Die Bibliothek Sassenbach ist nach dem deutschen Gewerkschafter, SPD-Politiker und Mitbegründer des gewerkschaftlichen Verlags- und Bibliothekswesens Johannes Sassenbach (12. Oktober 1866–19. November 1940) benannt. Sassenbach, der sich intensiv für das gewerkschaftliche Bildungswesen engagierte, war ab 1891 Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Sattlervereins und zwischen 1902 und 1919 Mitglied der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands sowie seit 1922 dessen Sekretär. Zwischen 1906 und 1921 fungierte er als Sekretär der Internationalen Vereinigung der Sattler und verwandter Berufe, ab 1923 als Sekretär und zwischen 1927 und 1931 als Generalsekretär des Internationalen Gewerkschaftsbundes. Darüber hinaus war er Berliner Stadtverordneter (1906–1915) und von 1920 bis 1923 Vorsitzender der Volkshochschule Groß-Berlin. Nach der Abschaffung des demokratischen Rechtsstaates durch das NS-Regime wurde er am 7. Mai 1934 wegen "staatsgefährdender Handlungen" verhaftet und wegen Hochverrates angeklagt. Sassenbach, der als Verleger und Publizist tätig war und als erster Bibliograf gewerkschaftlichen Schriftgutes gilt, besaß eine große private Bibliothek, die er 1927 dem Berliner Ortsausschuss des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) als Studienbibliothek überlassen hatte. 1931 erwarb der Ortsausschuss die Sassenbach-Bibliothek. Am 2. Mai 1933 wurde das Vermögen der Gewerkschaften und am 10. Mai 1933, dem Tag der Bücherverbrennungen, das Eigentum der SPD beschlagnahmt. Darunter befand sich auch die Sassenbach-Bibliothek, die in dem von der Deutschen Arbeitsfront übernommenen Haus des freigewerkschaftlichen Dachverbandes Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund in Berlin zusammen mit den Archiven, Katalogen und Bibliotheken der verbotenen ArbeiterInnenorganisationen untergebracht wurde. Hier fand auch im Januar 1934 das Parteiarchiv der NSDAP und der DAF seinen Platz. Im Oktober 1934 gelangte die Bibliothek mit der Verlegung des NSDAP-Parteiarchivs nach München, wo sie bis zum Ende des Krieges verwahrt blieb. 1947 kam es zur Überführung des größten Teiles der Bibliothek über den Munich Central Collecting Point in das Offenbach Archival Depot (OAD), wo der Bibliotheksbestand wahrscheinlich aufgeteilt wurde – die Bibliothek gilt heute zum Großteil als verschollen. Ein Teil des Bibliotheksbestandes kam nach der Auflösung des OAD an die Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main, den diese vom Hessischen Ministerium für Kultur und Unterricht zur treuhänderischen Aufbewahrung übernommen hatte. Weitere Teile der Bibliothek gelangten in das Bundesarchiv in Berlin und in die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn.
2011 konnte im Zuge der systematischen Provenienzforschung ein Buch aus dem Bestand der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien an die Rechtsnachfolgerin der ehemaligen Bibliothek Sassenbach, die Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, restituiert werden. Das Separatum trägt ein Exlibris der "Bibliothek Sassenbach – Ortsausschuss Berlin des A.D.G.B." sowie einen Stempel mit dem Aufdruck "NSDAP Parteiarchiv". Wie das Buch in den Bibliotheksbestand des Instituts für Geschichte der Medizin gelangt war, konnte nicht lückenlos rekonstruiert werden.