Rudolf Maier absolvierte seine Uhrmacherlehre bei Ludwig Löwenstein in Wien 6, Gumpendorferstraße 20. Nach seiner Gesellenprüfung 1913 machte er sich 1921 als Uhrmacher mit Gold- und Silberhandel in Wien 13 (ab 1938 Wien 14), Hütteldorferstraße 190, selbständig und heiratete im selben Jahr Anna Sailer. Maier, der laut eigenen Angaben seit 1910 in sozialdemokratischen Jugendorganisationen engagiert gewesen war, wechselte bereits 1924 zur NSDAP und wurde ab 15. September 1926 als Mitbegründer der NSDAP-Ortsgruppe Hietzing mit der Mitgliedsnummer 51.660 geführt. Im Folgejahr trat er der SA bei, innerhalb deren Organisationsstruktur er bis 1938 zum Obersturmführer aufstieg. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde der nunmehrige Uhrmachermeister, er hatte am 8. Februar 1930 seine Meisterprüfung abgelegt, zum kommissarischen Verwalter u. a. der Verlassenschaft nach Jakob Futterweit (Wien 15, Reindorfgasse 42–44) sowie der Betriebe Siegmund Hamburg (Reindorfgasse 39), Franz Kohn (Wien 14, Linzer Straße 54), Samuel Schutzmann und Norbert Futterweit's Wwe. (Wien 12, Meidlinger Hauptstraße 17 bzw. 19) sowie Kauftheil & Müller (Wien 7, Siebensterngasse 16) ernannt. Im Juni 1938 bat Maier die "Arisierungsstelle" bei der Zunft der Uhrmacher, Juweliere, Gold- und Silberschmiede schriftlich, ihn bei etwaigen Zuteilungen "arisierter jüdischer Betriebe" zu berücksichtigen, um kurz darauf die Übernahme der Firma Norbert Futterweit’s Wwe. zu beantragen. Mit 11. November 1938 erfolgte die Genehmigung durch die Vermögensverkehrsstelle, zehn Tage später wurde der Betrieb an Maier übergeben. Zudem war Maier seit 25. August 1938 Mitglied der Einkaufs- und Treuhandgenossenschaft für die Uhren- und Juwelenbranche in Wien 1, Schwedenplatz 2, an welche die Warenbestände der kommissarisch verwalteten Betriebe abgeliefert und zu stark unterbewerteten Preisen an deren Mitglieder weiterverkauft wurden. Dort erwarb Maier bis 31. Dezember 1939 Waren um rund 28.000 Reichsmark. Nach der Absolvierung verschiedener Lehrgänge an den SA-Reichsschulen Wien und Dresden in den Jahren 1940 und 1941 wurde er als SA-Führer der Ordnungspolizei eingesetzt, während seine Frau den Betrieb des Geschäftes in der Meidlinger Hauptstraße aufrecht erhielt. Noch 1944 stellte er den Antrag auf Beförderung zum SA-Hauptsturmführer, der aber aufgrund der schlechten Beurteilungen seiner Führungsqualitäten abgelehnt wurde. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges verurteilte das Wiener Volksgericht Maier im Jahr 1947 gemäß § 6 KVG (missbräuchliche Bereicherung) und §§ 10/1, 11 VG (Hochverrat) zu zwei Jahren Haft. Im Zuge der NS-Amnestie 1957 erließ ihm das Landesgericht für Strafsachen Wien per Beschluss sämtliche noch nicht bezahlten Verfahrenskosten und tilgte seine Verurteilung. Maier, der seit 1943 sowohl das Gewerbe des Uhrmachers als auch jenes des Handels mit Bijouteriewaren als ruhend gemeldet hatte, nahm seine Tätigkeit 1950 zuerst in Wien 13, Anton-Langer-Gasse 29, und später in Wien 13, Hietzinger Hauptstraße 62/64, wieder auf. Im September 1966 erfolgte die endgültige Abmeldung seiner Gewerbeberechtigungen.
Rudolf Maier
Archivalien
Archiv der Wirtschaftskammer Österreich, Gewerbeakt, Rudolf Maier.
WStLA, A1 - Gauakten, Personalakten des Gaues Wien, Rudolf Maier.
WStLA, M.Abt 119, A41, VEAV 118, 12. Bez., Rudolf Maier.
WStLA, M.Abt. 119, A42 - NS-Registrierung, Rudolf Maier.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg 11 Vr 6357/46, Maier Rudolf.
WStLA, Volksgericht, A1, Vg 7a Vr 273/46, Andreas Käs.