Der Kommerzialrat Josef Morgenstern arbeitete seit den 1920er-Jahren als Handelsagent und Prokurist für das Bankwesen und die Röhrenbranche in Wien und Amsterdam. Daneben studierte er an der Universität Wien Staatswissenschaften, seine Promotion erfolgte 1928. Morgenstern war mit dem Kunsthändler und Verleger Otto Nirenstein befreundet und wurde 1921 als förderndes Mitglied bei der Zentralvereinigung der Architekten aufgenommen. In der Apfelgasse 3, Wien 4 erwarb er im März 1922 eine Liegenschaft, in der sich seine Frau Alice und er die Wohnung Nummer 8 vom jungen Architekten Otto Bauer einrichten ließen. Die von Bauer entworfenen modernen und exquisiten Möbel wurden in zeitgenössischen Architekturzeitschriften beschrieben und illustriert. So zeigte etwa ein Artikel in der Zeitschrift Innendekoration aus dem Jahr 1924 neben dem Mobiliar verschiedene Kunstwerke und im Musikzimmer des Ehepaars Morgenstern u. a. das Gemälde Vier Bäume von Egon Schiele, das in den Jahren 1928 und 1930 bei Ausstellungen in der Neuen Galerie in Wien und im Kunsthaus Zürich zu sehen sein sollte. Über die restliche Kunstsammlung sind nur wenige Details bekannt, doch dürften dazu ein nicht näher bekanntes Werk von Paul Gauguin, diverse Aquarelle und Stiche sowie eine 5.000 Bände umfassende Bibliothek gehört haben.
Zum Zeitpunkt des "Anschlusses" im März 1938 war Morgenstern als stellvertretender Leiter des Röhrenkartell-Büros tätig. Bereits im Mai 1938 erhielt Josef Morgenstern aufgrund seiner jüdischen Herkunft die Kündigung seines Arbeitgebers, der Kommanditgesellschaft Kontinentale Eisenhandelsgesellschaft Kern & Co, woraufhin das Ehepaar beabsichtigte, nach Nordamerika auszuwandern. Offiziell verließen Alice und Josef Morgenstern am 13. August 1938 Wien in Richtung Jugoslawien, nicht ohne zuvor ihren gesamten Haushalt samt Mobiliar, Steinway-Flügel, Notendrucken, Büchern und Silbersachen aufzulösen und aufgrund der Notlage unter Wert verkaufen zu müssen. Die erste Zeit nach der Flucht verbrachte das Ehepaar Morgenstern auf der Insel Korčula. Von dort aus reiste es im Dezember 1938 auf Grundlage eines Arbeitsvisums, das Josef Morgenstern in Zagreb erhalten konnte, nach Brüssel. Nachdem im Mai 1940 deutsche Truppen Belgien überfallen hatten, wurde Josef Morgenstern verhaftet, nach Südfrankreich deportiert und im Lager Saint Cyprien interniert. Nach dessen Auflösung Ende 1940 kam er in das Lager Gurs und anschließend ins Durchgangslager Drancy. Am 9. September 1942 erfolgte die Verschleppung von Josef Morgenstern mit dem 30. Deportationstransport nach Auschwitz, wo er zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt ermordet wurde. Alice Morgenstern blieb in Brüssel, ihr gelang es unterzutauchen und als "U-Boot" mit Hilfe ihrer Quartiergeberin zu überleben. Der einzige Bruder von Josef Morgenstern sowie alle drei Schwestern von Alice Morgenstern wurden Opfer der Shoah.
Wenngleich es bereits unmittelbar nach Ende des NS-Regimes den Verdacht gab, dass das Schiele-Werk Vier Bäume, das 1943 durch die Österreichische Galerie von der Kunsthandlung L. T. Neumann erworben worden war, aus entzogenem Eigentum stammte, konnten erst jüngste Forschungen die Provenienzlücke schließen. Diese belegen, dass Josef und Alice Morgenstern vor ihrer Flucht 1938 ihrem langjährigen Freund und Familienanwalt Robert Röhrl (1886–1952) eine Vertretungsvollmacht ausgestellt und ihm das Gemälde zur Verwahrung übergeben hatten. Die Dokumente zeigen außerdem, dass Alice Morgenstern über den Verbleib ihres Gemäldes Vier Bäume erst im Jahr 1959 Kenntnis erhielt, als es im Rahmen zweier Ausstellungen der Österreichischen Galerie in Luxemburg und in Belgien zu sehen war. In der Korrespondenz mit den österreichischen Behörden nannte Alice Morgenstern Details zur Flucht und zum Verlust ihres Hab und Guts. Dennoch liegt der Verbleib der Wohnungseinrichtung und der Kunstsammlung weiterhin im Dunkeln. Alice Morgenstern starb am 25. Oktober 1970 verarmt in einem jüdischen Altersheim in Brüssel. Auf Grundlage dieser neuen Erkenntnisse empfahl der Kunstrückgabebeirat in seiner Sitzung vom 6. März 2020 die Restitution des Gemäldes Vier Bäume an die RechtsnachfolgerInnen nach Josef und Alice Morgenstern.