Liebermann, Max

Max Liebermann

Porträt eines Mannes, Schwarz-Weiß-Foto
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20.7.1847 Berlin – 8.2.1935 Berlin

Der Maler Max Liebermann, 1847 in Berlin als Sohn des wohlhabenden Industriellen Louis Liebermann und dessen Frau Philippine, née Haller, geboren, war einer der bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus. Ausgebildet an der Großherzoglich-Sächsischen Kunstschule in Weimar und nach Aufenthalten in Holland und ab 1873 in Paris kehrte Liebermann 1884 nach Berlin zurück, wo er im selben Jahr Martha Marckwald heiratete. 1885 kam die gemeinsame Tochter Marianne Henriette Käthe auf die Welt. Mit dem Tod seines Vaters 1894 wurde Liebermann Miterbe eines Millionenvermögens, das ihm den Aufbau seiner Kunstsammlung ermöglichte. Ab den frühen 1890er-Jahren sammelte er Grafiken Rembrandt van Rijns und Honoré Daumiers, sowie Werke von Carl Blechen oder Adolph von Menzel. Von herausragender Qualität war seine Kollektion französischer Impressionisten mit alleine 16 Gemälden Édouard Manets, darunter dessen berühmtes Spargelbündel. Als früheste Erwerbung gilt Wilhelm Leibls Bauernküche/Kücheninterieur aus dem Jahr 1888, die der 44-Jährige 1891 auf der Münchener Jahresausstellung erwarb.

Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jänner 1933 legte Max Liebermann am 7. Mai 1933 die Ehrenpräsidentschaft der Preußischen Akademie der Künste in Berlin nieder, um dem drohenden Ausschluss aufgrund seiner jüdischen Herkunft zuvorzukommen. Zum Schutz vor einem Zugriff des NS-Regimes ließ Liebermann mithilfe des Kunsthändlers Walter Feilchenfeldt im Mai 1933 vierzehn der wertvollsten Gemälde französischer Impressionisten im Kunsthaus Zürich deponieren. Weitere vor allem kleinformatige Bilder und Zeichnungen u. a. von Camille Corot und Daumier wurden in der Folge zum Verkauf ins Ausland verbracht. Der Großteil der Kunstsammlung verblieb jedoch in Berlin, in Liebermanns Häusern am Pariser Platz und am Wannsee. Nach dem Tod Liebermanns am 8. Februar 1935 übersiedelte Martha Liebermann im Herbst 1935 gemeinsam mit ihrer Haushälterin in eine Wohnung im Berliner Tiergartenviertel. Aufgrund der sich verschlechternden Lebensumstände und antijüdischen Maßnahmen war sie gezwungen, Kunstwerke, darunter Leibls Bauernküche, zu verkaufen, die 1938 die Österreichische Galerie von der Galerie Gerstenberger in Chemnitz erwerben sollte. Trotz der Flucht ihrer Tochter Käthe Riezler und deren Familie 1938 in die USA konnte sie zunächst nicht dazu bewegt werden, Berlin zu verlassen. Alle späteren Bemühungen, in die Schweiz oder nach Schweden zu entkommen, wurden durch immer dreistere Geldforderungen und Schikanen des NS-Regimes vereitelt. So scheiterte die bereits in Aussicht gestellte Ausreise 1942 an der unerfüllbaren Devisenforderung der NS-Behörden in Höhe von 50.000 Schweizer Franken. Nach einem Schlaganfall im Winter 1942/43 blieb Martha Liebermann an das Bett gefesselt. Um der drohenden Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt zu entgehen, beging sie im März 1943 Suizid. Mit 31. März 1943 verfiel das gesamte Vermögen entschädigungslos dem Deutschen Reich. Die Inventarisierung und Bewertung der in der Wohnung Martha Liebermanns verbliebenen Kunstgegenstände und Mobilien erfolgte am 24. Juli 1943. Deren Verwertung erbrachte im September 1943 einen Erlös in Höhe von 84.191,40 Reichsmark, der im März 1944 an die Reichskasse abgeliefert wurde.

Im Rahmen des von Maria White, née Riezler, der Enkelin von Martha und Max Liebermann, in der Nachkriegs-BRD geführten Rückerstattungsverfahrens blieben die umfangreichen Nachforschungen über den Verbleib der in der NS-Zeit entzogenen Kunstwerke ohne Ergebnis. Im Juni 1962 erhielt Maria White 170.075 DM als Schadenersatz zuerkannt. In den Jahren 2010, 2011 und 2012 wurden fünf Zeichnungen Adolph von Menzels und eine Carl Blechen zugeschriebene Ölstudie von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bzw. aus dem Kunstbesitz der BRD restituiert. In Folge der Provenienzforschung an der Österreichischen Galerie empfahl der Kunstrückgabebeirat im Mai 2015 die Übereignung des Leibl-Bildes an die RechtsnachfolgerInnen nach Martha Liebermann. Mit der Restitution der Bauernküche noch im selben Jahr gelangte das erste 1891 von Max Liebermann für seine Sammlung erworbene Kunstwerk an seine Urenkeltöchter.

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Publikationen zur Person / Institution

Beschluss des Kunstrückgabebeirats, Martha Liebermann, 15.5.2014, URL: www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Liebermann_Martha_Max_2014-05-15.pdf (17.11.2022).

Karl-Heinz Janda/Annegret Janda, Max Liebermann als Kunstsammler. Die Entstehung seiner Sammlung und ihre zeitgenössische Wirkung, in: Forschungen und Berichte der Staatlichen Museen zu Berlin, Band 15, Berlin 1973, 105–149.

Bernd Schmalhausen, "Ich bin doch nur ein Maler". Max und Martha Liebermann im "Dritten Reich", Hildesheim-Zürich-New York 1996.

Martin Faass (Hg.),  Martha Liebermann (1857–1943). Lebensbilder, Berlin 2007.

Martin Faass/Max-Liebermann-Gesellschaft (Hg.), Verlorene Schätze. Die Kunstsammlung von Max Liebermann, Berlin 2013.

Bärbel Hedinger/Michael Diers/Jürgen Müller (Hg.), Max Liebermann. Die Kunstsammlung. Von Rembrandt bis Manet, München 2013.

Archivalien

Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, 512/1938.

Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, Galerie Heinemann Online, Datenblätter zu Wilhelm Leibls Bauernküche/Kücheninterieur, URL: heinemann.gnm.de/de/kunstwerk-41879.htm; heinemann.gnm.de/de/kunstwerk-41900.htm (17.11.2022).