Jonas, Robert

Robert Jonas

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5.12.1883 Wien – 7.3.1952 Locarno, Schweiz

Robert Jonas wurde als Kind des aus dem nordungarischen Ballasa-Gyarmat stammenden Benjamin Jonas und dessen Frau Flora, née Spitzer, 1883 in Wien geboren. Er absolvierte bis 1904 die Niedere und Höhere Fachschule am k. k. Technischen Gewerbemuseum in Wien. Im Studienjahr 1905/06 belegte er als außerordentlicher Hörer zwei Lehrveranstaltungen an der Technischen Hochschule in Wien. In den Folgejahren findet sich sein Name nicht mehr in den Inskriptionsprotokollen. 1906 konvertierte Robert Jonas vom jüdischen zum evangelischen Glauben und heiratete am 5. August 1918 seine Verlobte Marianne Weiss. Marianne und Robert Jonas wurden Eltern zweier Kinder, Lili Marietta und Peter Julius, die sie beide evangelisch taufen ließen. Die Familie Jonas wohnte gemeinsam mit Marianne Jonas' Eltern Julius und Berta Weiss in Wien 18, Dittesgasse 40, ab 1935 Gustav-Tschermak-Gasse 14. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das Deutsche Reich galt die Familie Jonas im Sinne der nationalsozialistischen Nürnberger Gesetze als jüdisch und sah sich den Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes ausgesetzt. In seiner Vermögensanmeldung gab Robert Jonas an, dass er Fabrikdirektor in einem der österreichischen Brown-Boveri-Werke war. Im Herbst 1938 gelang dem Ehepaar Jonas und seinen beiden Kindern die Flucht in die Schweiz. Die NS-Behörden entzogen der Familie, entsprechend den Bestimmungen der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz aus dem Jahr 1941, ihr Haus, ihr Sparguthaben und ihre Staatsbürgerschaften. Nur kurze Zeit nach der Deportation von Marianne Jonas' Mutter in das Ghetto Litzmannstadt im Jahr 1941 zog Obersturmbannführer Alois Brunner, der Leiter der "Zentralstelle für jüdische Auswanderung" war und damit eine zentrale Rolle bei der Deportation der Jüdinnen und Juden aus Wien in die NS-Konzentrations- und Vernichtungslager spielte, in ihre Wohnung ein. Die Familie Jonas kehrte nicht wieder nach Österreich zurück. Robert Jonas starb im Jahr 1952 im Alter von 69 Jahren.

Im Volkskundemuseum Wien befanden sich eine Spanschachtel, ein Keramikkrug und eine Tellerplatte, die im September 1938 von Robert Jonas für insgesamt 130 Reichsmark erworben worden waren. Die beiden Keramiken waren aufgrund ihrer kunstgeschichtlichen und volkskundlichen Bedeutung über viele Jahre hinweg sowohl im Schloss Gobelsburg als auch in der Dauerausstellung des Volkskundemuseum Wien zu sehen. Erst die jüngst erfolgte elektronische Erfassung der Objekte in der Datenbank des Museums sowie die systematische Provenienzforschung machten deutlich, dass die von Robert Jonas erworbenen Objekte als bedenklich im Sinne des Kunstrückgabegesetzes gelten. Im Jahr 2017 empfahl der Kunstrückgabebeirat deren Restitution an die RechtsnachfolgerInnen Robert Jonas', die im Mai 2019 erfolgte.

 

Basierend auf den Recherchen von Claudia Spring.

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Publikationen zur Person / Institution

Beschluss des Kunstrückgabebeirats, Robert Jonas, 6.7.2017, URL: www.provenienzforschung.gv.at/beiratsbeschluesse/Jonas_Robert_2017-07-06.pdf (3.12.2020).

Gabriele Anderl/Dirk Rupnow, Die Zentralstelle für jüdische Auswanderung als Beraubungsinstitution (= Veröffentlichungen der Österreichischen Historikerkommission. Vermögensentzug während der NS-Zeit sowie Rückstellungen und Entschädigungen seit 1945 in Österreich 20/1), Wien-München 2004, URL: hiko.univie.ac.at/PDF/20-1.pdf (3.12.2020).

Heidi Brunnbauer, Im Cottage von Währing/Döbling. Interessante Häuser – Interessante Menschen, Wien 2003.

Thomas Mang, "Gestapo-Leitstelle Wien – Mein Name ist Huber". Wer trug die lokale Verantwortung für den Mord an den Juden Wiens? Schriftenreihe des DÖW zu Widerstand, NS-Verfolgung und Nachkriegsaspekten, Münster 2003.

Archivalien

OeStA/AdR, Abgeltungsfonds 7226/2, Robert Jonas.
OeStA/AdR, EuReang, FLD 14123 Teil I, Robert Jonas.
OeStA/AdR, EuReang, VVSt, VA 18321, Robert Jonas.
OeStA/AdR, Hilfsfonds, Abgeltungsfonds 7226/2, Robert Jonas.

WStLA, Historische Wiener Meldeunterlagen, Meldeauskunft Robert Jonas, MA 8 – B-MEA-231742-2017.