Die Malerin und Grafikerin Sofie Korner war das zweitälteste von insgesamt fünf Kindern des aus Lemberg stammenden Produktenhändlers, Sensenfabrikanten sowie Förderers der Wiener Urania Zacharias Korner und seiner Frau Pauline. Im Sommer 1901 verlor sie durch einen Badeunfall in Triest ein Bein und war seither auf eine Beinprothese angewiesen. Die Familie zog 1902 von der Ferdinandstraße in den Nestroyhof in der Praterstrasse 34, einem Zentrum für jüdische Kultur im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Von 1902 bis 1905 besuchte Sofie Korner die Wiener Kunstgewerbeschule am Stubenring und belegte Kurse in Malerei und Zeichnen. 1909 und 1910 stellte sie innerhalb der Neukunstgruppe um Egon Schiele aus und war Mitglied der 1910 gegründeten Vereinigung Bildender Künstlerinnen Österreichs. Vermutlich seit 1916 verfügte Sofie Korner über ein großes Wohnatelier samt Dachgarten am Morzinplatz 6 in der Wiener Innenstadt. Beachtenswert war die umfangreiche Präsentation ihres Werkes in einer Ausstellung des Verbandes der schwedischen Künstlerinnen in Stockholm 1917. 1919 war sie Gründungsmitglied der Wiener Künstlergruppe Bund der Geistig Tätigen und folgte Johannes Itten als dessen Schülerin ans neugegründete Weimarer Bauhaus. 1922/1923 beteiligte sie sich an der vom Bauhaus ausgerichteten Internationalen Kunstausstellung der Indian Society of Oriental Art in Kalkutta.
Im August 1939 verlor die Künstlerin als verfolgte Jüdin das Mietrecht und übersiedelte zunächst gemeinsam mit ihrem 90jährigen verwitweten Vater in die Wohnung ihres Bruders Siegfried (genannt Fritz) Korner, einem Wiener Patentwalt mit Kanzlei in Wien 1, Stubenbastei 12. Emigrationsversuche Sofie Korners scheiterten – vermutlich auch aufgrund ihrer Behinderung. Im Dezember 1941 mussten Sofie, Siegfried und Zacharias Korner in eine Sammelwohnung in der Oberen Donaustraße 12, Wien 2 übersiedeln. Dort entwickelte sich eine Freundschaft mit Elsa Stowasser, Mutter des Künstlers Friedensreich Hundertwasser, die nach dem Krieg über das Schicksal der Künstlerin berichtete. Sofie Korner wurde am 5. Juni 1942 nach Sobibor deportiert und ermordet. Ihr Bruder Siegfried Korner wurde in Maly Trostinec ermordet, ihr Vater Zacharias Korner in Theresienstadt.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen 1939 und 1942 übergab Sofie Korner ihre Ölgemälde, Aquarelle und graphischen Blätter nicht namentlich überlieferten "arischen“ FreundInnen in Wien zur Verwahrung. Nur wenige Kohlezeichnungen und Ölgemälde konnten von ihren drei Schwestern in die Emigration nach Australien, in die USA und nach England gerettet werden. Anna Erlach, eine Bekannte der Familie und 1942 mehrfach u. a. wegen Diebstahl und Betrug mit gefälschten Einreisebewilligungen, Visa und Pässen vorbestrafte Kunstgewerblerin, soll laut Familiengedächtnis Gemälde Sofie Korners 1941 entzogen und weiterverkauft haben. Über das Schicksal und den Verbleib der Werke Sofie Korners ist nichts bekannt.