Um 1900 zog Wilhelm Bermann mit seiner Frau Sidonie, née Silbermann, aus Temesvár nach Wien. Mit ihren vier Kindern lebten sie in Wien 6, Kasernengasse 4. Ab 1930 war Wilhelm Bermann Alleininhaber der auf Theaterausstattung spezialisierten Werkstätte für dekorative Kunst KG. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich verlor der Betrieb seine Aufträge, da Bermann gemäß Nürnberger Gesetzen als "jüdisch" galt. Aus wirtschaftlicher Not bot Bermann der Theatersammlung der Nationalbibliothek (NB) Modellzeichnungen für Theaterkostüme, auch Figurinen genannt, zum Kauf an. Insgesamt erstand die NB 1938 und 1939 1.604 Zeichnungen und Drucke von Wilhelm Bermann. Dessen im Juli 1938 abgegebene Vermögensanmeldung bewertete das Betriebsvermögen der Werkstätte, das unter anderem 20.000 Modellzeichnungen und 2.400 Fotos umfasste, mit rund 31.000 Reichsmark, denen 29.800 Reichsmark Betriebsschulden gegenüberstanden. Im September 1938 "arisierte" die Theaterkunst GmbH aus Berlin Bermanns Unternehmen mit sämtlichem Inventar und vielen tausend verbliebenen Modellzeichnungen zum Preis von 21.500 Reichsmark, übernahm aber nicht die Betriebsschulden. Die Löschung der Werkstätte für dekorative Kunst aus dem Handelsregister erfolgte im November 1938. Der Verkaufserlös wurde wahrscheinlich direkt auf ein Sperrkonto der Vermögensverkehrsstelle überwiesen und zur Begleichung von Schulden und diskriminatorischen Zwangsabgaben des NS-Staates, wie der Judenvermögensabgabe, genutzt. 1941 mussten Wilhelm und Sidonie Bermann gemeinsam mit ihrer Tochter Johanna in eine Sammelwohnung in Wien 1, Judengasse 5, ziehen. Ihr ältester Sohn Friedrich überlebte im algerischen Exil, über den Aufenthalt von Sohn Alfred ist nichts bekannt, Tochter Margarethe war bereits 1924 verstorben. Unmittelbar vor ihrer Deportation am 15. Oktober 1941 in das Ghetto Litzmannstadt unterzeichneten die Bermanns eine "Sondervollmacht" zur Übertragung ihres verbliebenen Eigentums (zwei Betten und zwei Kästen) an die Zentralstelle für jüdische Auswanderung. Über ihren weiteren Verbleib ist nichts bekannt.
1948 erwirkte Friedrich Bermann für seine Eltern und Schwester Johanna die Toterklärung durch das Landesgericht Wien, welches feststellte, dass diese den 8. Mai 1945 nicht überlebt hatten. Im selben Jahr strengte Friedrich Bermann ein Verfahren zur Rückstellung der Werkstätte an, das 1951 in einem Vergleich vor der Rückstellungskommission beim Landesgericht für Zivilrechtssachen endete. Die Theaterkunst GmbH verpflichtete sich darin zur Zahlung von 15.000 Schilling, Friedrich Bermann verzichtete im Gegenzug auf weitere Ansprüche. Nach der Insolvenz der Theaterkunst GmbH 1953 übernahm die Wiener Theaterkunst-Werkstätte Karl Lambert Hofer die Konkursmasse. Von dieser Firma kaufte die Theatersammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB) 1959 bzw. 1961 einen Bestand von 16.000 Figurinen, Kostümen und Kostümteilen, die der Werkstätte Bermanns zugeordnet werden können. Dieses Konvolut befindet sich heute im Bestand des Österreichischen Theatermuseums, in den die ehemalige Theatersammlung der ÖNB eingegangen ist. Da Friedrich Bermann 1951 sämtliche Ansprüche am Vermögen der Theaterkunst GmbH aufgegeben hatte, stellte der spätere Erwerb der Sammlungsbestandteile keinen Entzug im Sinne des Kunstrückgabegesetzes dar. In Folge der aufgrund des Kunstrückgabegesetzes von 1998 durchgeführten Provenienzforschung im Bestand des Theatermuseums wurde 2008 die Rückgabe von 1.553 Zeichnungen, die 1938/39 direkt von Bermanns Werkstätte angekauft worden waren, an dessen ErbInnen beschlossen. Weitere 51 Figurinen aus diesem Konvolut, die im Zuge der Restitutionsvorbereitungen aufgefunden worden waren, empfahl der Kunstrückgabebeirat im Herbst 2020 zur Rückgabe.