Zerline Nirenstein wurde 1872 im galizischen Brody geboren, sie war das älteste Kind des Bankiers Isidor Nirenstein und seiner Frau Emma, née Schorr. Zerlines Brüder, die Zwillinge Hugo und Martin, kamen 1875 in Lemberg zur Welt. 1881 zog die mit dem Kunsthändler Otto Nirenstein verwandte Familie nach Wien und wohnte ab Mai 1900 in Wien 1, Schellinggasse 1. Nach dem Tod Isidor Nirensteins 1904 wohnte seine Witwe Emma mit den beiden Söhnen in der Zedlitzgasse 7. Zerline Nirenstein besuchte ab 1901 die Kunstschule für Frauen und Mädchen, ließ sich als Grafikerin ausbilden und war als Fotografin tätig. Emma Nirenstein starb 1915, sie wurde wie ihr Mann am 1. Tor der jüdischen Abteilung des Wiener Zentralfriedhofs bestattet. Martin Nirenstein, der sich gerne zum kunsthistorischen Selbststudium in der Bibliothek des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie aufhielt, verunglückte 1922 tödlich. Wegen seiner Verbundenheit mit dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie, dem er bereits 1921 einen Katalog geschenkt hatte, beschlossen Zerline und Hugo Nirenstein – so dokumentiert es ein Zeitungsbericht – die Bücher und Zeitungsausschnitte ihres Bruders dem Museum zu überlassen. Für die Übergabe findet sich allerdings weder im Bücher- noch im Kunstblätterinventar des heutigen MAK ein Eintrag. Belegt ist hingegen im Haupt- sowie Textilinventar, dass Zerline Nirenstein dem Museum im Dezember 1923 ein seidenes Kinderkleid aus dem 19. Jahrhundert schenkte. Im Oktober 1929 meldete sich Zerline Nirenstein in der Wohnung ihres Bruders Hugo in der Zedlitzgasse 7/5 an, am 4. Jänner 1938 übersiedelte sie nach Wien 19, Nedergasse 21/8. Vermutlich im Zusammenhang mit diesem Umzug schenkte Zerline Nirenstein der Bibliothek und Kunstblättersammlung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie im Februar 1938 zwei Bücher, 65 Flugblätter, elf Fotografien und einen Ornamentstich.
Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 waren Zerline und Hugo Nirenstein von den nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen. Sie übersiedelten im Frühjahr 1938 nach Wien 8, Lederergasse 18/5. Im Mai 1938 inventarisierte die Bibliothek und Kunstblättersammlung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, das im selben Monat in Staatliches Kunstgewerbemuseum in Wien umbenannt wurde, sechs Bücher, sechs Ornamentstiche und ein Porträt als Geschenke von Zerline Nirenstein. Später, vermutlich im September 1938, wurden elf Almanache mit der Herkunftsangabe "Zerline Nirenstein, Wien" ins Bücherinventar eingetragen. Zerline und Hugo Nirenstein mussten am 10. Oktober 1941 in eine Sammelwohnung in Wien 9, Berggasse 4/19 umziehen, von der sie am 14. Juli 1942 ins Ghetto Theresienstadt / Terezín deportiert wurden. Hugo Nirenstein wurde 2 Monate später ins Vernichtungslager Treblinka verbracht und ermordet. Zerline Nirenstein starb am 5. Dezember 1942 in Theresienstadt.
Der Kunstrückgabebeirat empfahl im März 2024 die Restitution jener 24 Werke, die im Mai und September 1938 im Kunstgewerbemuseum, dem heutigen MAK – Museum für angewandte Kunst, inventarisiert worden waren.
Basierend auf der Forschung von Leonhard Weidinger