Der aus Galizien stammende Saul Juer lebte spätestens ab 1885 in Wien und heiratete am 24. März 1904 Helene Kanner, mit der er später zwei Töchter haben sollte. 1902 war er als Mitgesellschafter in das von seinem Vater Osias seit 1886 geführte Fleischhandelsunternehmen eingetreten, welches in der Großmarkthalle im 3. Wiener Gemeindebezirk einen Marktstand betrieb. Ab 1906 war er als dessen alleiniger Inhaber tätig. Nach dem "Anschluss" im März 1938 war Juer als Jude der Verfolgung durch das NS-Regime ausgesetzt. Aufgrund der raschen "Arisierung" der Marktstände der Wiener Großmarkthallen verlor Juer bereits mit Anfang April 1938 die Grundlage seiner Geschäftstätigkeit. Seine Schuldner stellten umgehend jegliche Zahlungen ein und Juer war schließlich gezwungen, sein Unternehmen im Juni 1938 aufzulösen. Um eigene finanzielle Verbindlichkeiten bedienen zu können, sah sich Juer daher genötigt, seine in mehr als 30 Jahren aufgebaute Kunstsammlung zu veräußern. Diese bestand nach eigenen Angaben aus Keramiken, Judaica, Zeichnungen, Stichen und sonstigen Bildern. Obwohl Juer die Absicht bekundet hatte, seine Sammlung im Herbst 1938 versteigern zu lassen, bot er dem Wiener Heeresmuseum im August 1938 Werke mit Militärbezug zum Kauf an. Das Heeresmuseum erwarb schließlich 572 Objekte von Juer, wobei auf Wunsch des Museums der Kunsthändler Blasius Fornach den Ankauf abwickelte, der offenbar erst im Jänner 1940 seinen Abschluss fand. Das Konvolut bestand aus Lithographien, einzelnen Ölgemälden und 18 Keramikfiguren. Im Juni 1941 übergab Juer dem Heeresmuseum zudem ein weiteres Ölgemälde zur Ansicht, das letztlich in dessen Beständen verblieb ohne angekauft zu werden. Da sämtliche Objekte militärische Sujets aufweisen und damit nicht jenes Spektrum an Gegenständen widerspiegeln, wie es Juer für seine Sammlung selbst beschrieb, ist davon auszugehen, dass Juer weitere Teile seiner Sammlung an andere InteressentInnen veräußerte. Belegt ist, dass Juer vor dem März 1941 mehrere Bilder und Keramiken an den Kunsthändler Friedrich Welz verkauft hatte. Zudem hatte das Dorotheum schon im November 1939 nach § 14 der "Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens" Gegenstände aus Gold und Silber von Saul Juer übernommen.
Bereits im Juli 1938 hatte das Ehepaar Juer, wohl aufgrund seiner finanziellen Notlage, jene Wohnung verlassen, die es beinahe 25 Jahre lang bewohnt hatte und übersiedelte in ein Wohnhaus das im Besitz von Angehörigen der Familie Juer stand. Eine der Töchter von Saul und Helene Juer flüchtete schon im September 1938 aus dem tschechoslowakischen Karlsbad in die USA, der anderen gelang noch im August 1939 die Flucht nach Großbritannien. Nach dem Tod seiner Gattin Helene am 4. Dezember 1941 musste Saul Juer zunächst in eine Sammelwohnung im 2. Bezirk ziehen. Am 14. Juli 1942 wurde er nach Theresienstadt deportiert und anschließend am 15. Mai 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz überstellt. Ab diesem Zeitpunkt liegen keine weiteren Hinweise auf das Schicksal Saul Juers mehr vor. Am 6. Juli 1949 wurde er für tot erklärt.
Basierend auf den Ergebnissen der systematischen Provenienzforschung im Heeresgeschichtlichen Museum/Militärhistorischen Institut empfahl der Kunstrückgabebeirat am 29. November 2022 die Rückübereignung der Objekte der Sammlung Saul Juer an dessen RechtsnachfolgerInnen.