Neumann, Edith

Edith Neumann

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26.5.1902 Wien – 29.6.2002 New York

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Edith, die jüngere von zwei Töchtern des Rechtsanwaltes und Kunstsammlers Alfred Spitzer und seiner Frau Hermine, née Spitzer, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums und eines Fortbildungskurses Physik und Chemie an der Universität Wien, wo sie 1927 promovierte. Am 3. Oktober 1927 heiratete sie den späteren Theologen und Pastor Friedrich ("Fritz") Neumann. Zwischen 1929 und 1938 fand die promovierte Physikerin bei unterschiedlichen Unternehmen in Wien, etwa als Sekretärin oder Französisch-Korrespondentin Anstellung. Unterbrochen wurden ihre Tätigkeiten von einem zweijährigen Aufenthalt in Zagreb, wo ihr Mann Friedrich Neumann als Missionar im Einsatz war. 1934 hatte sich Edith in der Basler Pilgermission St. Chrischona in Wien taufen lassen.

Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 war Edith Neumann aufgrund ihrer jüdischen Herkunft der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt. Gemeinsam mit ihrem Ehemann floh sie am 26. August 1938 mit einem Donau-Frachtschiff aus Wien in Richtung Jugoslawien, schließlich über London nach Kent. Mithilfe der British Society for the Propagation of the Gospel among the Jews, die Fritz Neumann eine Stelle als Missionar in Haifa verschaffte, gelangte das Paar nach Palästina, wo sie bis 1948 blieben. Edith arbeitete in dieser Zeit im britischen Chief Censors Office in Jerusalem, nach Kriegsende zuerst als Chemie- und Deutschlehrerin an einer Schule für Jungen, dann als technische Laborantin in einem Militärspital in Haifa, ehe sie in einem medizinischen Labor einer Raffinerie Arbeit fand. Am 30. Jänner 1948 emigrierte das Paar Neumann schließlich in die USA und ließ sich – wie Ediths Schwester Hanna Spitzer – in New York nieder. In den Folgejahrzehnten fand Edith Neumann als Bakteriologin im jüdischen Krankenhaus in Brooklyn Beschäftigung, schließlich wechselte sie als Mikrobiologin an das Maimonides Hospital. Nach dem Tode von Fred Neumann – wie Fritz sich in den USA nannte – 1967 zog Edith nach Manhattan und arbeitete bis in das hohe Alter von 80 Jahren als medical director des Jetti Katz Clinical Laboratory.

1963 erhielt Edith Neumann vom Fonds zur Hilfeleistung an politische Verfolgte, 1996 vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus eine Entschädigung zugesprochen. 1998 bekam sie das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse verliehen. Die umfangreiche Kunstsammlung ihres Vaters Alfred Spitzer, die mehr als 800 Objekte umfasst haben soll, teilten die beiden Schwestern vermutlich vor der Flucht aus Wien auf. So gelangte ein Teil mit Hanna Spitzer und schließlich Edith Neumann nach New York. Der Großteil der Sammlung, der durch das Speditionsunternehmen Zdenko Dworak aus Wien verschickt werden sollte, ging jedoch angeblich bei einem Bombentreffer im Depot des Unternehmens verloren. Am 29. Juni 2002 verstarb Edith Neumann in New York. Das Bard College in New York bedachte Neumann testamentarisch mit 107 Kunstwerken, die Albertina mit zwei Zeichnungen von Egon Schiele und Oskar Kokoschka aus der Sammlung ihres Vaters Alfred Spitzer.

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Publikationen zur Person / Institution

Bard College (Hg.), Memory and History. The Legacy of Alfred Spitzer and Edith Neumann, New York 2004.

MAPC Member, Dr. Edith Neumann, Awarded the Austrian Cross, in: Madison Avenue Presbyterian Church Update, Vol. XXIV/22, 26.7.1998, 1.

Thomas Trenkler, "Unter der Bedingung der permanenten Ausstellung", in derstandard, 23.12.2002, URL: www.derstandard.at/story/1168631/unter-der-bedingung-der-permanenten-ausstellung (30.1.2024).

Archivalien

Leo Baeck Institute, Edith Neumann Estate Collection, AR 25450.
Leo Baeck Institute, Edith Neumann Collection, AR 25262.

OeStA/AdR, E-uReang, Hilfsfonds, Alter Hilfsfonds, 7.331, Edith Neumann.
OeStA/AdR, E-uReang, VVSt, VA 22.652, Edith Neumann.

The National Archives (TNA), Home Office (HO) 396/65: Edith Neumann, Exemption from internment.