Serafine Strauss kam 1871 als zweites Kind des Börsenagenten Ludwig (Louis) Strauss und dessen Frau Gabriele, née Stern, zur Welt. Ihr Bruder, der spätere Komponist Oskar Nathan Strauss (Straus), wurde 1870 geboren, ihre Schwester Anna, verehelichte Goldberger, 1874. 1894 heiratete Serafine im Wiener Stadttempel den Rechtsanwalt Norbert Klinger. Das Ehepaar hatte drei Kinder: Margarethe (Grete), die bereits 1921 verstarb, Lily, ab 1927 verehelichte Deutsch und Julius Erich, der 1936 Charlotte Morgenstern heiratete und nach dem Studium der Rechtswissenschaft in die Kanzlei seines Vaters eintrat. Serafine Klinger besaß eine zum Teil von ihren Onkeln, Julius und Alfred Stern, geerbte Kunst- und Antiquitätensammlung mit insgesamt 76 Kunstobjekten vorwiegend aus dem 17. und 19. Jahrhundert mit Schwerpunkt auf Werken von Jacob und Rudolf Alt. Die Kunstsammlung wurde in der Wohnung und Kanzlei der Familie Klinger am Schottenring 9/12–13 aufbewahrt.
Nach dem “Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 war das Ehepaar Klinger aufgrund seiner jüdischen Herkunft der NS-Verfolgung ausgesetzt. Norbert und Julius Erich Klinger mussten im Juli 1938 ihre Anwaltskanzlei aufgeben und besaßen in Folge kein geregeltes Einkommen mehr. Franz Kieslinger, Experte des Dorotheums für mittelalterliche Kunst, bewertete die Kunstsammlung mit rund 12.000 Reichsmark. Serafine Klinger sah sich im August 1938 gezwungen, über Vermittlung des Kunsthändlers Benno Geiger vier Aquarelle Rudolf von Alts sowie vier Aquarelle Jakob Alts um 3.850 Reichsmark an Reichsamtsleiter Ernst Schulte Strathaus zu verkaufen, der im Auftrag Martin Bormanns einen größeren Bestand an Jakob und Rudolf Alt-Bildern erwerben sollte. Der Verkaufserlös ging auf ein Sperrkonto. Serafine und Norbert Klinger mussten im Juli 1939 in eine Wohnung in Wien 19, Hofzeile 12, umziehen. Ihren Kindern Julius Erich Klinger und Lily Deutsch war im Jänner bzw. Juli 1939 noch die Flucht in die USA gelungen. Serafine und Norbert Klingers Kunstsammlung, soweit noch vorhanden, vertrauten sie entfernten Verwandten, dem Ehepaar Katharina und August Makart, an. Norbert Klinger verstarb am 5. Dezember 1941 im Spital der Israelitischen Kultusgemeinde. Serafine Klinger wurde am 24. September 1942 von ihrer letzten Meldeadresse in Wien 9, Liechtensteinstraße 92 in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Dort starb sie am 15. Februar 1943 laut offiziellem Totenschein an einer Lungenentzündung.
Der in Wien verbliebene Teil der Kunstsammlung Serafine Klingers wurde laut Katharina Makart bei Plünderungen vernichtet bzw. gestohlen. 1946 forderten Lily Delt (vormals Deutsch) und Julius Erich Klinger die Rückstellung der entzogenen Alt-Bilder. Fünf der acht Bilder waren in der Sammlung Bormann im Salzbergwerk Altaussee geborgen und wurden 1949 zwar restituiert, doch das Niederösterreichische Landesmuseum erwirkte mithilfe des Ausfuhrverbotsgesetzes von 1923 eine Sperre für das Rudolf von Alt-Aquarell Holzschiff auf der Donau vor Dürnstein samt Vorkaufsrecht, woraufhin das Werk zum Preis von 4.000 Schilling an das Land Niederösterreich veräußert wurde. Erst 2020 wurde das Bild basierend auf den Ergebnissen der Provenienzforschung an die RechtsnachfolgerInnen nach Serafine Klinger restituiert und schließlich für die Landessammlungen Niederösterreich erneut angekauft.