Neben seinem Lehramtsstudium in Griechisch und Latein an der Universität Wien arbeitete Richard Nadler halbtags als wissenschaftliche Hilfskraft im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums in Wien. Nach Ablegung seiner ersten Lehramtsprüfung in Latein im Herbst 1938 bewarb er sich beim Stadtschulrat für Wien um eine Anstellung als Lehrer. Von Oktober bis Dezember 1938 war er im Staatlichen Erziehungsheim Hacking tätig, bis er wieder an das Museum zurückkehrte, wo er im wissenschaftlichen Dienst am Münzkabinett und an den Bergungen der Kunst- und Kulturgüter beschäftigt war. Im September 1940 wurde Nadler zur Wehrmacht eingezogen und war zuletzt Unteroffizier im Schreiberdienst. Er geriet in englische Kriegsgefangenschaft, aus der er im Oktober 1945 entlassen wurde. Aus dem Museum wurde er offiziell mit 8. August 1945 entlassen, da er als "illegaler Nationalsozialist" galt. In einem Schreiben an die österreichische Staatsregierung im Herbst 1945 bat er um Streichung von der Registrierungsliste der ehemaligen Nationalsozialisten mit der Begründung, 1933 nur zwei Wochen lang SA-Mitglied gewesen zu sein. Erst nach dem "Anschluss" habe er sich wieder bei der SA gemeldet und um die Aufnahme in die NSDAP bemüht, um den Posten als Lehrer und Erzieher zu bekommen; Parteimitglied sei er aber nie gewesen. Die Sonderkommission 1. Instanz, Senat 7, gab 1946 dem Einspruch Nadlers, nie "Illegaler" gewesen zu sein, statt. Da er während seiner Zeit im Museum zwar die Lehramtsprüfung abgelegt, jedoch nicht das Doktorat erlangt und auch nicht wissenschaftlich gearbeitet hatte, wurde er mit Ende Februar 1946 entlassen. Richard Nadler lebte später in Krems an der Donau, wo er Vertragslehrer am Bundesgymnasium war.
Richard Nadler
Archivalien
KHM-Archiv, III 1178, PA Nadler.
OeStA/AdR, UWK, BMU, Personalakten, Richard Nadler.
OeStA/AdR, ZNsZ, Gauakt 89434, Richard Nadler.
WStLA, Gauakten, A1-'Gauakten', Personalakten des Gaues Wien, Richard Nadler.