Pulkau, Pfarrhof

Pfarrhof Pulkau

Blick hangaufwärts auf ein großes Gebäude sowie weitere Häuser und einen Kirchturm, Farbfoto
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Der am Rande des Marktes Pulkau gelegene Pfarrhof stammt ursprünglich aus dem 16./17. Jahrhundert und wurde nach einem Brand im Jahre 1709 in einen repräsentativen zweigeschossigen Bau mit barocker Fassadengliederung umgestaltet. Durch die abgeschiedene Lage wurde er von den Wiener Städtischen Sammlungen 1943 als einer von insgesamt 16 Orten in Niederösterreich als Bergungsort für Sammlungsgut ausgewählt. Hier wurden am Schüttboden im ersten Stock Bilder, Teppiche und Teile der Sammlung Strauß-Meyszner, die den Nachlass von Johann Strauß Sohn beinhaltet, eingelagert. Im April 1945 diente der Pfarrhof als Unterbringungsort für Flüchtlinge aus Schlesien und Verwundete aus geräumten Lazaretten der Deutschen Wehrmacht. Nach dem kampflosen Abzug der Wehrmacht am 7. Mai 1945 übernahmen Sowjettruppen den Ort und quartierten ihrerseits Soldaten im Pfarrhof ein. Dabei kam es auch zu Plünderungen durch Sowjetsoldaten und Angehörige der einheimischen Bevölkerung. Von den eingelagerten Museumsgegenständen fehlte einzig die Geige von Johann Strauß. Ihr Verbleib ist bis heute unbekannt.

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Publikationen zur Person / Institution

Gerhard Milchram/Michael Wladika, "Es konnte festgestellt werden, dass tatsächlich Verwüstungen und Plünderungen sowohl durch SS-Truppen als auch durch Russen und Landbewohner stattfanden". Bergungen und Rückbergungen der Städtischen Sammlungen (Museen der Stadt Wien), in: Pia Schölnberger/Sabine Loitfellner (Hg.), Bergung von Kulturgut im Nationalsozialismus. Mythen – Hintergründe – Auswirkungen (= Schriftenreihe der Kommission für Provenienzforschung 6), Wien-Köln-Weimar 2016, 219–248, URL: doi.org/10.7767/9783205201564-012.

Heinz Schöny, Erinnerungen an die Rückbergungen nach dem Krieg, in: Hundert Jahre Historisches Museum der Stadt Wien, Katalog der 106. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 21. Mai bis 30. August 1987, Wien 1987, 87.