moritz Stern eine Filiale in Wien 1, Wollzeile 28, die er um 1928 nach Wien 1, Karl Lueger-Platz 3 verlegte. Nach seinem Tod führte zunächst seine 1855 in Wien geborene Ehefrau Charlotte die beiden Buchhandlungen weiter. 1924 trat ihre Tochter Gisela Stern als Mitinhaberin in das Central-Antiquariat in der Mariahilfer Straße 1 ein und erhielt 1937 den Anteil ihrer Mutter am Unternehmen. Das Geschäft am Karl Lueger-Platz 3 überschrieb Charlotte Stern 1924 ihrer zweiten Tochter Marianne Stern.
Die Familie Stern war jüdischer Herkunft und der NS-Verfolgung ausgesetzt. Nach dem "Anschluss" im März 1938 kaufte der langjährige Mitarbeiter Johann Kasalicky die Firma in Wien 6, Mariahilferstraße 1 ohne die Genehmigung der Vermögensverkehrsstelle (VVSt) eingeholt zu haben und wandelte das Unternehmen in eine Kommanditgesellschaft um. Nach der Sperre des Betriebes durch die Gestapo im November 1938 "arisierte" Karl Günther am 14. Dezember 1938 mit Billigung der VVSt die Buchhandlung. Charlotte Stern verstarb am 11. April 1939 in Wien, Gisela Stern beging am 12. September 1939 in Wien Suizid. Die Buchhandlung von Marianne Stern in Wien 1, Karl Lueger-Platz 3 hatte der langjährige Mitarbeiter Karl Stark mit Genehmigung der VVSt im Jänner 1939 "arisiert", für das Warenlager sollte er schlussendlich nur 11.500 Reichsmark anstatt der ursprünglich vereinbarten 25.000 Reichsmark bezahlen. Nachdem Marianne Stern im Februar 1940 die Flucht in die USA gelungen war und sie ihre ausstehenden Forderungen ihrem Rechtsanwalt abgetreten hatte, entzog ihr die Gestapo im Juli 1941 das übrige Vermögen zu Gunsten des Deutschen Reiches.
Im November 1946 meldete Stark das Antiquariat in Wien 1, Karl Lueger-Platz 3 als entzogenes Vermögen entsprechend der Vermögensentziehungs-Anmeldungsverordnung an, es kam aber zu keinem Rückstellungsverfahren. Nach dem Tod von Karl Stark übernahm seine Ehefrau Ida Stark die Buchhandlung und führte sie bis 1956 weiter. Karl Günther wurde in einem Volksgerichtsverfahren im Juni 1947 zwar vom Vorwurf der missbräuchlichen Bereicherung nach dem § 6 des Kriegsverbrechergesetzes (KVG) freigesprochen, jedoch in den Anklagepunkten § 11 (10) Verbotsgesetz (qualifizierte Illegalität) und § 7 KVG (Denunziation) zu dreieinhalb Jahren Haft und Vermögensverfall zu Gunsten der Republik Österreich verurteilt. Im August 1947 bestellte die Magistratsabteilung 69 der Gemeinde Wien Wilhelm Herzog zum öffentlichen Verwalter der von Günther "arisierten" Filiale Sterns in der Mariahilfestraße 1. 1950 und 1953 kaufte Herzog Betrieb und Inventar und führte sie unter dem Namen "Bücher-Herzog" weiter. Nachdem ein Rückübertragungsansuchen Günthers 1958 erfolglos geblieben war, musste Herzog nach dem Vergleich zwischen ihm und der Republik Österreich vor der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen im Jahr 1961 eine Abschlagszahlung an diese leisten, konnte den Betrieb aber bis in die 1980er-Jahre weiterführen.